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       # taz.de -- Kommentar Geld und Fifa-Funktionäre: Transparenz ist unerwünscht
       
       > Sepp Blatter und dem Fußball-Weltverband droht der nächste Skandal.
       > Diesmal geht es um die Bezahlung der Funktionäre, teure Flüge und
       > Luxushotels.
       
   IMG Bild: Shake hands: Dilma Rousseff und Sepp Blatter.
       
       Liefert die Fifa da schon wieder einen Skandal? Funktionäre, die sich
       üppige Honorare selbst genehmigen, Sitzungsgelder, die in bar ausgezahlt
       werden, damit man sie besser an der Steuer vorbeischieben kann, teure Flüge
       zu den schönen Großturnieren, wo immer die besten Hotels für die Herrscher
       des Weltfußballs reserviert sind.
       
       Die Sunday Times hat nun in der vierten Woche in Folge Enthüllungen über
       den Internationalen Fußballverband veröffentlicht, die die Fifa in den
       allerdunkelsten Farben zeichnen. Die sind zwar in diesem Fall nicht
       unbedingt neu oder gut belegt, aber eines haben sie mit den vergangenen
       Enthüllungen gemein. Niemand wundert sich darüber. Dem Staat von Sepp
       Blatter wird einfach alles zugetraut, was ihm vorgeworfen wird.
       
       Da kann die Fifa verkünden, was sie will, man glaubt ihr nicht. 200.000
       Dollar Jahressalär für jedes der 25 Exekutivmitglieder, diese Zahl sei
       nicht begründet, heißt es aus der Fifa. Und Bargeld werde schon lange nicht
       mehr ausgezahlt, man sei im Zeitalter der Überweisungen angekommen.
       
       Aber was kassieren sie nun, die Regenten am Kabinettstisch der Fifa? Man
       weiß es nicht. Im Finanzbericht des Verbandes ist weder die Entlohnung von
       Fifa-Boss Joseph Sepp Blatter dokumentiert noch sind es die Honorare der
       Exko-Mitglieder. 36,3 Millionen Dollar gibt die Fifa für ihr
       Führungspersonal aus, das steht im Finanzbericht.
       
       ## Zahlungen werden nicht offengelegt
       
       Da bleibt viel Spielraum für Spekulationen. Der wird auch bleiben, denn an
       eine Offenlegung der Zahlungen denkt die Fifa nicht im Traum. Da würde
       vielleicht rauskommen, was viele vermuten und was sich im jüngst
       abgeschafften Bonussystem manifestiert hat. Demnach würden gewisse
       Funktionäre mehr als andere kassieren, so dass sich die Vermutung
       aufdrängt, Gefolgschaften ließen sich regelrecht erkaufen. Nein, denkt sich
       die Fifa da, lieber keine Transparenz.
       
       Das mag man unmodern finden oder ungeschickt. Aber aufregen wird sich kaum
       einer darüber. Typisch Fifa, werden die meisten sagen und abwinken. Ja, es
       ist uns mittlerweile scheißegal, was der Monopolverein des Weltfußballs
       alles anstellt. Oder gibt es hier in Fußballland irgendjemanden, der noch
       an das Gute in der Fifa glaubt? Ja, da war doch einer. Theo Zwanziger, der
       ehemalige DFB-Boss, hat sich in seiner Autobiographie als Blatterversteher
       geoutet und traut dem Schweizer doch glatt eine Reform des Weltverbandes
       zu.
       
       Zwanziger, der so gerne und oft auch berechtigt den DFB öffentlich
       kritisiert, ist Mitglied des Exekutivkomitees der Fifa. Er könnte für
       Transparenz sorgen und wird es als treuer Fifa-Player, der er ist, wohl
       nicht tun. Vielleicht sollte ihm einer sagen, dass er ruhig offen sprechen
       kann. Dem Ruf der Fifa kann er selbst mit den finstersten Enthüllungen
       keinen Schaden mehr zufügen. Der ist längst ruiniert.
       
       23 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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