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       # taz.de -- Abzocke durch Telefonanbieter Telegate: Krude Versprechungen
       
       > Kleine Betriebe wollten nur einen kostenlosen Branchenbuch-Eintrag. Doch
       > Telegate dreht ihnen unter falschen Angaben einen teuren Vertrag an.
       
   IMG Bild: Mitarbeiterin im Callcenter: Bei Telegate geben sich die Telefonisten auch gerne mal als „Google-Mitarbeiter“ aus.
       
       BERLIN taz | Neben den „Gelben Seiten“ und dem „Örtlichen“ der Telekom gibt
       es viele weitere private Branchenbücher im Internet. Zwei davon sind
       Klicktel und 11880, die von dem Münchner Unternehmen Telegate betrieben
       werden. Telegate ist nach eigener Aussage der zweitgrößte deutsche Anbieter
       von regionaler Werbung und Telefonauskunft.
       
       Nach einer Registrierung für einen kostenlosen Eintrag versucht Telegate,
       kleinen Unternehmen mit kruden Versprechungen am Telefon teure Verträge für
       Onlinewerbung aufzudrängen. Unter anderem geben sich die Telefonisten nach
       Angaben von Geschädigten als „Google-Mitarbeiter“ aus und versprechen den
       „Platz 1“ in den Suchmaschinenergebnissen. Zudem geben sie vor, es gebe ein
       Widerrufsrecht, das aber nicht existiert, berichten Betroffene.
       
       Das Tochterunternehmen Telegate Media ruft die Betroffenen an und verkauft
       kostenpflichtige Branchenbucheinträge, erstellt Videos für Unternehmen und
       vertreibt Google-Anzeigen, sogenannte Adwords, die links neben und über den
       eigentlichen Google-Suchergebnissen angezeigt werden.
       
       Doch viele Kunden sind unzufrieden. In Verbraucherforen finden sich
       Hunderte Einträge über die „Drückermethoden“ des Unternehmens. Ein
       Betroffener war kritisch, als sich der Telefonist als Google-Mitarbeiter
       vorstellte. Auf genauere Nachfrage erklärte der anrufende Mitarbeiter,
       Telegate Media sei Google-Partner, sagte der Betroffene der taz. 
       
       ## Manipulation der Google-Platzierungen
       
       „Fachlich nicht im Bilde, benutzen aber das Wort ’Google‘ in einer Weise,
       dass der Laie davon ausgehen muss, Telegate Media hätte direkt Einfluss auf
       Google-Suchergebnisse“, [1][beschreibt ein User] den Inhalt des Werbeanrufs
       auf der Verbraucherplattform dooyoo.de.
       
       Auch andere Betroffene berichten der taz, dass beim Anruf eine Manipulation
       der Google-Platzierungen und nicht Webseitenoptimierung verkauft werden
       sollte. Unternehmer Peter Maus, der einen Onlineshop für Heizungen
       betreibt, nahm einen anderen Service der Firma in Anspruch: Er buchte ein
       Premiumpaket, das Anzeigen in den Branchenbüchern Klicktel und 11880 und
       einen YouTube-Werbefilm enthält.
       
       Dieser sei stümperhaft gemacht, ordne seinen Betrieb unter einem falschen
       Schlagwort ein und verweise mit Links nicht auf seine Website, sondern auf
       die Branchenbücher selbst, berichtet Maus. Er unterschrieb einen
       Zweijahresvertrag für rund 4.000 Euro.
       
       Wenn sie einmal zugesagt haben, kommen die Websitebesitzer nicht mehr aus
       dem Vertrag heraus. Es gilt die mündliche Vereinbarung am Telefon,
       unterschrieben haben die meisten nichts. Zwar beteuern die Mitarbeiter am
       Telefon, es gebe ein 14-tägiges Widerrufsrecht, doch das gilt nur für
       Privatpersonen, nicht für Gewerbetreibende. Ein Wittener Anwalt betreut
       momentan rund 50 Mandanten zum Fall Telegate. Die Essener Polizei bestätigt
       ein laufendes Verfahren gegen die Telegate Media AG.
       
       ## Nur Google-Adwords-Partner
       
       Die Telegate-Pressesprecherin Anja Meyer ist davon überrascht. Von den
       Ermittlungen wusste sie nichts. Sie ist sich sicher, dass Telegate Media da
       „rechtlich sauber ist“ und dass die „Verbraucher das nur falsch verstanden
       haben“, dass Telegate nur Google-Adwords-Partner und nicht Google selbst
       sei. Das Versprechen am Telefon, dass Telegate die Google-Ergebnisse
       verbessert, werde auch eingehalten.
       
       „Das ist ganz normale Suchmaschinenoptimierung“, sagt sie. Der Wittener
       Anwalt, der zu Klagen aufruft, wolle damit nur Geld verdienen. „Unsere
       Rechtsabteilung hat Schritte gegen ihn eingeleitet“, sagt Meyer. Genaueres
       möchte sie nicht sagen. Telegate bemühe sich, kritische Stimmen so weit als
       möglich zu eliminieren, sagt ein Betroffener, der seit Jahren die
       Tätigkeiten des Unternehmens beobachtet.
       
       Telegate ist sogenannter [2][Premium-KMU-Partner] von Google und darf damit
       Google-Anzeigen offiziell vertreiben. Auf die gegen Telegate erhobenen
       Vorwürfe reagiert Google jedoch verhalten. Das Unternehmen teilt zu dem
       Fall schriftlich mit: „Wir haben klare Richtlinien für unsere
       Premium-KMU-Partner und nehmen Beschwerden über Verstöße gegen diese
       Richtlinien sehr ernst. Verstöße können im Extremfall bis hin zum Entzug
       des Partnerstatus führen.“
       
       27 May 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.dooyoo.de/member/4-16-Zeichen/Kurzbewertungen/
   DIR [2] http://www.google.de/intl/de/ads/premiersmbpartner/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bednarczyk
       
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