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       # taz.de -- Standortträume: Grüne Hafenträume
       
       > Hamburgs Grüne wollen den Hafen ökologischer und ökonomischer zugleich
       > machen. Auf einem Kongress sollen Wege zu einem „Qualitätshafen“
       > diskutiert werden
       
   IMG Bild: Containerberge im Hamburger Hafen: Die Grünen wollen effizienter und ökologischer stapeln
       
       Um große Worte ist Jens Kerstan nicht verlegen: „Wir wollen eine
       Kulturrevolution in der Hamburger Hafenpolitik durchsetzen“, sagt der
       Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bürgerschaft. Es gehe „um die
       Versöhnung von Ökologie und Ökonomie“, und dafür sei „eine neue
       Dialogkultur über Lagergrenzen hinaus erforderlich“, findet Kerstan. Dieser
       Dialog soll am heutigen Freitag auf dem grünen Hafenkongress mit mehr als
       100 Fachleuten im Rathaus beginnen.
       
       In diesem Forum treffen sich nicht nur Grüne mit sympathisierenden
       Umweltschützern. Die Handelskammer, der Reederverband oder
       Logistikunternehmen werden auf dem Kongress vertreten sein. „Wir reichen
       allen die Hand“, sagt Kerstan, „die nach einer tragfähigen wirtschaftlichen
       Perspektive für den Hafen suchen und dabei ökologische Notwendigkeiten
       anerkennen.“
       
       Und deshalb haben Kerstan und der grüne Hafenpolitiker Anjes Tjarks zehn
       Thesen für einen „grünen Qualitätshafen in der Stadt“ entwickelt, über die
       auf der Tagung diskutiert werden soll. Dabei geht es in erster Linie um
       eine effizientere und somit flächensparende Nutzung der Hafenareale, um
       eine intensive Kooperation mit den norddeutschen Nordseehäfen Bremerhaven
       und Wilhelmshaven, um eine Erhöhung von Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und
       Steuereinnahmen, aber auch um die Verminderung des Ausstoßes von
       Luftschadstoffen, um Lärmschutz, Artenschutz und Energiewende. „Nur ein
       ökologisch arbeitender Hafen kann in der Zukunft ein ökonomisch
       wirtschaftender Hafen sein“, ist Tjarks überzeugt.
       
       Grund für den grünen Vorstoß ist deren Überzeugung, dass spätestens durch
       die Weltwirtschaftskrise der vergangenen Jahre „die ökonomische Leitidee
       des Hamburger Hafens gescheitert“ sei. So wurden die Prognosen von 25
       Millionen Standardcontainern (TEU) im Jahre 2025 inzwischen auf 14,5
       Millionen TEU gesenkt. Das wäre immer noch eine Steigerung um fast 50
       Prozent binnen zehn Jahren, aktuell schlägt der Hafen knapp zehn Millionen
       TEU pro Jahr um.
       
       Tjarks indes meint, dass das pure Zählen von Stahlkisten keine innovative
       Wirtschaftspolitik sei. Der Hafen müsse vielmehr „eine Vorreiterrolle in
       Umwelttechnologien und ökologischem Know-how“ übernehmen. So könnte Hamburg
       ein Modellhafen für die Versorgung von Schiffen mit Landstrom werden – und
       dies für alle rund 10.000 Schiffe pro Jahr verbindlich regeln, nicht nur
       für die knapp 200 Kreuzfahrtschiffe. Nicht nur diese Technologie ließe sich
       bestens international verkaufen, glaubt Tjarks: „Wie organisiert man
       flächeneffizient ein großes Containerterminal?“ Wenn die Hafenwirtschaft
       mit solchen neuen Produkten und Techniken aufwarte, würde die ökonomische
       Tragfähigkeit und zugleich die gesellschaftliche Akzeptanz des weltgrößten
       Innenstadt-Hafens erhöht.
       
       Die Zukunft des Hamburger Hafens liege darin, „ein ökologisch und
       technologisch weltweit führender Hafenstandort zu werden“, finden Tjarks
       und Kerstan. Für Grüne sei vollkommen klar, dass Ökologie und Ökonomie
       keine Gegensätze mehr seien. Ob der Unternehmensverband Hafen Hamburg das
       auch so sieht, will er am heutigen Freitagvormittag in einem Pressegespräch
       mitteilen.
       
       12 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
       ## TAGS
       
   DIR Kreuzfahrt
   DIR Streitfrage
       
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