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       # taz.de -- Greenpeace verspekuliert sich: Ungeschützter Kapitalverkehr 
       
       > Greenpeace ärgert sich über den Verlust von 3,8 Millionen Euro bei
       > Devisengeschäften. Dass die Spekulation möglich war, sorgt für Entsetzen.
       
   IMG Bild: Antibergbau-Proteste in Chile: Mit solchen Bildern will Greenpeace in die Medien. Nicht mit Spekulationen.
       
       BERLIN taz | „Taten statt Warten“ fordert die Umweltorganisation
       Greenpeace. Im aktuellen Finanzskandal um den Verlust von 3,8 Millionen
       Euro durch missglückte Devisengeschäfte war diese Einstellung offenbar das
       Problem.
       
       Es habe strukturelle „Herausforderungen in der Finanzabteilung“ gegeben,
       sagte Greenpeace-Sprecher Mike Townsley auf Anfrage der taz. Die
       Unregelmäßigkeiten seien „bei den Mechanismen und der Durchführung von
       Transaktionen und der Rechnungsstellung“ aufgetreten, inzwischen allerdings
       behoben.
       
       Townsley bestätigte damit einen Bericht der britischen Zeitung The
       Guardian, die aus internen Greenpeace-Papieren folgerte, die
       Vermögensverwaltung des internationalen Öko-Verbands sei seit Jahren
       „ungeordnet“, habe Personalprobleme und zeige, dass klare Prozesse fehlten
       – was zu „Fehlern und schlechten Resultaten“ geführt habe.
       
       Laut Sitzungsprotokoll des Greenpeace-Aufsichtsrats vom Frühjahr 2014
       zeigten sich die Kontrolleure entsetzt über den Verlust, waren aber
       „besonders besorgt darüber, wie das geschah, das heißt den Mangel an
       starken, kohärenten Prozessen und Kontrollen, die verhindern, dass Verträge
       ohne Autorisierung geschlossen werden können“.
       
       ## 70,9 Millionen Euro Jahresbudget
       
       Durch Devisenverträge zur Absicherung der Währung, die auf einen
       schwächeren Euro spekulierten, hatte der Chef der Finanzabteilung seit
       August 2013 insgesamt einen Verlust von 3,8 Millionen Euro aufgehäuft. Der
       Mann, der laut Townsley für diese Verträge keine Genehmigung hatte, wurde
       im März gefeuert.
       
       Dabei sind Absicherungsversuche gegen Währungsschwankungen keine Peanuts:
       2012 verlor die Organisation deshalb 0,6 Millionen, nachdem sie 2011 noch
       0,4 Millionen gewonnen hatte. Der Greenpeace-Sprecher verwies darauf, dass
       die Finanzen des globalen Umweltkonzerns jedes Jahr „von externen Prüfern
       untersucht werden und immer ein sauberes Gesundheitszeugnis bekommen
       haben“. Der Verlust sei bereits Anfang 2014 aufgefallen, aber die
       Aufarbeitung habe sich „bei den 14 verschiedenen Arten von Kontrakten“
       lange hingezogen. Die Veröffentlichung des Millionenverlusts sei für den
       neuen Jahresbericht geplant gewesen, der im nächsten Monat vorgestellt
       werden soll.
       
       Der neue Chef der Finanzabteilung habe bereits „signifikante Änderungen in
       den Prozessen und neue Kontrollen“ eingeführt. Insgesamt, so Townsley,
       werde die Organisation ein Minus von 6,8 Millionen Euro für 2013 ausweisen,
       in denen die 3,8 Millionen Spekulationsverlust enthalten seien. Die übrigen
       3 Millionen seien „geplantes Defizit“, weil Greenpeace sich mitten im Umbau
       befindet: Kompetenzen und Stellen werden von der Zentrale in Amsterdam in
       die regionalen Büros verlegt.
       
       Das Jahresbudget von Greenpeace International beträgt für 2013 insgesamt
       70,9 Millionen Euro. Die weltweit 28 Greenpeace-Regionalbüros zusammen
       nahmen 2012 etwa 270 Millionen ein, von denen 90 Millionen für Fundraising
       ausgegeben wurden. Bei den Länderbüros führt Deutschland mit einem
       Einkommen von circa 53 Millionen die Liste an. Von diesem Geld überwiesen
       die Deutschen 21 Millionen an Greenpeace International.
       
       24 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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