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       # taz.de -- Verbot von DDR-Symbolen: Im Kampf gegen Hammer und Zirkel
       
       > Stasi-Gedenkstättenleiter Hubert Knabe will das Zeigen von Symbolen der
       > DDR bestrafen. Für die Stimmungsmache in eigener Sache lud er zu einer
       > Anhörung.
       
   IMG Bild: Zum Fürchten: DDR-Bär in Berlin.
       
       BERLIN taz | Sollte die Verwendung des Symbols der Freien Deutschen Jugend
       genauso bestraft werden wie die des SS-Totenkopfs? Ist ein roter Stern
       ebenso schwer erträglich wie ein Hakenkreuz? Sind die Uniformen der
       Ernst-Thälmann-Pioniere so abstoßend wie jene der Wehrmacht? Und muss
       Energie Cottbus sein Stadion der (deutsch-sowjetischen) Freundschaft
       umbenennen? Ginge es nach [1][Hubertus Knabe], Leiter der Gedenkstätte
       Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, und seiner ideologischen Mitstreiter,
       wäre die Antwort ein eindeutiges Ja.
       
       „Hammer, Zirkel, Ährenkranz – Kann man DDR-Symbole verbieten?“ war der
       Titel einer Veranstaltung, die am Mittwoch im Zeughauskino des Deutschen
       Historischen Museums eine öffentliche Debatte in dieser Frage vorantreiben
       wollte. Dafür hatte sich Knabe eine Handvoll Getreuer geladen. Als Experten
       neben ihm, dem Kreuzritter in Sachen Antikommunismus, durften in den
       Nebenrollen mitwirken: der Ex-DDR-Häftling Hartmut Richter, die
       Stasi-Beauftragte Sachsen-Anhalts, Birgit Neumann-Becker, und der
       Welt-Journalist Sven Felix Kellerhoff.
       
       Allesamt führten sie aus, dass sie die öffentliche Zurschaustellung von
       DDR-Symbolen als Zumutung empfinden. Und ihren Grusel aushalten, das wollen
       sie nicht, mit den Zumutungen soll einfach Schluss sein. Grundsätzlich
       verboten gehörten etwa der Auflauf ehemaliger NVA-Soldaten am Tag der
       Befreiung im Treptower Park und die Grenzer-Darsteller vor dem
       Brandenburger Tor genauso wie DDR-Fahnen im Fanblock so mancher Ostklubs.
       Ihre Devise daher: Nie wieder! Nie wieder soll von deutschem Boden die
       Verherrlichung des Unrechtsstaates ausgehen. Die 50 zumeist älteren
       Zuschauer im spärlich gefüllten Kinosaal hatten sie auf ihrer Seite.
       
       Und so gingen sie – allesamt ohne juristische Ausbildung – der Frage nach,
       wie das zu bewerkstelligen sei, etwa durch eine Ausweitung des
       Ordnungswidrigkeitengesetzes oder gar der Ergänzung des
       Strafgesetzparagrafen 86 a, der die Verwendung von Kennzeichen
       verfassungswidriger Organisationen regelt. Zwar wolle man keine
       Freiheitsstrafe, wie sie für das Verwenden von NS-Symbolen möglich ist,
       aber eine Geldstrafe, die solle es schon sein, so Knabe.
       
       ## Der Feind steht links
       
       Zum Vorbild taugen ihnen dabei Gesetze in den osteuropäischen Staaten
       Ungarn oder Lettland, in denen das öffentliche Zeigen von Symbolen der
       kommunistischen Bewegung mit Geldstrafen belegt wird – Aufzüge in Uniformen
       der Waffen-SS dagegen durchaus möglich sind.
       
       Dass der Feind links steht, verdeutlichten schon die im Kinosaal
       ausgelegten Materialien. Die Besucher hatten die Auswahl zwischen einer
       Broschüre über Linksextremismus und Postkarten mit einem
       Hammer-und-Sichel-Symbol, das in einen Papierkorb geworfen wird.
       
       Nach den Ausführungen der Runde fiel drei Politikern die Aufgabe zu, die
       Experten kritisch zu befragen. Dass dies so recht nicht gelang, dürfte an
       ihrer Auswahl gelegen haben. Denn versammelt waren ausschließlich
       rechtskonservative Vertreter der CDU: die Bundestagsabgeordneten Kai Wegner
       und Philipp Lengsfeld aus Berlin sowie Marian Wendt aus Sachsen.
       
       In der Sache sei man sich vollkommen einig, fuhr Wegner aus. Sein größter
       Wunsch sei es, dass die Opfer ein Verbot der DDR-Symbole noch erleben. Nur
       Lengsfeld fiel am Ende auf, dass Euphorie nicht angebracht sei: Die
       Ausführungen seien keine Blaupause für ein Gesetz, in der Diskussion fehlen
       die Rechtsexperten und ein Widerpart. Immerhin eine Erkenntnis.
       
       15 May 2014
       
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