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       # taz.de -- Das WM-Teil VII: Alles so schön arm hier
       
       > Eine Sportsbar in Milwaukee baut zur WM eine Favela nach. Das
       > Fußballerlebnis soll unterhaltsam verkauft werden. Das gefällt nicht
       > jedem.
       
   IMG Bild: Die „echte“ Favela Dona Marta in Rio de Janeiro.
       
       BERLIN taz | [1][Bunte Wände und baumelnde Wäscheleinen] – so stellt man
       sich in Milwaukee im US-Bundestaat Wisconsin das Leben in einer Favela vor.
       Und da ja nun Fußball-WM ist und man die nicht unbedingt Fußball
       begeisterten Amerikaner irgendwie vor die Fernseher locken muss, dachte
       sich der Besitzer einer [2][Sportsbar] kurzerhand: Bauen wir doch einfach
       eine Favela nach.
       
       Ganz erstaunt zeigte sich der Inhaber, als er plötzlich Kritik einstecken
       musste. Dave Zirin, Sportredakteur bei The Nation, nannte die Kulisse
       [3][rassistisch]. „Die Armut, Polizeigewalt und Bedingungen der
       militärischen Besatzung in den Favelas sind kein Witz und es ist [4][keine
       Samba-Studentenverbindungs-Party]“, schrieb er via Twitter an die
       Sportsbar.
       
       Barbesitzer Mike Eitel [5][rechtfertigte sich] damit, dass die Fake-Favela
       eine Hommage an den brasilianischen Straßenfußball sei und dass man
       niemanden mit der Deko verletzen wolle. Zudem habe man ja auch bei der
       letzten WM eine afrikanische Kulisse geschaffen und niemand habe sich
       beschwert. Auch seine brasilianischen Freunde hätten nichts gegen den
       Favela-Nachbau.
       
       In Richtung seiner Kritiker sagte der Barkeeper: „Das sind Leute, die bis
       vor einer Woche nicht wussten, was eine Favela ist.“ Man könne eine Menge
       über Brasilien diskutieren, aber die Leute würden sich einen Scheißdreck
       darum kümmern. Nun sprächen sie darüber. Und dafür sei Kunst ja nun mal da.
       
       Das Leben in den meisten Favelas ist von Armut, Kriminalität,
       Polizeigewalt, mangelnder Abwasserversorgung und schlechten Schul- sowie
       dem Gesundheitssystem geprägt. Die Viertel liegen meist am Rande der
       größeren Städte. In der Heimatstadt der umstrittenen Fake-Favela ist das
       übrigens nicht anders.
       
       Laut einer [6][aktuellen Studie] ist Milwaukee die Metropolregion mit der
       schärfsten räumlichen Trennung zwischen Arm und Reich in den Vereinigten
       Staaten. Nirgendwo leben die Armen abgeschiedener. Dave Zirin regte an,
       dass man nun auch in Rio de Janeiro ein Gegenstück der Fake-Favela
       konstruieren solle, um „[7][ignoranten, hässlichen Amerikanern]“ Tribut zu
       zollen.
       
       14 Jun 2014
       
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