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       # taz.de -- Karneval der Kulturen in Kreuzberg: Es darf getanzt werden!
       
       > Beim Karneval laufen neben Sambatänzern und chinesischen Drachen diesmal
       > auch Lampedusa-Flüchtlinge mit. 30 Grad und Sonne vorhergesagt.
       
   IMG Bild: So geht Karneval.
       
       Es ist schon viel Regen an Pfingstsonntagen vom Himmel gefallen. Die Tänzer
       und Musiker des Karnevals der Kulturen sprangen dann klatschnass um die
       Pfützen. Dieses Jahr dürften vor allem Schweiß und Caipirinha in Strömen
       fließen. Für Sonntag sind über 30 Grad und Sonne vorhergesagt. Bestes
       Karnevalswetter also.
       
       Neben Klassikern wie Sambatänzern, chinesischen Drachen und Trucks mit
       Ravern darauf haben sich dieses Jahr auch Flüchtlinge von „Lampedusa in
       Berlin“ angekündigt. Sie schließen sich dem dem Wagen des Yaam-Clubs an,
       heißt es von den Organisatoren der Werkstatt der Kulturen. Auch eine
       Delegation des Clubs Ritter Butzke will erstmals teilnehmen. Eine Gruppe
       vom Holzmarkt mischt ebenfalls mit.
       
       Ethno-Kitsch, Migrantenstadl, unpolitischer Mainstream – am Karneval der
       Kulturen wurde schon viel herumgemäkelt. Tatsächlich hatte der Kreuzberger
       Umzug Mitte der 90er Jahre, direkt nach seiner Gründung, eine andere
       gesellschaftliche Bedeutung. Die Erinnerungen an Rostock-Lichtenhagen waren
       noch frisch. „Da war allein die Tatsache, dass Einwanderer zu einem solchen
       Umzug auf die Straße gehen, schon politisch“, beschrieb es damals eine
       Teilnehmerin.
       
       Heute sind afrikanische Trommler und Peruaner, die auf Panflöten pfeifend
       und an Bratwürsten kauend durch die Straßen ziehen, längst Normalität –
       eine an sich sehr erfreuliche Entwicklung.
       
       Für die Organisatoren von der Werkstatt der Kulturen ist der Karneval nach
       wie vor ein „öffentlicher Raum der selbstbestimmten Inszenierung“, wie sie
       schreiben. „Vier Tage gehen wir auf die Straße, um mit Identitäten zu
       spielen und die Welt ein wenig auf den Kopf stellen.“
       
       Inwiefern das Kreuzberger Spektakel tatsächlich noch subversives Potenzial
       hat, sei dahingestellt. Letztlich ist das aber auch egal. Denn Musiker,
       Tänzer und die Besucher haben beim Karneval schlicht ihren Spaß. Sonst
       kämen nicht jedes Jahr Hunderttausende.
       
       Mit 82 Gruppen gibt es beim Umzug auch wieder etwas mehr Teilnehmer als
       2013. Die Zahlen waren von knapp 100 im Jahr 2011 auf 74 im vergangenen
       Jahr gesunken. Auch aus finanziellen Gründen: Die Gruppen bekommen keine
       Unterstützung, sie bezahlen Kostüme und Wagen selbst. Seit Jahren fordert
       die Karnevalsleitung einen vom Land finanzierten Fonds für die Teilnehmer.
       Bislang ohne Erfolg. Der Senat zahlt dem Karneval zwar 270.000 Euro, doch
       die gehen für Absperrungen, Toiletten und Müllentsorgung drauf.
       
       Nicht wundern: Der Umzug macht dieses Jahr früher Schluss. Wegen einer
       Baustelle endet die Karawane nicht wie sonst an der Yorckstraße, sondern
       bereits am Mehringdamm.
       
       6 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Antje Lang-Lendorff
       
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