# taz.de -- Rote Flora in Hamburg: Flora-Eigentümer unter Druck
> Gegen Klausmartin Kretschmer, den Noch-Eigentümer des autonomen Zentrums
> im Schanzenviertel, ist ein Insolvenzverfahren eingeleitet worden.
IMG Bild: Stresserprobt: Die Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel.
HAMBURG taz | Im Konflikt um den Rückkauf des autonomen Zentrums Rote Flora
im Hamburger Schanzenviertel geht das Finanzamt den Noch-Besitzer
Klausmartin Kretschmer persönlich an. Das Amtsgericht hat auf Betreiben des
Finanzamts ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen den Event-Manager
eingeleitet und den Rechtsanwalt Nils Weiland zum Insolvenzverwalter
bestimmt. „Es handelt sich um sein gesamtes Privatvermögen – Grundstücke,
Firmen, Eigentum“, sagt Weiland. „Für ihn persönlich ist das sehr
belastend.“
Dass Kretschmer seit Jahren klamm ist, obwohl er immer wieder durch
Rote-Flora-Verkaufs- und Räumungsszenarien für Unruhe sorgt, ist kein
Geheimnis. Noch Anfang 2013 befanden sich seine Prestige-Immobilien – der
legendäre Jazzclub Riverkasematten und der Brandshof nahe der Hafencity –
unter Zwangsverwaltung.
Dass Kretschmer die Schulden tilgen konnte, lag an seinem neuen
Consulting-Berater Gert Baer, der eine US-Investmentfirma an Land zog.
Diese ist aber vor allem an der Vermarktung des Areals in der hippen
Schanze interessiert, auf dem die seit fast 25 Jahren besetzte Rote Flora
steht. Kretschmer und Baer hatten vorigen Oktober – wohlwissend, dass der
Bebauungsplan den Erhalt der Flora vorsieht – provokativ einen
Bauvorbescheid beantragt, um auf dem Gelände eine Konzerthalle für 2.500
Besucher und Gastronomie zu errichten.
Der SPD-Senat unternahm daraufhin im Herbst 2013 einen letzten Versuch,
Kretschmer zum Rückkauf an die Stadt für 1,1 Millionen Euro zu bewegen. Der
ließ den Senat abblitzen, sodass dieser Kretschmer auf die harte Tour kam:
Er verklagte Kretschmar wegen Vertragsbruchs und verlangte die Flora für
190.000 Euro zurück, was dem Kaufpreis entspricht, den Kretschmer 2001
bezahlt hat.
Kretschmar-Berater Baer vermutet daher hinter dem Insolvenzverfahren
„politische Gründe“. „Wir haben wochenlang intensiv mit dem Finanzamt über
die Rückstellung der Steuern verhandelt“, sagt Baer. „Dass die
Verhandlungen abgebrochen wurden, das war für uns überraschend.“
Die Finanzbehörde bestreitet politische Motive. „Zu Fragen, die einzelne
Besteuerungsverfahren betreffen, nimmt die Finanzbehörde im Hinblick auf
das Steuergeheimnisses nicht Stellung“, sagt Sprecher Daniel Stricker. Der
Finanzsenator lasse sich regelmäßig über Steuerverfahren informieren, nehme
aber „grundsätzlich keinen Einfluss auf die steuerlichen Verfahren“.
Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) betont jedoch, dass die Stadt ihre
Rechte aus dem Kaufvertrag der Roten Flora „weiterhin geltend machen und
ihre Interessen auch im Insolvenzverfahren verfolgen“ werde.
Insolvenzverwalter Weiland, pikanterweise auch SPD-Vize-Landeschef,
beteuert, dass „im vorläufigen Insolvenzverfahren mit der Roten Flora
nichts passiert“.
16 May 2014
## AUTOREN
DIR Kai von Appen
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