# taz.de -- Kommentar Putins Ukraine-Politik: Mit List und Lüge gegen Frieden
> Die Unterstützung einer Waffenruhe in der Ukraine ist heuchlerisch.
> Moskau will lediglich weitere Sanktionen verhindern.
IMG Bild: Waffenstillstand in Sicht? Pro-russischer Militanter nah Donezk im Osten der Ukraine.
Fünfzehn Minuten bräuchte Präsident Putin, um den Krieg in der Ukraine zu
stoppen. Leicht hätte es der Kremlchef, denn umständliche Meinungsfindung
gehört nicht zum russischen Herrschaftsinstrumentarium. Ein Befehl genügt
und alle Räder stünden still.
Der Kreml möchte aber keinen Frieden. Warum sollte ihm am Waffenstillstand
gelegen sein, wenn der Konflikt zu Hause die Reihen schließt und Zustimmung
fördert, beim Nachbarn hingegen langfristig das Gegenteil bewirken dürfte?
Alle Zeichen stehen daher auf Eskalation. Ein Blick in die staatlichen
Medien genügt, um deren Auftrag zu verstehen: Verrohung des Fußvolks für
den Fronteinsatz.
Zumal es auch noch eine Niederlage zu kaschieren gibt. Putins
Ukraine-Marschplan ging nicht auf, da die nördlichen und südlichen Zentren,
Charkow und Odessa, sich nicht aufwiegeln ließen. Der Traum von einer
schnellen Aneignung „Neurusslands“ im Südosten der Ukraine ist geplatzt.
Auch dafür wird das Land durch eine Verschleppung des Krieges büßen müssen.
Wladimir Putin ließ sich Zeit, um ein paar Floskeln für die einseitig
verhängte Waffenruhe Kiews zu finden. Nach bekanntem Muster erklärte der
Kreml den Kiewer Vorstoß dann für nicht ausreichend, da mit den
(sogenannten) Aufständischen keine Gespräche vorgesehen seien.
Putins vermeintliche Unterstützung der Waffenruhe ist an die wohlwollenden
Europäer gerichtet, die Moskau grob in zwei Kategorien unterteilt: die
Korrupten in Wirtschaftsnähe und nützliche Trottel aus Politik und
Publizistik, die sehen, doch nicht wahrhaben wollen. Auf sie ist Verlass,
sie erledigen ihren Job vorbildlich: Auch die heuchlerische Unterstützung
des Kreml verkaufen sie noch als Hoffnungsschimmer. Die dritte Stufe der
Sanktionen wäre damit vom Tisch. Chapeau, Wladimir Wladimirowitsch!
22 Jun 2014
## AUTOREN
DIR Klaus-Helge Donath
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