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       # taz.de -- Thronwechsel in Spanien: Proteste gegen die Monarchie
       
       > Der Rücktritt von Juan Carlos hat Spaniens Anti-Royalisten mobilisiert.
       > Tausende protestierten in mehreren Städten für die Abschaffung der
       > Monarchie.
       
   IMG Bild: In zahlreichen Städten in Spanien gingen Menschen auf die Straße, wie hier in Barcelona.
       
       MADRID taz | „Spanien wird morgen republikanisch sein“, riefen am
       Montagabend Zehntausende auf den Plätzen von 100 Gemeinden und Städten. Sie
       forderten – nur wenige Stunden nachdem König Juan Carlos zugunsten seines
       Sohnes Felipe abgedankt hatte – ein Referendum über die Frage „weiter mit
       der Monarchie oder eine Republik?“.
       
       Die Kundgebungen waren spontan [1][über Twitter] und Facebook organisiert
       worden. Die Parteien links der sozialistischen PSOE, die Vereinigte Linke
       (IU), die grüne Equo und die bei den Europawahlen überraschend erfolgreiche
       neue Protestbewegung Podemos schlossen sich dem Aufruf an.
       
       Die größte Kundgebung [2][fand in Madrid statt.] Dort füllte sich der
       zentrale Platz, die Puerta del Sol, wo einst am 14. April 1931 die Menschen
       den Sturz des Großvaters von König Juan Carlos und den Beginn der Zweiten
       Republik feierten. Selbst die Polizei sprach von 20.000 Teilnehmern.
       
       In Barcelona und im Baskenland nutzen die Demonstranten den Tag, um gegen
       die Monarchie und für die Unabhängigkeit ihrer Region einzutreten. Auch in
       Europa und in Nord- und Südamerika versammelten sich Spanier mit der
       rot-gelb-purpuren Fahne der Republik. „Ich bin voller Hoffnung, denn
       vielleicht werde ich noch eine Republik sehen, bevor ich sterbe“, erklärte
       der 62-jährige Vorsitzende der postkommunistische IU auf einer
       Pressekonferenz, auf der er eine Volksabstimmung über die zukünftige
       Staatsform Spaniens forderte.
       
       ## Weitere Proteste geplant
       
       Pablo Iglesias, Politikprofessor und Sprecher der vor vier Monaten
       entstandenen Podemos („Wir können“) ging noch einen Schritt weiter. In
       Brüssel, wo er als einer der fünf Gewählten seiner Partei den Sitz im
       Europaparlament einnimmt, bezeichnete er die Monarchie als „die
       Vergangenheit“ und beschuldigte das Königshaus, Teil der Korruption zu
       sein. „Wenn die Regierung glaubt, dass Felipe von Bourbon das Vertrauen der
       Bürger als Staatschef genießt, dann müssen sie dies einer Volksabstimmung
       unterziehen“, erklärte Iglesias.
       
       Auch in den Gewerkschaften wurden Stimmen zu Gunsten eines Referendums
       laut. Die regierende, konservative Partido Popular (PP) und die größte
       Oppositionspartei, die sozialistische PSOE, zeigen sich von dieser
       Forderung und den Kundgebungen unbeeindruckt. Sie werden am Dienstag im
       Parlament gemeinsam ein Gesetz verabschieden, dass den Übergang von Vater
       Juan Carlos zu Sohn Felipe regeln soll. Bereits in wenigen Wochen soll dann
       der Kronprinz als Felipe VI. den Thron besteigen.
       
       Bei den Sozialisten stößt die Linie der Parteiführung, auch weiterhin ohne
       Wenn und Aber die Monarchie zu unterstützen, nicht nur auf Zustimmung. Die
       Parteilinke und die Sozialistische Jugend beteiligten sich an den
       Kundgebungen für ein Referendum.
       
       In Madrid endete die Protestveranstaltung um 23 Uhr mit einer großen
       Versammlung auf der Puerta del Sol. Es wurde eine weitere Kundgebung für
       Dienstag beschlossen. Für das Wochenende ist eine Großdemonstration im
       Gespräch. Nach Ende der Versammlung zogen Tausende Menschen in Richtung des
       Königspalastes. Die Polizei riegelte das Gebäude weiträumig ab.
       
       3 Jun 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/hashtag/ElReyAbdica?src=tren
   DIR [2] http://blog.reiner-wandler.de/2014/06/02/espana-manana-sera-republicana/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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