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       # taz.de -- Kolumne American Pie: Rassismus im Mannschaftsnamen
       
       > „Rothäute“ nennt sich das Football-Team aus Washington. Native Americans
       > kritisieren das. Ein offener Brief von 50 US-Senatoren heizt die Debatte
       > an.
       
   IMG Bild: Hat das umstrittene Redskins-Logo auf seinem Helm: Washingtons Quarterback Robert Griffin III
       
       Die Washington Redskins sind ein in der Hauptstadt der USA beheimateter
       Football-Klub. Die Washington Redskins haben einen Quarterback, der, wenn
       er gesund ist, der aufregendste Spielmacher der NFL ist. Zuletzt war er
       aber nur sehr selten gesund. Die Washington Redskins haben eine Mannschaft,
       die ziemlich gut verdient, aber in den letzten Jahren meist ziemlich
       schlecht gespielt hat.
       
       Viele Menschen in Washington glauben, dass daran ein gewisser Dan Snyder
       schuld ist. Dan Snyder ist Besitzer der Washington Redskins, hat nach
       allgemeiner Einschätzung von sportlichen Belangen nur sehr bedingt Ahnung,
       mischt sich aber trotzdem ausgiebig in die sportlichen Belange der
       Washington Redskins ein.
       
       Die Washington Redskins haben also eine Menge Probleme. Ihr größtes ist
       aktuell aber mal wieder, dass sie Washington Redskins heißen. Dagegen, dass
       sich ausgerechnet das Hauptstadtteam im beliebtesten Sport der USA Redskins
       nennt, kämpfen nicht nur „Rothäute“, die nicht mehr „Rothäute“ und auch
       nicht „Indianer“ genannt werden wollen, seit Jahren.
       
       In der Auseinandersetzung ist nun eine neue Runde eröffnet worden. Nachdem
       die NBA in den vergangenen Wochen Donald Sterling, den Eigentümer der Los
       Angeles Clippers, wegen rassistischer Bemerkungen suspendiert hat und zum
       Verkauf seines Teams zu drängen versucht, nutzen Aktivisten die aktuell
       gestiegene Sensibilität für das Thema, um die NFL unter Druck zu setzen.
       
       Vergangene Woche haben 50 Senatoren einen [1][offenen Brief] unterzeichnet,
       in dem die Liga aufgefordert wird, „das rassistische Schimpfwort aus dem
       Namen eines ihrer wichtigsten Klubs zu entfernen“. Unterschrieben haben,
       weil Republikaner nicht angefragt wurden, nur demokratische Abgeordnete,
       aber dafür nahezu die Hälfte der 100 Mitglieder der zweiten Kammer des
       US-Parlaments.
       
       Die Kontroverse um die Redskins ist – neben [2][Chief Wahoo], der
       Karikatur, die als Team-Logo des Baseballteams der Cleveland Indians dient
       – schon seit Jahrzehnten einer der prominentesten Schauplätze der Debatte
       zwischen progressiven und konservativen Kräften um die sogenannte Political
       Correctness im Sport. Dabei werden stets dieselben Argumente ausgetauscht.
       
       Auch diesmal führen die Kritiker an, dass mehr als dreihundert
       Stammesorganisationen mit mehr als zwei Millionen Mitgliedern eine
       Namensänderung fordern. Die Gegenseite kontert daraufhin stets, auch
       diesmal wieder, mit niemals näher bezeichneten Umfragen, in denen angeblich
       große Mehrheiten von „Native Americans“ den Namen Redskins nicht als
       rassistisch eingestuft hätten.
       
       Auch sei das Team-Logo, das einen indianischen Krieger im Profil zeigt, von
       einem Ureinwohner gestaltet worden. In einer offiziellen Entgegnung des
       Klubs auf den Brief der demokratischen Senatoren wird gar behauptet, der
       Gebrauch der Bezeichnung „Rothäute“ sei „respektvoll und zeige Verehrung
       gegenüber dem stolzen Vermächtnis und den Traditionen der Native
       Americans“. Warum sie die Rothäute aber nicht mehr Rothäute nennen, wenn es
       um ihre stolze Tradition geht, erklärten die Washington Redskins nicht.
       
       Zwar werden meist nur die bekannten Argumente ausgetauscht, doch scheint
       nun durch den Brief der demokratischen Senatoren Bewegung in die Diskussion
       zu kommen. So massiv hat sich das politische Washington noch nie
       positioniert. Auch Barack Obama ließ schon Ende vergangenen Jahres in einem
       Interview wissen, er würde, wäre er Eigentümer der Redskins, über einen
       Namenswechsel nachdenken. Ein Besitzer Obama dürfte nicht nur dieses eine
       Problem der Redskins lösen: Ihm wird auch ein größerer
       Football-Sachverstand attestiert als Dan Snyder.
       
       27 May 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.cantwell.senate.gov/public/index.cfm/press-releases?ID=5fce3396-8f1a-47d5-aa56-01d19aa5bdec
   DIR [2] http://en.wikipedia.org/wiki/Chief_Wahoo
       
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