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       # taz.de -- Finale Frauen-Fußballbundesliga: Einträchtige Rivalen
       
       > Am letzten Spieltag wird die Meisterschaft im Duell zwischen Wolfsburg
       > und Frankfurt entschieden. Ein Zweikampf mit großer Zukunft.
       
   IMG Bild: Fatmire Lira Alushi vom FFC Frankfurt: Die Chance aufs Double besteht
       
       FRANKFURT taz | Alles pure Absicht? Heike Ullrich hat vor einigen Monaten
       im Sitzungssaal der DFB-Zentrale bei einem Hintergrundgespräch verräterisch
       geschmunzelt, als die Leiterin Spielbetrieb im deutschen Frauenfußball mit
       der Unterstellung konfrontiert wurde, bei der Erstellung des
       Bundesliga-Spielplans habe bestimmt nicht der Zufall Regie geführt.
       
       Im Nachhinein darf sich die emsige Funktionärin nun bestätigt fühlen, den
       Schlager zwischen dem VfL Wolfsburg und 1. FFC Frankfurt (Sonntag 14 Uhr)
       zum Kehraus der höchsten Spielklasse angesetzt zu haben. Was kann dem nach
       medialer Aufmerksamkeit gierenden Frauenfußballanhängern besseres
       passieren, als ein echtes Finale um die deutsche Meisterschaft? Die
       Regionalprogramme von NDR und hr-Fernsehen senden live aus dem arg
       veralteten Stadion am Elsterweg, wo bei einer eingeschränkten Kapazität von
       exakt noch 12.446 Plätzen erstmals eine fünfstellige Zuschauerzahl erwartet
       wird. Das wäre Bundesliga-Rekord.
       
       Der Gewinner der Champions League benötigt einen Sieg, um auch seinen
       nationalen Meistertitel zu verteidigen. Mit einem Remis hätte sich
       allerdings Frankfurt seine achte Meisterschaft nach fünfjähriger Flaute
       einverleibt und gleichzeitig das Double geholt. „Das ist das ultimative
       Highlight“, tönt FFC-Manager Siegfried Dietrich. Und auch sein Gegenüber,
       der in Doppelfunktion als VfL-Trainer und Sportlicher Leiter fungierende
       Ralf Kellermann, übt sich nicht erst in Zurückhaltung: „Wir haben viel
       Selbstvertrauen und werden brennen.“
       
       Die Frankfurterinnen können gelassen an die große Aufgabe herangehen, weil
       die Qualifikation für die auch bei den Frauen immer lukrativere
       Königsklasse schon gesichert ist. Turbine Potsdam dagegen bleibt
       ausgerechnet in jener Spielzeit außen vor, in der das
       Champions-League-Endspiel am 14. Mai 2015 im Berliner Olympiastadion
       ausgetragen wird. Ohnehin müssen die Titelsammlerinnen aus Brandenburg
       aufpassen, dass die wirtschaftlich stärkeren Topklubs aus Wolfsburg und
       Frankfurt, deren Budget bei rund zwei Millionen Euro veranschlagt wird,
       nicht davonziehen.
       
       Beide Vereine lassen gerade – hier mit Unterstützung des ortsansässigen
       Großkonzerns, dort mit Hilfe von Stadt und Land – eigene Spielstätten
       entstehen, in denen die Fußballerinnen ein schmuckes Zuhause für rund 5.000
       Zuschauer erhalten. Fertigstellung jeweils im nächsten Jahr. Das morgige
       Kräftemessen könnte der künftige Klassiker werden, nur geht das ohne jene
       persönlichen Animositäten ab, die Dietrich und sein Intimfeind Bernd
       Schröder aus Potsdam so oft ausgefochten haben.
       
       ## „Exzellenter Mann auf der Trainerbank“
       
       Der frühere Eiskunstlaufpromoter verliert über den neuen Konkurrenten kein
       schlechtes Wort. Im Gegenteil: „Ich habe größten Respekt davor, mit welcher
       Konsequenz der VfL Wolfsburg neben den Männern auch die Frauen mit einer
       unternehmerischen Eigendynamik fördert.“ Das sei der Weg, den er sich
       eigentlich auch von Vereinen wie dem FC Bayern, Bayer Leverkusen oder SC
       Freiburg „wünschen würde.“ Dass Wolfsburg dank kluger Personalpolitik und
       guter Trainerarbeit zum neuen Trendsetter aufstieg, nimmt Dietrich gelassen
       hin, „denn mit Colin Bell haben wir jetzt auch einen exzellenten Mann auf
       der Trainerbank“.
       
       Tatsächlich hat der charismatische Engländer dem Starensemble seine
       Egoismen ausgetrieben – und Dietrichs Einfluss auf den sportlichen Bereich
       beschränkt. Bell will den Ausfall seiner schwer am Knie verletzten
       Abwehrchefin Saskia Bartusiak denn auch „im Kollektiv“ schließen. Kommt die
       nach Wolfsburg wechselnde Babett Peter daher zum Einsatz?
       
       Ihr letztes Spiel bestreiten die zum FC Bayern zurückkehrende Melanie
       Behringer und die nach Paris wechselnde Lira Alushi. Damit verliert der FFC
       – im Gegensatz zum VfL – gleich drei Nationalspielerinnen. Dietrich
       verspricht jedoch: „Wir sondieren noch den Markt und werden auch in der
       neuen Saison wieder hohe Ziele anpeilen.“ Heike Ullrich weiß also, was das
       für den nächsten Spielplan zu bedeuten hat.
       
       8 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Hellmann
       
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