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       # taz.de -- Auch Spinnen lieben frischen Fisch: Nur die Gräten bleiben übrig
       
       > Spinnen fressen nicht nur Insekten, einige Spinnenarten machen auch Jagd
       > auf Fische. Fischfressende Spinnen sind weltwelt verbreitet.
       
   IMG Bild: Eine australische Spinne mit ihrer Beute.
       
       BERLIN taz | Menschen, die Angst vor achtbeinigen Lebewesen haben, werden
       diese Meldung schwer verdauen. Forscher aus der Schweiz und aus Australien
       haben nun herausgefunden, dass auf dem Speiseplan zahlreicher Spinnenarten
       nicht nur Insekten, sondern auch Fische stehen. Dies erstaunt zunächst.
       Gängige Ansicht ist es, dass Spinnen ihre Beute, vornehmlich Fliegen und
       Mücken, durch ihre kunstvoll gestalteten Netze fangen.
       
       Weniger verbreitet ist die Tatsache, dass viele Spinnentiere zu einem
       erheblichen Maß auch Aasfresser sind und fast alle Spinnen sogar
       pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. Beim Einrollen der Netzfäden bleiben
       Blütenpollen hängen, die als Nahrungsergänzung im Körper der Spinnen
       willkommen sind. Fische allerdings galten bislang nicht als Jagdbeute der
       Gliederfüßer. Während Insekten ihrem Schicksal am Angelhaken hilflos
       entgegensehen, gelingt es vielen Spinnenarten den Verlauf der Nahrungskette
       sogar auf den Kopf zu stellen.
       
       Dies zeigt die im Internet bei [1][PLoS one] veröffentlichte Studie des
       Zoologen und Spinnenexperten Martin Nyffeler von der Universität Basel und
       seinem australischen Kollegen Bradley Pusey von der University of Western
       Australia. Die Forscher trugen eine Vielzahl von Vorfällen mit
       fischfressenden Spinnen aus der ganzen Welt zusammen.
       
       Dabei machten sie sich meist nicht selbst auf den Weg zu den Spinnen,
       sondern bedienten sich den Möglichkeiten des Internets und werteten
       Tausende von Fotos aus, die ihnen Biologen, Naturfotografen und auch
       interessierte Laien zur Verfügung stellten. Die einzeln beobachteten
       Phänomene konnten so systematisiert werden.
       
       ## Mahlzeit dauert Tage
       
       Spinnen aus fünf verschiedenen Familien wurden dabei beobachtet, wie sie
       kleine Fische in der Wildnis erbeuten. Tiere von drei weiteren
       Spinnenfamilien fraßen Fische unter Laborbedingungen. Die Spinnen, die
       vornehmlich in der Nähe von Bächen, Teichen oder Sumpfgebieten leben, haben
       dabei verschiedene Jagdmethoden entwickelt. Manche gehen über das Wasser,
       andere können schwimmen oder tauchen.
       
       Weit verbreitet ist auch der Anglertypus. Die Spinne krallt sich mit den
       hinteren Beinen an einem Stein oder einer Pflanze fest, während die
       Vorderbeine blitzschnell nach dem Fisch greifen. Dieser wird dann an Land
       geschleppt und verzehrt. Manche Spinnen fangen Fische, deren Gewicht und
       Größe das der Spinne um das Viereinhalbfache übersteigt.
       
       Bis zu sechs Zentimeter ist manch erbeuteter Fisch lang. Eine Mahlzeit kann
       dann mehrere Tage dauern, bis nur noch die Gräten des Opfers übrig bleiben.
       In Australien wurde sogar beobachtet, wie große Spinnen in einem
       Gartenteich erfolgreich Jagd nach ausgewachsenen Goldfischen machten.
       
       Die meisten fischfressenden Spinnen leben in warmen Gefilden, also zwischen
       dem 40. nördlichen und dem 40. südlichen Breitenkreis. In Europa gibt es
       deshalb nur wenige, seltene Spinnenarten, die Fische fregrätssen. Die
       heimische Dolomedes plantarius kann bis zu sieben Zentimeter groß werden
       und ernährt sich von Wasserläufern, Libellenlarven, Kaulquappen und eben
       Stichlingen.
       
       Aber warum fressen Spinnen überhaupt Fische? „Unsere Resultate lassen
       vermuten, dass die gelegentliche Fischbeute eine wichtige Rolle in der
       Ernährung der Spinnen spielt“, so Martin Nyffeler. Es könne sein, dass die
       im Vergleich zu Insekten sehr kalorien- und proteinreiche Nahrung gerade
       für weibliche Spinnen wichtig ist, die gerade ihre Eier legen.
       
       19 Jun 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0099459
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lutz Debus
       
       ## TAGS
       
   DIR Insekten
       
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