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       # taz.de -- Überwachung im Ausland: BND will Mini-NSA werden
       
       > Der Bundesnachrichtendienst will die Kommunikation in sozialen Netzwerken
       > wie Facebook live auswerten. Warum die Deutschen mitlesen wollen.
       
   IMG Bild: Gegen Überwachung: Demonstration vor dem BND-Neubau in Berlin
       
       FREIBURG taz | Der Bundesnachrichtendienst (BND) will der NSA nacheifern
       und global noch mehr Kommunikation auswerten. So sollen soziale Netzwerke
       weltweit „in Echtzeit“ überwacht werden. Das berichteten am Wochenende die
       Süddeutsche Zeitung und der NDR. Der BND hat dies nicht dementiert.
       
       Konkret geht es um die „Strategische Initiative Technik“ des BND. Bis 2020
       will der deutsche Auslandsgeheimdienst 300 Millionen Euro ausgeben, um
       seine technischen Fähigkeiten zu erweitern. Für spontane Kritik bei Grünen
       und Linken sorgten dabei zwei Maßnahmen, die sehr an die von Ed Snowden
       offenbarte Massenüberwachung des amerikanischen Nachrichtendienstes NSA
       erinnern.
       
       So soll ein Projekt „Echtzeitanalyse von Streaming-Daten“ dem BND helfen,
       die Kommunikation in sozialen Netzwerken wie Facebook live auszuwerten.
       Dabei will der deutsche Auslandsgeheimdienst Stimmungen und Entwicklungen
       sofort erkennen und in seine Lagebilder einfließen lassen. Nach NDR-Angaben
       soll die technische Aufrüstung hierfür allein 70 Millionen Euro kosten.
       
       Bei der Überwachung klassischer Telefon- und E-Mail-Kommunikation soll
       künftig die Auswertung der Verbindungsdaten (auch Metadaten genannt) eine
       größere Rolle spielen.
       
       ## Technische Aufrüstung
       
       Wie die NSA will der BND vor allem auswerten, mit wem Zielpersonen wie oft
       Kontakt haben und wen wiederum die Zielpersonen kennen. Weil sich die
       Verbindungsdaten automatisiert auswerten lassen und keine Sprachkenntnis
       erfordern, ist dies für den BND mit seinen nur 6.500 Mitarbeitern
       interessanter als eine inhaltliche Auswertung von Telefonaten und E-Mails.
       
       In Sicherheitskreisen wurde inzwischen betont, dass es bei beiden Projekten
       nicht um die Auswertung innerdeutscher Kommunikation gehe. Schließlich sei
       der BND ja ein Auslandsgeheimdienst.
       
       Dass der BND technisch aufrüsten will, ist länger schon bekannt. Schon im
       letzten Sommer war die Rede davon. Damals wurde aber immer betont, dass es
       um bessere Abwehr gegen Cyber-Angriffe aus dem Ausland gehe. Vor wenigen
       Wochen stellte BND-Chef Gerhard Schindler eine Initiative vor.
       
       Danach soll der BND die Arbeit von Trojanern schon bei Angriffen in anderen
       Staaten beobachten, damit er deutsche Behörden und Unternehmen frühzeitig
       warnen kann. Außerdem geht es in der „Strategischen Initiative Technik“ um
       Messgeräte zur Erkennung von Raketentests und biometrische Software zur
       Bilderfassung und Bildmanipulation.
       
       ## Aktivitäten rechtlich angreifbar
       
       Die Aktivitäten des BND im Ausland sind rechtlich problematisch. Soweit
       dort die Kommunikation von Personen ausgewertet wird, sind dies
       Grundrechtseingriffe. Vor hoheitlichen Eingriffen der deutschen
       Staatsgewalt in die Fernmeldefreiheit schützt das Grundgesetz nicht nur
       Deutsche, sondern auch Ausländer im Ausland. Erforderlich wäre zumindest
       eine gesetzliche Grundlage, die die Voraussetzungen und die Kontrolle
       regelt.
       
       Auf jeden Fall muss sich der Bundestag aber mit den Kosten der
       „Strategischen Initiative Technik“ beschäftigen. Über die geheimen
       Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste wird dabei nicht im Plenum
       debattiert, sondern nur in einem zehnköpfigen „Vertrauensgremium“ des
       Haushaltsausschusses. Nach taz-Informationen ist die Initiative dort bisher
       weder erläutert noch abgesegnet worden.
       
       1 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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