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       # taz.de -- Onlinewahlkampf der SPD: Bett-Selfies und Faltspiele
       
       > Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die
       > Parteien während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Dieses Mal: die
       > SPD.
       
   IMG Bild: „Komm, wir machen auch so einen Selfie“: Martin Schulz mit dem polnischen Politiker Leszek Miller am 1. Mai in Warschau.
       
       ## 
       
       Dass der Europawahlkampf läuft, ist nicht zu übersehen. Immerhin. Ansonsten
       nämlich ist die [1][Homepage der SPD] ein anstrengendes Durcheinander.
       Animierte Banner über der muffigen Hauptspalte, daneben farbenfrohe
       Navigationselemente, überdimensionierte Piktogramme und irgendwo dazwischen
       ein poplig-kleiner Terminkasten – Übersichtlichkeit geht anders, liebe SPD.
       
       Aber egal, Europawahl also: Gleich beim Aufruf begrüßt Spitzenkandidat
       Martin Schulz die Besucher mit breitem Lächeln. Was für ihn spricht und
       welche Pläne die Sozialdemokraten für Europa haben? Wird auf der Startseite
       verschwiegen. Stattdessen gibt es in der rechten Spalte eigens eine
       Navigation, über die man zum Wahlprogramm, zur Kandidatenliste oder etwa
       zum Briefwahlantrag gelangt. Sieht auf den ersten Blick ganz einladend aus,
       so bunt und hübsch.
       
       Klickt man sich aber durch die einzelnen Untermenüs und Artikel:
       sozialdemokratische Nüchternheit, wo man hinsieht. Langweilige Schrift,
       lieblos eingebettetes Bildmaterial, viel Grau. Man sagt es nicht gern, aber
       dagegen wirkt sogar der [2][Onlineauftritt der Union] frischer.
       
       Unter „[3][Mein Bereich]“ fühlt man sich zumindest etwas persönlich
       angesprochen. Beiträge zu bestimmten Themen abonnieren, an Diskussionen mit
       anderen Besuchern teilnehmen, all das ist möglich mit dem
       SPD-Benutzerkonto. Parteimitglieder können sogar bloggen. Besonderheiten
       zum Wahlkampf findet man allerdings keine. Das Europawahl-Faltspiel für 14
       Cent im SPD-Shop ist da schon das Höchste der Gefühle.
       
       Die Sozialdemokraten wollen Europa neu denken. Mag ja sein, aber dann
       sollen sie doch bitte gleich auf ihrer Homepage damit anfangen. Für den
       Anfang würde sich zumindest ein direkter Link zur [4][SPD-Fraktion im
       Europäischen Parlament] auf der Startseite gut machen. Deren offizieller
       Webauftritt watscht den der Bundespartei regelrecht ab. Strukturierter,
       schicker – man könnte fast meinen, da hätte sich ein Webdesigner wirklich
       Gedanken gemacht. Sogar einen eingebetteten Twitter-Feed haben die. Was es
       nicht alles gibt.
       
       ## 
       
       Sie ist überall, die SPD. [5][Facebook] und [6][Twitter], eh klar. Bei
       [7][Soundcloud] gibt’s zusätzlich Wahlkampfreden zum Nachhören und
       Stellungnahmen von Martin Schulz zu TTIP. Warum [8][Marco Kreuzpaintner]
       oder [9][Klaas Heufer-Umlauf] den Sozialdemokraten ihre Stimme geben,
       erzählen sie der [10][SPD auf YouTube]. Und wer sich durch über 5.000 Fotos
       mit Hang zur Repetition wühlen will, besuche die Partei bei [11][Flickr].
       Doch egal wo, für alle Plattformen gilt: Nichts wirklich Überraschendes
       dort.
       
       Kommentare auf Facebook lässt die SPD größtenteils unkommentiert. Ist
       momentan vielleicht auch besser so, wegen TTIP hagelt es nämlich mächtig
       Kritik.
       
       Ein Plus bekommt nochmal die SPD-Fraktion im EU-Parlament. Die antwortet
       auf Facebook-Kommentare teilweise sogar sehr ausführlich. Da hat jemand das
       „sozial“ in Social Media verstanden.
       
       ## 
       
       Martin Schulz kann [12][Twitter]! Seine Mitarbeiter posten, retweeten und
       pinnen, was das Zeug hält. Sogar er selbst setzt sich manchmal an die
       Tasten und setzt in dem Fall seinen Namen darunter. Auch anderen Usern
       folgt er emsig. Es hat seinen Grund, warum Schulz über 70.000 Follower
       Vorsprung auf [13][Jean-Claude Juncker] hat, seinen wichtigsten
       Konkurrenten um das Amt des EU-Kommissionspräsidenten. Dabei inszeniert er
       sich betont als Supereuropäer: multilingual, händeschüttelnd und trotzdem
       bürgernah. Logo.
       
