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       # taz.de -- Warnung von Umweltverbänden: „TTIP bedroht unsere Standards“
       
       > Wenige Tage vor der Wahl zum Europaparlament: Die EU denkt nur an
       > Wachstum und Deregulierung – das wurmt Nabu, BUND & Co.
       
   IMG Bild: Zu viele Monokulturen in der Landwirtschaft zerstören die Umwelt: Kohlrabiernte in Brandenburg.
       
       BERLIN taz | Wenige Tage vor der Europawahl haben mehrere deutsche
       Umweltverbände vor Rückschritten in der europäischen Umwelt- und
       Verbraucherschutzpolitik gewarnt. Die vor allem auf Wachstum und
       Deregulierung ausgerichtete Politik der EU biete keine Lösungen für sich
       verschärfende ökologische und ökonomische Probleme.
       
       Der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
       und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderten zudem
       eine weitere Vertiefung der politischen Integration in der EU. Diese sei
       besonders im Bereich Umweltschutz notwendig, weil drei Viertel aller
       Umweltgesetze auf europäischen Ebene gemacht worden seien.
       
       Die Naturschutzverbände kritisierten den Mangel an Transparenz beim
       geplanten Freihandelsabkommen zwischen EU und USA (TTIP). „TTIP bedroht
       unsere europäischen ökologischen und sozialen Standarts“, sagte der
       BUND-Vorsitzende Hubert Weigner.
       
       Die Umweltverbände forderten weiterhin verschärfte EU-Klimaziele und ein
       großeres Gewicht des Naturschutzes in Europa. Olaf Tschimpke, Präsident des
       Naturschutzbundes NABU unterstrich den Profit Europas durch die Integration
       der Umweltpolitik. „Wir haben eine Biodiversität, die weltweit vorbildlich
       ist. Das hätten die Nationalstaaten ohne die EU nicht erreicht“, so
       Tschimpke.
       
       ## „Wir brauchen eine echte Naturschutzoffensive"
       
       Ein positives Beispiel sei auch das Projekt Natura 2000. Der Nabu-Präsident
       verlangte mehr Druck aus Brüssel. „Wir brauchen eine echte
       Naturschutzoffensive, um das EU-Ziel, den Rückgang der Artenvielfalt bis
       zum Jahr 2020 zu stoppen, überhaupt noch zu erreichen", sagte Tschimpke.
       
       Weigner kritisierte, dass weiter vor allem Agrarkonzerne von Brüssel
       gefördert werden: „Deutschland bekommt etwa sechs Milliarden Euro jährlich
       für Flächenbewirtschaftung“. Zwei Prozent der Betriebe erhielten 30 Prozent
       der Gelder, das heißt, das wenigste Geld bekommen die Bauern, die es
       wirklich brauchen. Außerdem seien die Mittel in der zweiten Säule der
       EU-Förderung um acht Prozent gekürzt worden“, so Weigner.
       
       Die Naturschutzorganisationen setzten auch auf weitere Maßnahmen bei der
       Reduktion des Energieverbrauchs. „Heute redet man mehr vom Ausbau
       erneuerbaren Energien als von Emmissionsminderung“, sagte Weigner und
       forderte das künftige EU-Parlament zu einer Reform des
       CO2-Zertifikatehandels auf.
       
       „Um die Erderwärmung auf unter zwei Grad halten zu können, müssen die
       CO2-Emissionen bis 2030 um mehr als die Hälfte sinken. Die bisherigen
       Bemühungen zur Reform des Emissionshandels reichen dafür nicht aus. Das
       Angebot von CO2-Zertifikaten auf dem Markt muss dauerhaft um mehr als zwei
       Milliarden Stück verringert werden“, forderte der BUND-Chef.
       
       Deutschland habe in dem Bereich eine große Verantwortung, weil der Druck
       der deutschen Agrarlobby in Brüssel groß sei. Der Präsident des Deutschen
       Naturschutzrings (DNR), Hartmut Vogtmann sagte, Europa stehe vor großen
       Herausforderungen. „In der gemeinsamen Agrarpolitik muss die Wende hin zu
       einer ökologisch und bäuerlich geprägten Landwirtschaft gelingen. Dazu
       gehört auch der Ausstieg aus der Massentierhaltung“.
       
       21 May 2014
       
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