URI: 
       # taz.de -- Machtkampf in Thailand: Gelbhemden marschieren wieder
       
       > Die Regierungsgegner in Thailand sprechen vom „entscheidenden Kampf“.
       > Nach der Absetzung von Regierungschefin Yingluck sehen sie sich dem Sieg
       > nahe.
       
   IMG Bild: Fordern den Rücktritt der Regierung: Demonstranten in Bangkok.
       
       Bangkok dpa | Mit Tränengas und Wasserwerfern hat die thailändische Polizei
       am Freitag in Bangkok ein Regierungsgebäude gegen den Ansturm tausender
       Regierungsgegner verteidigt. Die Demonstranten wollten die Einsatzzentrale
       der Behörden stürmen. Bei den Zusammenstößen wurden nach Angaben des
       medizinischen Dienstes der Hauptstadt mindestens sechs Menschen verletzt.
       Für Samstag haben auch Regierungsbefürworter eine Kundgebung am Stadtrand
       angekündigt. Die Polizei will mit mehr als 15.000 Beamten verhindern, dass
       die rivalisierenden Lager aufeinanderstoßen.
       
       Mit ihrem Markenzeichen, den Trillerpfeifen, und lauten Parolen zogen die
       Regierungsgegner unter Anführer Suthep Thaugsuban am Morgen zum
       Regierungssitz. Sie skandierten Parolen gegen die Regierung.
       
       Am Mittwoch hatte das höchste Gericht Regierungschefin Yingluck Shinawatra
       wegen Verfassungsbruchs des Amts enthoben. Außerdem erhob die
       Antikorruptionsbehörde Anklage wegen eines umstrittenen
       Subventionsprogramms für Reisbauern. Suthep verlangt aber mehr: das Ende
       des gesamten Kabinetts und die Einsetzung einer ungewählten
       Übergangsregierung.
       
       Suthep hatte seine Anhänger am Morgen zum „alles entscheidenden Kampf“
       aufgerufen. „Wenn das Regime in drei Tagen nicht weg vom Fenster ist,
       werden wir tun, was nötig ist“, sagte er drohend. Er wollte über Nacht am
       Regierungssitz ausharren.
       
       „Wenn ihr Kabinettsmitglieder findet, bringt sie mir: ich warte am
       Regierungssitz auf sie.“ Seine Anhänger belagerten nach seiner Anordnung
       mehrere Fernsehsender. Sie sollten Druck machen, damit die Sender keine
       Informationen der Regierung mehr verbreiten und stattdessen eine
       angekündigte Rede Sutheps übertragen.
       
       ## Sutheps Anhänger kommen aus der Mittelschicht
       
       Suthep, bis November stellvertretender Oppositionschef im Parlament, wirft
       Yingluck und ihrem Familienclan Korruption und Misswirtschaft vor. Das
       Shinawatra-Lager hat alle Wahlen seit 2001 gewonnen. Die Fäden hält
       Yinglucks älterer Bruder Thaksin in der Hand. Er war Regierungschef, bis
       das Militär ihn 2006 stürzte. Er floh vor einer Verurteilung zu zwei Jahren
       Haft wegen Amtsmissbrauchs ins Exil. Nach Sutheps Vorstellung soll eine
       Übergangsregierung mit neuen Gesetzen dafür sorgen, dass Thaksin nie wieder
       politischen Einfluss bekommt.
       
       Sutheps Anhänger kommen überwiegend aus wohlhabenderen Schichten und aus
       dem Süden des Landes. Die Regierung wird dagegen von der Landbevölkerung im
       Nordosten gestützt, die die Mehrheit im Land stellt. Sie hat vor allem von
       Steuergeschenken und anderen Maßnahmen der Thaksin-Regierung profitiert.
       
       Ein Trupp Demonstranten marschierte am Freitag zum Parlament. Dort wollten
       sie Druck auf den Senat, die zweite Parlamentskammer, machen, die dort
       tagte. Nach den Vorstellungen Sutheps soll der Senat die Übergangsregierung
       bestimmen. Rechtsexperten streiten darüber, ob das nach der Verfassung
       überhaupt möglich wäre.
       
       Anhänger der Regierung, nach der Farbe ihrer T-Shirts Rothemden genannt,
       wollten am Samstag gegen die Entfernung von Yingluck demonstrieren. Wie sie
       halten viele Juristen das Urteil des höchsten Gerichts für eine bedenkliche
       Einmischung in die Politik. In vergangenen Jahren traten die
       Regierungsgegner in Gelb auf und hießen Gelbhemden. Unter Suthep wurden sie
       patriotischer: Sie tragen jetzt die Farben der Nationalflagge:
       rot-weiß-blau.
       
       9 May 2014
       
       ## TAGS
       
   DIR Thailand
   DIR Yingluck Shinawatra
   DIR Thaksin Shinawatra
   DIR Rothemden
   DIR Suthep Thaugsuban
   DIR Thailand
   DIR Thailand
   DIR Thailand
   DIR Thailand
   DIR Thailand
   DIR Thailand
   DIR Thailand
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Thailands marodes Feudalsystem: Südostasiens Absurdistan
       
       Mit dem Putsch vom Mai 2014 hat die Armee das Land in düsterste Zeiten
       katapultiert. Die Methoden der alten Eliten werden immer bizarrer.
       
   DIR Unruhen in Thailand: Willkürherrschaft versus Ungehorsam
       
       Armeechef Prayut Chan-O-Cha hat ein Treffen zwischen Vertretern von
       Opposition und Regierung einberufen. Das Militär hatte zuvor das
       Kriegsrecht über das Land verhängt.
       
   DIR Unruhen in Thailand: Kriegsrecht soll Frieden sichern
       
       Die Armee verhängt das Kriegsrecht und betont, es handele sich nicht um
       einen Putsch. Die Regierung bleibt im Amt, die Pressefreiheit wurde
       eingeschränkt.
       
   DIR Politische Krise in Thailand: Armee droht mit „Frieden“
       
       Der thailändische Armeechef Prayut Chan O Cha mischt sich in den
       politischen Konflikt ein. Zuvor waren drei Regierungsgegner getötet worden.
       
   DIR Politische Krise in Thailand: Man spricht schon von „Thaitanic“
       
       Die Opposition in Thailand marschiert zum Amtssitz der Regierung. Eine
       baldige Lösung der politischen Krise zeichnet sich nicht ab.
       
   DIR Krise in Thailand: Minister wird Übergangspremier
       
       Das Verfassungsgericht hat die Ministerpräsidentin ihres Amtes enthoben.
       Auch Kabinettsmitglieder gehen. Ihr bisheriger Stellvertreter übernimmt bis
       zu den Neuwahlen.
       
   DIR Thailands politisches Patt: Neue Runde in Bangkoks Machtkampf
       
       Die Regierung kündigt die Wiederholung der Wahl an, die Opposition will
       erneut boykottieren. Premierministerin Shinawatra droht der Amtsverlust.