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       # taz.de -- UN-Bericht zum Weltflüchtlingstag: Einer von 50 Millionen
       
       > Weltweit waren seit dem 2. Weltkrieg noch nie so viele Menschen auf der
       > Flucht wie heute. Besonders der Syrien-Krieg führte zu dem Anstieg.
       
   IMG Bild: Im Fokus der Grenzschützer: Flüchtling auf dem Zaun, der Spaniens Exklave Melilla von Marokko trennt
       
       BERLIN taz | Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es auf der Welt
       über 50 Millionen Flüchtlinge. Zum Weltflüchtlingstag gab das
       UN-Flüchtlingswerk UNHCR seinen Jahresbericht heraus. Er zeigt, dass Ende
       des Jahres 2013 über 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht waren – sechs
       Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Mehr als 86 Prozent von ihnen halten
       sich in Entwicklungsländern auf.
       
       Der massive Anstieg wurde hauptsächlich durch den Krieg in Syrien
       verursacht. 2,8 Millionen Menschen wurden durch ihn zu Flüchtlingen, 6,5
       Millionen zu Binnenvertriebenen. Flucht und Vertreibung haben im letzten
       Jahr auch in Afrika erheblich zugenommen. Insgesamt wurden im letzten Jahr
       täglich 32.200 Menschen zur Flucht gezwungen. Auf das Jahr gerechnet waren
       es 10,2 Millionen, davon 8,2 Millionen im eigenen Land.
       
       Die größten vom UNHCR betreuten Flüchtlingsbevölkerungen stammen aus
       Afghanistan, Syrien und Somalia – zusammen stellen sie mehr als die Hälfte
       der globalen Flüchtlingszahl dar. Pakistan, Iran und der Libanon haben die
       meisten Flüchtlinge aufgenommen.
       
       „Wir sehen hier die enormen Kosten nicht enden wollender Kriege“, so
       UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. „Politische Lösungen sind
       entscheidend. Ohne diese wird das alarmierende Ausmaß an Konflikten und das
       damit verbundene Leid von Millionen von Menschen fortdauern, das sich
       hinter der Statistik verbirgt“.
       
       Die wenigsten Flüchtlinge stellen einen Asylantrag – im letzte Jahr waren
       es weltweit 1,1 Millionen Menschen, von ihnen in Industriestaaten. In
       Deutschland wurden mit 127.000die meisten Asylanträge gezählt.
       
       ## 33,3 Millionen Binnenflüchtlinge
       
       Im letzten Jahr stellten weltweit 64.300 Syrer Asylanträge. Aus keinem
       anderen Land kamen 2013 mehr Asylbewerber. Es folgten als Antragssteller
       aus der Demokratischen Republik Kongo (60.400) und Myanmar (57.400).
       
       Innerhalb ihres Heimatlandes waren im letzten Jahr 33,3 Millionen auf der
       Flucht – auch dies ein Rekord. Diese Gruppe verzeichnet auch den den
       höchsten Anstieg im UNHCR-Bericht. Die Organisation wies darauf, dass es
       besonders schwierig ist, Binnenvertriebenen zu helfen. Viele von ihnen
       leben in Konfliktzonen, wo kaum Hilfsgüter ankommen und es zudem nicht jene
       internationale Schutznormen gibt, die für Flüchtlinge gelten.
       
       Die christlichen Hilfswerke Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas
       International riefen dazu auf, das Leid und die Not der hilfsbedürftigen
       Menschen im Nahen Osten nicht zu vergessen. „Der blutige Konflikt in
       Syrien, der in den vergangenen Tagen auch auf den Irak übergegriffen hat,
       ist die größte humanitäre Katastrophe der vergangenen zehn Jahre.
       Tagtäglich nimmt die Zahl der getöteten, verletzten und traumatisierten
       Menschen zu“, sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen
       Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle.
       
       ## Amnesty fordert Schutz
       
       „Im vierten Jahr des Krieges droht trotz aller Medienberichte die Not der
       betroffenen Menschen aus dem Blick zu geraten. Es scheint, als gewöhnten
       wir uns an das Leid. Aber Wegschauen ist keine Option.“
       
       Amnesty International in forderte den UN-Sicherheitsrat auf, sich
       entschlossener für den Schutz von Zivilisten einzusetzen. „Das Versagen des
       UN-Sicherheitsrates hat zu der weltweit größten Flüchtlingskrise geführt.
       Er muss endlich den internationalen Strafgerichtshof einschalten“, sagt
       Selmin Çalışkan, Generalsekretärin von Amnesty International in
       Deutschland. „Der Schutz von Zivilisten und Zivilistinnen muss der
       Mindestanspruch von UN-Sicherheitsrat sein.“
       
       Untätig sei dieser etwa mit Blick auf die Krisen im Südsudan, der
       Zentralafrikanischen Republik und im Irak. Politische Loyalitäten,
       Gleichgültigkeit und Eigennutz verhinderten, dass Menschen geschützt
       werden. „Während Mitgliedsstaaten aus Machtinteressen Lösungen blockieren,
       müssen Menschen sterben oder sich auf die Flucht begeben“, sagte Çalışkan.
       
       20 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
       
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