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       # taz.de -- Ruandische Hutu-Kämpfer im Kongo: FDLR-Miliz streckt ein paar Waffen
       
       > Die ruandische Hutu-Miliz im Kongo will sich unter Obhut des südlichen
       > Afrika begeben, damit Ruandas Regierung mit ihr redet. Zugleich führt sie
       > aber weiter Krieg.
       
   IMG Bild: Vorstellbar ohne Waffen? FDLR-Kämpfer im Ostkongo.
       
       BERLIN taz | Die ruandische Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur
       Befreiung Ruandas), die im Osten der Demokratischen Republik Kongo kämpft
       und deren politische Führung in Deutschland vor Gericht steht, hat am
       Freitag einen eher symbolischen Schritt zum Ende ihres Krieges eingeleitet.
       
       Nachdem sie vor sechs Wochen angekündigt hatte, am 30. Mai die Waffen
       komplett niederzulegen, begaben sich nach ersten Berichten am Stichtag
       lediglich 105 FDLR-Kämpfer an einen Sammelpunkt tief im Dschungel. Die
       Miliz zählt derzeit unabhängigen Schätzungen zufolge rund 1.400 Mann.
       
       Die FDLR, geführt von einstigen Tätern des ruandischen Völkermords, hatte
       am 18. April erklärt, am 30. Mai in Buleusa in der ostkongolesischen
       Provinz Nord-Kivu sowie Lumumba in der Provinz Süd-Kivu ihre Waffenbestände
       an die Regionalorganisation des Südlichen Afrika (SADC) zu übergeben.
       Angekündigt wurden zwei Übergabezeremonien, eingeladen wurden die Chefs von
       UNO, EU und AU sowie die Präsidenten von Kongo, Angola, Simbabwe und
       Malawi.
       
       Die FDLR-Kämpfer, so die Miliz, sollten „an einem sicheren Ort unter
       SADC-Aufsicht“ zusammengezogen werden, damit dann Verhandlungen zwischen
       der FDLR und Ruandas Regierung beginnen können. Beobachter vermuten, das
       mit dem "sicheren ort" Tansania gemeint sein könnte, das als Verbnündeter
       der FDLR im Kampf gegen Ruandas Regierung gilt.
       
       Tansania ist auch der wichtigste Truppensteller der SADC-Eingreifbrigade
       FIB, die bei der UN-Mission im Kongo (Monusco) für den Kampf gegen
       irreguläre Milizen im Ostkongo zuständig ist. Letztes Jahr hatte ie FIB
       geholfe, die Tutsi-geführte Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März) im
       Ostkongo zu besiegen. Internationale Erwartungen, als nächstes sei die FDLR
       dran, wurden bislang aber nicht erfüllt.
       
       ## „Ziel militärischer Behandlung“
       
       Ruandas Regierung lehnt Gespräche mit der FDLR ab. Die Regionalorganisation
       ICGLR (Internationale Konferenz der Region der Großen Seen), der Ruanda
       angehört, begrüßte das Angebot der Miliz allerdings am Donnerstag. Die
       Milizionäre hätten die Wahl, demobilisiert nach Ruanda zurückzukehren oder
       in ein Drittland zu ziehen, hieß es in einer Erklärung, dievon einer
       "Kapitulation" der FDLR sprach: „FDLR-Elemente, die sich im vorgesehenen
       Zeitraum nicht ergeben, werden Ziel militärischer Behandlung werden“.
       
       Mehrere internationale Diplomaten waren bei den Zeremonien vom Freitag
       anwesend, an der Berichten zufolge auch FDLR-Interimspräsident Victor
       Byiringiro teilnahm und der SADC sein Vertrauen aussprach. Der eigentliche
       FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka steht seit 2011 wegen Kriegsverbrechen
       seiner Truppe in Deutschland vor Gericht.
       
       Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag sucht außerdem den
       FDLR-Militärkommandanten im Kongo, General Sylvestre Mudacumura, mit
       Haftbefehl. Zu seinem möglichen Schicksal äußert sich die die FDLR nicht.
       Die ICGLR äußert in ihrer Erklärung die Erwartung, dass FDLR-Kämpfer mit
       juristischen Problemen sich der Strafverfolgung stellen - dazu gehören auch
       flüchtige Teilnehmer an Ruandas Völkermord an den Tutsi 1994. Auch dazu
       aber schweigt die Miliz sich in ihren öffentlichen Stellungnahmen aus.
       
       ## Angriffe haben deutlich zugenommen
       
       ## 
       
       Die Bekenntnisse der FDLR, ihren Krieg zu beenden, stehen zudem im
       Widerspruch zur kongolesischen Wirklichkeit. In den letzten Wochen haben
       Angriffe durch FDLR-Kämpfer in Nord-Kivu und in Katanga nach UN-Angaben
       deutlich zugenommen.
       
       Die UN-Mission im Kongo (Monusco) berichtete am Mittwoch, ihre Truppe
       hätten am 20. und 21. Mai gegen FDLR-Einheiten nordöstlich von Rwindi am
       Eingang des Virunga-Nationalparks in der ostkongolesischen Provinz
       Nord-Kivu gekämpft. Am 27. Mai habe Kongos Armee 12 FDLR-Kämpfer außerhalb
       des Ortes Nyamilima in Nord-Kivu getötet.Zusammenstöße gab es auch in der
       Region Walikale im Westen der Provinz.
       
       Zugleich sind nach kongolesischen Berichten FDLR-Einheiten in nördliche
       Regionen der Begbauprovz Katanga im Süden des Kongo eingerückt - in eine
       Region, die international als Pilotregion für "sauberen" Mineralienexport
       aus Kongos Kriegsgebieten gilt. Die Zeitung "Le Potentiel" berichtete am
       Freitag, FDLR-Kämpfer seien zusammen mit lokalen Milizen in das Gebiet
       Katonge im Nordosten Katangas eingerückt und hätten Tausende Einwohner in
       die Flucht getrieben.
       
       30 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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