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       # taz.de -- Kommentar Militärpaket USA: Atomwaffen für Polen!
       
       > Obama kündigt an, eine Milliarde Dollar für Osteuropa im Militäretat
       > lockerzumachen. Eine symbolische Geste, falsch und nutzlos.
       
   IMG Bild: Sehr imposanter Lüster. Dass er ja nicht runterfällt!
       
       Als Mitbringsel zum D-Day-Jubiläum hat US-Präsident Obama bei seinem
       Staatsbesuch in Warschau eine rund eine Milliarde Dollar teure
       „Sicherheitsinitiative“ für die osteuropäischen Nato-Staaten angekündigt.
       Lächerlich! Wer Polen und die baltischen Staaten effektiv vor dem
       gefährlichen russischen Bären schützen will, muss diesen Ländern Atomwaffen
       geben. Am besten zum selbstbestimmten Einsatz, ganz ohne lästige Abstimmung
       mit Deutschland und anderen zögerlichen Nato-Partnern.
       
       Nein, im Ernst: Barack Obamas „Sicherheitsinitiative“ wie auch die
       penetranten Aufrüstungsforderungen des noch amtierenden
       Nato-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen sind die falsche, weil nutzlose
       und im schlimmsten Fall kontraproduktive Reaktion auf Russlands Verhalten
       im Ukrainekonflikt.
       
       Denn zu der eindeutig und unstrittig völkerrechtswidrigen, mit
       Gewaltmitteln herbeigeführten Annexion der Krim sowie zur Unterstützung der
       separatistischen Kräfte in der Ostukraine war und ist die Regierung Putin
       ja nicht etwa deshalb in der Lage, weil Russland der Nato militärisch
       überlegen wäre. Nein, das Gegenteil ist der Fall, und zwar sowohl im
       konventionellen wie auch im atomaren Bereich.
       
       Es ist eher so: Russlands Präsident Putin kalkulierte zutreffend, dass die
       Nato ihr überlegenes militärisches Potenzial wegen der unstabilen Ukraine
       auf keinen Fall zum Einsatz bringen würde. Für Moskaus Verhalten im
       Ukrainekonflikt, insbesondere auf der Krim, waren russische
       Sicherheitsinteressen ausschlaggebend – nicht zuletzt in Reaktion auf die
       Nato-Osterweiterung. Das macht Moskaus Verhalten zwar nicht akzeptabel,
       aber wenigstens erklärbar. Für eine russische Aggression gegen Polen oder
       die baltischen Staaten gibt es hingegen absolut kein denkbares Motiv.
       
       Das wissen auch die Strategen in Washington und Brüssel. Obamas Mitbringsel
       ist vor allem eine symbolische Geste mit zwei Kalkülen. Die osteuropäischen
       Nato-Partner sollen beruhigt werden, genau wie die Hardliner in Washington,
       die im Vorfeld der Kongresswahlen im Herbst und der Präsidentschaftswahlen
       2016 wachsenden Druck ausüben wegen der angeblich zu weichen und
       nachgiebigen Außenpolitik Obamas und seiner Ex-Außenministerin und
       Nachfolgekandidatin Hillary Clinton.
       
       Beide Kalküle werden aber höchstwahrscheinlich nicht aufgehen. Die
       Regierung Putin dürfte Obamas symbolische Geste kaum ernsthaft
       beeindrucken. Allerdings könnte sie diese zum Vorwand nutzen, auch
       ihrerseits weiterhin eine Deeskalation des Ukrainekonflikts zu verweigern.
       Gedient wäre damit keiner Seite.
       
       4 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
       ## TAGS
       
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