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       # taz.de -- Kommentar Russlands Gas-Poker: Was Erdgas alles kann
       
       > Der Streit ums Gas zwischen Russland und der Ukraine zeigt die
       > wechselseitigen Abhängigkeiten der Beteiligten. Ein exemplarischer
       > Konflikt.
       
   IMG Bild: Verdichtungsstation in Russland: Der Gashahn wird nicht abgedreht, wenigstens vorerst.
       
       Den Gashahn zudrehen! Die drei Worte sind zur Schreckensmetapher der
       Ukraine-Krise geworden. Man sieht Wladimir Putin, wie er mit sardonischem
       Grinsen das stählerne Rad persönlich bewegt. Gestern war es fast wieder so
       weit. Doch der Gashahn ist eher Drohkulisse als reale Option.
       
       Die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland mit der EU als
       Moderator haben Fortschritte erzielt, die erste Teilzahlung von 786
       Millionen Dollar ist überwiesen, und auch Russland hat kein Interesse an
       einer weiteren Eskalation. Es geht um einen fairen Vertrag mit der Ukraine
       und im Kern um den Gaspreis.
       
       Gazprom hat je nach Region, Wohlverhalten und politischer Strategie
       unendlich viele Preise im Angebot. Da wirkt die Forderung, Gas nicht zur
       politischen Waffe zu machen, ziemlich hilflos. Rohstoffe sind weltweit
       Waffen, deren Durchschlagskraft mit steigenden Preisen und dem zarten
       Winken der Endlichkeit schnell zunimmt.
       
       Doch auch für Moskau gibt es Grenzen: Dass Gazprom seinen Preis nicht von
       heute auf morgen verdoppeln kann, um die Ukraine abzustrafen, ist auch
       Putins Gasmännern klar. Man wird sich also auf ein mittleres Preisniveau
       verständigen. Ob es dazu das Stockholmer Schiedsgericht braucht, ist offen.
       
       Auf jeden Fall werden neue Ultimaten verstreichen und am Ölhahn wird weiter
       gedreht. Zugleich ist der Gasstreit eine Art Blaupause: Er zeigt
       exemplarisch die wechselseitigen Abhängigkeiten – der wichtigste
       Rohstofflieferant gegen das wichtigste Transitland für fossile Energien. Am
       Gasstreit lässt sich ablesen, welchen Einfluss die Restvernunft oder die
       Hardliner gerade haben. Doch mit jeder Zuspitzung stürzt auch der
       Aktienkurs von Gazprom weiter ab. Alles spricht also für eine Einigung im
       Gasstreit – aber es wird dauern. „Was Erdgas alles kann“, heißt es auf der
       Gazprom-Homepage. Eben.
       
       2 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manfred Kriener
       
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