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       # taz.de -- Berliner Szenen: Go in, s’il vous plaît
       
       > Weltgewandtes, freundliches, effizient arbeitendes BVG-Personal begrüßt
       > die Ankommenden am Flughafen Tegel.
       
   IMG Bild: Flughafen Tegel. Nicht im Bild: der Bus.
       
       Rückkehr aus Helsinki, Flughafen Tegel. Menschen, Rollkoffer, Menschen,
       Rollkoffer. Dazwischen S. und ich. S.: coole Sau wie immer. Ich: noch ganz
       aufgeregt vom Fliegen, bin überhaupt in meinem ganzen Leben erst zehn Mal
       oder so geflogen, jedes Mal große Faszination meinerseits.
       
       Als wir bis zur Bushaltestelle durchgekommen sind, denke ich, da ist einer,
       der rumpöbelt, stimmt aber gar nicht, ist nur BVG-Personal. Ein Dicker und
       ein Dünner, beide mit weißem Hemd und dunkler Hose, ungewohnt edel.
       
       „Can I help you“, bellt der Dicke die Leute an, die am Ticketautomaten
       rumdrücken. Eine Frau sagt irgendwas, man hört sie kaum, dafür ihn, der
       fünfmal lauter ist. „No credit card, you must go inside.“ Zack, nächster.
       „Can I help you“, sagt er jedes Mal, und es klingt jedes Mal eher wie „Na,
       du olle Pottsau“, als wie irgendwas Nettes. Trotzdem kriegen alle, was sie
       wollen; er hat ein Umhängeding, mit dem er Tickets drucken kann, wie
       praktisch.
       
       Der Bus kommt, großes Gedränge. „Erwin, kannste noch wechseln?“, ruft einer
       der beiden. „Gerade nich“, ruft der andere. „Okay, zack, zack, alle rinn,
       can I help you?“, sagt der eine, „Next bus five minutes, six minutes!“,
       sagt der andere. Zwei Männer mit Rucksäcken rennen zur Vordertür, die schon
       zu ist. „You can watch in the back but I think it’s full“, sagt der Dicke.
       Sie gucken in the back und quetschen sich irgendwie noch rein, der Bus
       fährt ab.
       
       Noch sieben oder zehn Mal „Can I help you“, dann kommt der nächste Bus,
       diesmal steigen wir ein. Der Dünne erklärt einer Gruppe Japanerinnen, wie
       sie zum Hauptbahnhof kommen, der Dicke steht an der Hintertür vom Bus und
       winkt die Leute rein. „Please go in, s’il vous plaît“, sagt er. Bin fast
       ein bisschen stolz auf meine Stadt. Wir steigen ein, eigentlich schade,
       hätte gern noch bisschen zugeguckt, wie wunderschön die beiden das machen.
       
       23 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Margarete Stokowski
       
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