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       # taz.de -- Eon darf jubeln: Datteln stimmt für Kohlemeiler
       
       > Das zu 90 Prozent fertiggestellte Megakraftwerk hat eine wichtige Hürde
       > genommen. Der Zoff ums klimaschädliche Milliardenprojekt geht jedoch
       > weiter.
       
   IMG Bild: Noch wächst Gras über dem Kohlekraftwerk in Datteln.
       
       KÖLN taz | Der Energiekonzern Eon kann frohlocken. Die Chancen, dass er
       sein neues Kohlekraftwerk Datteln IV im nördlichen Ruhrgebiet doch noch
       retten kann, sind gestiegen. Mit großer Mehrheit gab der Dattelner Stadtrat
       jetzt grünes Licht. Damit ist eine wichtige politische Hürde für den
       Weiterbau des zu 90 Prozent fertiggestellten Milliardenprojekts genommen.
       
       Seit Jahren tobt der Streit über das 1,1-Gigawatt-Kraftwerk am
       Dortmund-Ems-Kanal. Auf die Klage einer Anwohnerfamilie hin stoppte das
       Oberverwaltungsgericht Münster 2009 den Bau wegen schwerer Planungsfehler.
       So hatte Eon am falschen Ort gebaut – nämlich fünf Kilometer von der im
       Landesentwicklungsplan vorgesehenen Stelle und 500 Meter von Wohnhäusern
       entfernt. Seit der gerichtlichen Aufhebung des Bebauungsplans kämpft der
       Energieriese darum, die benötigten Genehmigungen den geschaffenen
       Realitäten anzupassen.
       
       Mit Erfolg: Nach Rangeleien zwischen den Koalitionspartnern gab Ende 2013
       die rot-grüne Landesregierung als oberste Planungsbehörde ihr Plazet. Nun
       hat auch der Stadtrat von Datteln beschlossen, dem umstrittenen
       Steinkohlekraftwerk eine zweite Genehmigungschance zu geben.
       
       Auf seiner in die Stadthalle verlegten Sitzung genehmigte der Rat am
       Mittwoch mit 30 gegen 8 Stimmen einen veränderten Bebauungs- und einen
       veränderten Flächennutzungsplan. Eine Koalition aus SPD, CDU, FDP und einem
       lokalen Bürgerbündnis sprach sich dafür aus, dagegen votierten Grüne und
       Linkspartei.
       
       ## Bürgermeister jubelt
       
       „Diese Entscheidung trägt dazu bei, dass Datteln auch in Zukunft
       Kraftwerksstandort bleiben wird und dass wichtige Industriearbeitsplätze
       erhalten bleiben“, jubelte Dattelns parteiloser Bürgermeister Wolfgang
       Werner. Das sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
       anders. „Schwarzbau bleibt Schwarzbau“, kritisierte NRW-Landesvorständler
       Thomas Krämerkämper. Mit seinem Beschluss setze sich der Stadtrat
       „wissentlich über alle Schutzansprüche von Mensch und Umwelt hinweg“, er
       vertrete „ausschließlich die Eon-Interessen“.
       
       Noch fehlen dem Megakraftwerk, das die bereits stillgelegten
       Kraftwerksblöcke Datteln I bis III ersetzen und vor allem Bahnstrom liefern
       soll, immissionsschutzrechtliche Genehmigungen für den riesigen Ofen, der
       laut BUND pro Jahr 8,5 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid in
       die Luft blasen würde. Weitere Klagen wurden angekündigt, die Nachbarstadt
       Waltrop hat ihre Klage bereits am Mittwoch beim Verwaltungsgericht
       Gelsenkirchen eingereicht. In Waltrop sind sich bis auf die FDP alle im Rat
       vertretenen Parteien einig, dass nicht nachträglich passend gemacht darf,
       was nicht passt.
       
       15 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Pascal Beucker
       
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