       Die Homepage des Spitzenkandidaten ist professionell. Auch sein
       [14][Wahlspot] kommt knitterfrei daher. Lichtdurchflutete Räume, weit,
       hypermodern. Mal im Glasaufzug, mal im verglasten Treppenhaus legt Schulz
       mit seiner Robert De Niro-Stimme dar, wie er sich sein Europa vorstellt.
       Genau, offen und transparent nämlich.
       
       Solide Netzarbeit ist das. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
       
       ## 
       
       Es gibt sie, die SPD-Kandidaten, die ab und an einen originellen Tweet
       raushauen. [15][Fabienne Vesper] zum Beispiel. Ein [16][Foto ihres
       Wahlkampfbusses] postet sie mit den Worten „Wir nennen es den Trans* Europe
       Express“ (und spielt wohl auf das gleichnamige Kraftwerk-Album an). Humor
       und popkulturelle Referenz in einem Tweet: sehr schön.
       
       Die Gesamtpartei hatte mit dem #May1Selfie zumindest eine halbwegs
       originelle Idee auf Twitter. Schnappschüsse von Konstanz bis Kiel, wobei
       vor allem Abgeordnete teilgenommen haben.
       
       Ganz nett: Die App der SPD-Delegation in Brüssel, in der sie all ihre
       Forderungen alphabetisch aufgelistet hat. Inklusive einem Länder- und
       Städte-Ratespiel. Quizduell für Politologen oder so.
       
       ## 
       
       Klar, das Phänomen „ältere Menschen und Internet“ findet sich auch in den
       Reihen der SPD. Hannelore Kraft und ihr [17][#May1Selfie] sind so ein
       Beispiel. Nicht viel cooler: Brigitte Zypries twittert [18][aus dem Bett].
       
       In die Kategorie Fremdschämen fällt auch die [19][Martin Schulz Tour 2014].
       Der Buchhändler aus Würselen kündigt seine Wahlkampfveranstaltungen an, als
       wären es Rock-Konzerte. Ein working class hero on the road? Die passenden
       [20][Tour-Shirts] gibt es auch: vorne das Schulz'sche Konterfei, hinten die
       Tour-Termine. Bemüht jugendlich.
       
       Aber sind wir mal ehrlich: So richtig peinlich wird’s bei der SPD nicht.
       Wie auch, sie traut sich ja kaum was.
       
       ## 
       
       Es ist ja nicht so, als würden sie sich keine Mühe geben: Die SPD ist in
       der Digitalmoderne angekommen, keine Frage. Den Europawahlkampf tragen die
       Sozialdemokraten fleißig auf allen Kanälen aus, wirklich falsch machen sie
       dabei nichts. Dass man mit dem Internet aber auch freier umgehen kann, am
       Ende sogar kreativ? Den Schuss hat die SPD noch nicht gehört
       
       18 May 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.spd.de/
   DIR [2] http://www.cdu.de/
   DIR [3] http://www.spd.de/Mein_Bereich/Persoenliche_News/
   DIR [4] http://www.spd-europa.de/
   DIR [5] http://www.facebook.com/SPD
   DIR [6] http://twitter.com/spdde
   DIR [7] http://soundcloud.com/spdde/
   DIR [8] http://www.youtube.com/watch?v=UbOpd2mr4m0
   DIR [9] http://www.youtube.com/watch?v=sd63uAx8aRM
   DIR [10] http://www.youtube.com/user/SPDvision
   DIR [11] http://www.flickr.com/photos/spdde/
   DIR [12] http://twitter.com/MartinSchulz
   DIR [13] http://twitter.com/JunckerEU
   DIR [14] http://www.youtube.com/watch?v=T8Sbl_DksfY&list=PL85IMmq0WVlTQcvl_YVpQn0dSN0Zk8y5g
   DIR [15] /Transgeschlechtliche-Europakandidatin-/!138034/
   DIR [16] http://twitter.com/fabievesper/status/459337400611639296
   DIR [17] http://twitter.com/HanneloreKraft/status/461798059199193089/photo/1
   DIR [18] http://twitter.com/brigittezypries/status/461751238078783488/photo/1
   DIR [19] http://www.spd.de/aktuelles/116962/20140326_schulz_termine.html
   DIR [20] http://instagram.com/p/nQWiLsqWH6/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Josef Wirnshofer
       
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