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       # taz.de -- Rüstungsforscher über Kampfdrohnen: „Sind dann Programmierer schuld?“
       
       > Künftig könnten Kampfdrohnen auch ohne menschliche Kontrolle agieren,
       > sagt der Forscher Hilmar Linnenkamp. Aber wer ist dann für sie
       > verantwortlich?
       
   IMG Bild: Soll mit so wenig menschlicher Aufsicht auskommen wie möglich: die europäische Tarnkappendrohne „Neuron“.
       
       taz: Herr Linnenkamp, Sie fordern, bewaffnete Drohnen zu verbieten. Warum? 
       
       Hilmar Linnenkamp: Weil wir uns eines Instruments bedienen, dessen innere
       Logik am Ende zur Automatisierung von militärischen Einsätzen führt. Zwar
       führen im Moment noch Drohnenpiloten die meisten Drohneneinsätze, aber in
       die Drohnen sind schon Elemente involviert, die einen Teil der
       Entscheidungen Mechanismen und Algorithmen überlassen.
       
       Welche Entscheidungen? 
       
       Wenn die Drohne beobachtet, was am Boden passiert, vergleicht der Computer
       das Lagebild mit Mustern, die andeuten, dass es sich um terroristische
       Aktivitäten handelt. Der Drohnenpilot drückt zwar noch den Knopf, aber
       seine Entscheidung ist bereits von Assistenzsystemen abhängig.
       
       Was macht so ein Einsatz mit einem Drohnenpiloten? 
       
       Das ist eine schwere Belastung für die Piloten. Dadurch, dass sie über
       lange Zeit bestimmte Gebiete und Gruppen von Menschen beobachten, gewinnen
       sie ein sehr viel intensiveres, persönliches Verhältnis zu den Zielen als
       der Soldat, der vor Ort eine weitreichende Granate losschießt.
       
       Und wenn wir die innere Logik zu Ende denken und es keinen Piloten mehr
       gibt? 
       
       Dann entsteht die Frage: Gibt es noch einen Verantwortlichen für das, was
       im Krieg passiert? Sind das die Programmierer, die die Automaten
       einrichten? Was bedeutet das unter moralischen Gesichtspunkten?
       
       Fliegende Tötungsmaschinen, die sich ihr Ziel selbst suchen – wie
       realistisch ist dieses Szenario überhaupt? 
       
       Es ist sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren mehr
       und mehr automatisierte Systeme entwickelt werden. Zudem treibt die
       Massenproduktion im zivilen Bereich Entwicklungen im militärischen Bereich
       an. Die USA – und sicher auch China – arbeiten ohne jeden Zweifel an der
       Automatisierung von Waffen.
       
       Zurück zur Gegenwart. Wenn wir nicht mehr Soldaten in den Krieg schicken
       müssen, sondern Drohnen – sinkt dann die Hemmschwelle vor einem
       militärischen Einsatz? 
       
       Ich glaube nicht, dass die Entscheidung, ob wir uns an einem Krieg
       beteiligen, davon abhängig gemacht wird. Da vertraue ich auf unser
       politisches System.
       
       30 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Maria Amberger
       
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