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       # taz.de -- Streit um Botanika: Kein Geld für die grüne Seele
       
       > SPD und Grüne streiten hinter den Kulissen um die Finanzierung der
       > Botanika, denn der Wirtschaftssenator verwendet Efre-Geld lieber für
       > Tourismus-Kongresse.
       
   IMG Bild: Die Idylle im Rhododendron-Park trügt, denn hinter den Botanika-Kulissen gibt es Streit ums Geld.
       
       Eigentlich geht es aufwärts mit der „Botanika“, Bremens grünem
       Science-Center. Die Besucherzahlen steigen – von 27.000 2010 auf fast
       70.000 im Jahre 2013. „Pflanzen sind Nahrung für die Seele und den Körper,
       sie heilen, machen glücklich, sie schmecken und duften, sie verführen und
       nähren“, heißt es in einer Botanika-Pressemitteilung anlässlich einer
       500.000-Euro-Finanzspritze der Bundesumweltstiftung dieser Tage. Und doch
       gibt es immer wieder Streit hinter den Kulissen. Jüngst wurde aus dem
       Aufsichtsrat der Botanika die Nachricht kolportiert, dass 320.000 Euro an
       „Efre“-Mitteln, mit denen Botanika im Jahre 2014 rechnete, wohl nicht
       fließen werden.
       
       „Efre“ steht für Europäischer Fonds für regionale Entwicklung. Damit, so
       steht es im Projektantrag, will Botanika ihr „Entdeckerzentrum“ als
       Seminar- und Veranstaltungszentrum bekannter machen. Schon in den Jahren
       2010 bis 2012 war das „Entdeckerzentrum“ aus dem Efre-Programm gefördert
       worden und die Botanika erwartete, dass das so weitergeht. Aber über die
       Mittelvergabe entscheidet nicht die EU, sondern Wirtschaftssenator Martin
       Günthner (SPD). Die EU kontrolliert nur die zweckgebundene Vergabe.
       
       So bekam die Firma Airbus aus dem Efre-Topf 350.000 Euro für die
       Entwicklung ihrer Landeklappen, mit 1,7 Millionen Euro förderte der
       Wirtschaftssenator den Ausbau der Straße Waller Ring. Satte 728.000
       Efre-Euro stellte er zur Verfügung für das Tourismus-Manager-Treffen „GTM
       Germany Travel Mart“ vor wenigen Wochen. Geld ist also da – nur nicht für
       die weitere Förderung des Botanika-Marketings.
       
       Bei der Frage nach dem Warum hilft ein Blick auf die Geschichte der
       Botanika. Eigentlich ist es ein Projekt, das es ohne das Engagement von
       Bürgermeister Jens Böhrnsen in seiner Zeit als SPD-Fraktionsvorsitzender
       nicht gäbe – angesiedelt ist es aber beim grünen Umweltressort. Schon 2009
       beklagte der grüne Fraktionsvorsitzende Matthias Güldner die
       „Blockadehaltung“ der SPD, die die Botanika nicht dauerhaft subventionieren
       wollte. Seitdem geht der Streit um die Frage, ob die staatlichen Zuschüsse
       eine „Anschubfinanzierung“ sind oder eine dauerhafte Förderung. Schon 2013
       bewilligte der Wirtschaftssenator die für jenes Jahr beantragten 350.000
       Euro nicht, allerdings kam die Botanika auch ohne aus. Das hat offenbar
       nicht die Bereitschaft gestärkt, für 2014 zu zahlen.
       
       In ihrem Finanzplan hat die Botanika für die Jahre 2015 bis 2018 eine
       schwarze Null unter dem Strich. Zwei Drittel der geplanten Einnahmen sind
       allerdings Zuschüsse. 600.000 Euro stehen jedes Jahr als
       „Gesellschaftereinlage“ bei den Einnahmen, Zuschüsse also der Stadt,
       400.000 Euro bei „sonstigen Zuwendungen“, dahinter verbergen sich auch vor
       allem staatliche Stellen. Und auch die SWB hat sich zu Spenden verpflichtet
       – nicht ganz freiwillig, eher gedrängt durch die Stadt.
       
       SPD und Grüne wollen derzeit einen öffentlichen Koalitionskrach über die
       Botanika vermeiden und suchen nach einer geräuschlosen Lösung. Schon vor
       Jahren hatten Grundstücksverkäufe zur Finanzierung der
       Botanika-Investitionen beigetragen. Nun ist ein attraktives
       Wassergrundstück an der Marcusallee im Gespräch, das vier Millionen Euro
       bringen soll. Der Beirat Horn hatte sich gegen eine Bebauung ausgesprochen,
       dennoch will der Senat die Bebaubarkeit prüfen, teilte er im Juni der
       Bürgerschaft mit. Für den Etat 2014 kämen die Verkaufserlöse allerdings zu
       spät.
       
       29 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Wolschner
       
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