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       # taz.de -- Eröffnung der Berliner Primark-Filiale: Protest ist in Mode
       
       > Zur Eröffnung der zweiten Primark-Filiale ist der Andrang geringer als
       > erwartet. Gleich daneben findet eine Demo gegen „fast fashion“ statt.
       
   IMG Bild: Mindestens so bunt wie die Billigklamotten ist auch der Protest dagegen.
       
       Kleiderständer auf dem Alexanderplatz sieht man nicht alle Tage. „Fast
       fashion kills“, steht auf einer Tafel, auf einer anderen
       „Kleidertauschaktion“. Wer seine alten Klamotten abgeben und mit neuen nach
       Hause gehen will, ist hier richtig. Der Kleidertausch ist das Gegenevent
       zur Eröffnung der zweiten Primark-Filiale Berlins am Donnerstag am Alex.
       
       „Wir erwarten bis zu 10.000 Kunden“, sagt Wolfgang Krogmann,
       Deutschlandchef der irischen Modekette, während einer Sneak-Preview zwei
       Stunden vor dem offiziellen Opening um 11.45 Uhr. Einen derart großen
       Andrang hatte es zur Eröffnung der ersten Filiale im Juli 2012 gegeben.
       Doch am Alexanderplatz bleibt der Ansturm der Kauflustigen aus. Erst kurz
       vor Eröffnung gibt es Warteschlangen.
       
       ## Probleme mit Brandschutz
       
       Eigentlich sollte Primark am Alexanderplatz schon vor einem Jahr eröffnen.
       Doch Probleme mit dem Brandschutz verzögerten das, teilt Krogmann auf dem
       Rundgang für die Journalisten mit. In der neuen Filiale mit ihren drei
       Stockwerken sind 800 Mitarbeiter beschäftigt, überwiegend in Teilzeit. Das
       Design ist ganz dem Image Berlins angepasst: An den Säulen sind Graffiti
       angebracht. Krogmann nennt das „Lokaltouch“. Sogar die Politik gibt sich
       ein Stelldichein. Als Ehrengast ist Irlands Premierminister Enda Kenny nach
       Berlin gereist. Er durchschneidet das Band der zweiten Berliner Filiale, es
       ist die 13. in Deutschland und weltweit die 276.
       
       Draußen werden blaue Primark-Ballons verteilt. Für die 13-jährige
       Berlinerin Steffi zählt vor allem ein Argument: der Preis. „Das Beste ist
       einfach, dass man für wenig Geld viele stylische Sachen bekommt.“ Die
       Protestler wenige Meter weiter sehen das ganz anders: „Kleider zum
       Wegwerfen sind das“, heißt es bei der Kleiderbörse. Auf einem Transparent
       steht: „Fast Fashion ist untragbar“. Weniger als der Preis zählen die
       Arbeitsbedingungen jener Fabrikarbeiter vor allem in Bangladesch, China und
       Indien, die für Primark produzieren. In Deutschland würden jährlich fast
       sechs Milliarden Kleidungsstücke verkauft, die Bekleidungsindustrie
       erwirtschafte rund 18 Milliarden Euro Umsatz. Doch obwohl immer mehr
       gekauft werde, seien die Ausgaben für Kleidung seit 30 Jahren kaum
       gestiegen, sagt Berndt Hinzmann von der Kampagne für saubere Kleidung: „Den
       Preis dafür zahlen die Näherinnen und Näher.“
       
       Über die Protestaktion auf dem Platz, direkt vor der Filiale, verlieren der
       Premier und der Primark-Chef kein Wort. Krogmann versichert allerdings,
       dass man sich bei der Produktion der Primark-Mode an ethische Standards
       halte. „Wir produzieren in den gleichen Fabriken wie unsere Wettbewerber“,
       versichert er. „Nur sind wir günstiger, weil wir wegen der hohen Stückzahl
       billiger einkaufen.“ Der teuerste Artikel am Alex ist eine Jacke für 38
       Euro.
       
       3 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lea Pagels
       
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