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       # taz.de -- Kolumne Brüssel verstehen: Blockieren und miesmachen
       
       > Zur Europawahl am 25. Mai wird ein großer Rechtsruck erwartet. Aber was
       > haben die Populisten eigentlich bislang in Brüssel gemacht?
       
   IMG Bild: Nigel Farage benutzt die Brüsseler Bühne zur Propagierung seiner nationalistischen Agenda.
       
       Man sieht sie selten, man hört wenig von ihnen – und wenn, dann nichts
       Gutes. Trotzdem: Sie reden nicht nur Quatsch, die Rechtspopulisten im
       Europaparlament. Vor allem Nigel Farage, der Führer der britischen
       Unabhängigkeitspartei UKIP, ist ein verdammt gefährlich guter Redner.
       
       Wie er dem blassen EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy das „Charisma eines
       feuchten Lappens“ bescheinigte – das saß, wenn auch tief unter der
       Gürtellinie. Auch seine letzte Rede in Straßburg, in der Farage sich über
       den „zusammengebrochenen europäischen Traum“ lustig machte, traf ins
       Schwarze. Leider.
       
       Die rechten Abgeordneten vom Schlage eines Farage oder einer Marine Le Pen
       drehen den Finger in den Wunden der Europäischen Union gern mehrfach um.
       Natürlich schießen sie dabei demagogisch über das Ziel hinaus. Wenn Le Pen
       die „Invasion der Billigarbeiter“ in Frankreich attackiert, dann bedient
       sie dabei rassistische Vorurteile.
       
       Doch machen wir uns nichts vor: Die Reden der Rechten kommen an. Farage, Le
       Pen & Co. benutzen das Europaparlament geschickt als Bühne, um ihre
       nationale, zutiefst egoistische Ideologie zu verbreiten. In den letzten
       fünf Jahren waren sie dabei überaus erfolgreich, wie die Umfragen zur
       Europawahl zeigen.
       
       Die etablierten Parteien haben ihnen wenig entgegengesetzt. Zwar gab es
       auch in ihren Reihen begnadete Redner. Der beste war der Grüne Dany
       Cohn-Bendit, leider tritt er nun ab. Doch selten haben die EU-Politiker die
       Attacken der Rechten direkt gekontert. Weghören, wegschauen und isolieren –
       das war die Taktik.
       
       Das könnte sich Ende Mai bitter rächen. Es stimmt zwar, dass die Rechten
       nichts für Europa oder für ihre Länder getan haben; ihre Erfolgsbilanz ist
       gleich null. Doch Farage & Co. sind nicht zum (Mit-)Arbeiten nach Straßburg
       gekommen, sondern zum Blockieren und Miesmachen. Zumindest Letzteres haben
       sie geschafft.
       
       9 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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