URI: 
       # taz.de -- NSU-Prozess in München unterbrochen: Zschäpe zwickt's
       
       > Die Aufarbeitung der NSU-Mordserie verzögert sich. Beate Zschäpe fühlt
       > sich angeblich „ausgebrannt“, offiziell ist von Übelkeit und
       > Magenschmerzen die Rede.
       
   IMG Bild: Seit November 2011 inhaftiert: die Hauptangeklagte Beate Zschäpe.
       
       MÜNCHEN dpa | Der Gesundheitszustand von Beate Zschäpe sorgt weiter für
       Verzögerungen im NSU-Prozess. Auch am Donnerstag konnten in München keine
       Zeugen angehört werden, weil sich die Hauptangeklagte nicht
       verhandlungsfähig fühlte. Nach mehreren Unterbrechungen beendete der
       Vorsitzende Richter Manfred Götzl die Verhandlung am Mittag, nachdem
       Zschäpe etwa zwei Stunden lang im Beisein ihrer Verteidiger von einem
       Gerichtsarzt untersucht worden war.
       
       Rechtsanwalt Wolfgang Heer hatte gleich nach der Eröffnung eine
       Unterbrechung verlangt, weil seine Mandantin unter „Übelkeit,
       Magenschmerzen und Kopfschmerzen leidet“. Sie sei am Morgen gegen ihren
       Willen von der Justizvollzugsanstalt Stadelheim zum Gerichtsgebäude
       gebracht worden. Polizisten hätten ihr gesagt: „Sie haben vor Gericht zu
       erscheinen – komme, was da wolle.“ Eine ärztliche Untersuchung sei ihr vor
       der Abfahrt verweigert worden.
       
       Nachdem der Gerichtsarzt Zschäpe in Augenschein genommen hatte, setzte der
       Senat den Termin am Mittag nur für wenige Sekunden fort. Zschäpe sehe „sich
       nicht in der Lage, der Verhandlung zu folgen“, erklärte der Vorsitzende
       Richter und vertagte den Prozess.
       
       Aus Gerichtskreisen war zu hören, die lange Untersuchungshaft könne der
       Angeklagten zu schaffen machen. Zschäpe ist ohne Unterbrechung inhaftiert,
       seit sie sich am 8. November 2011 der Polizei stellte. Im Gerichtssaal
       wirkte sie am Donnerstag ungewöhnlich blass. Bei der ärztlichen
       Untersuchung soll sie gesagt haben, sie sei am Morgen „fast umgekippt“ und
       habe sich darum Turnschuhe angezogen. Zu Beginn der Woche soll sie gesagt
       haben, sie sei „ausgebrannt“.
       
       Auch an den beiden vorangegangenen Verhandlungstagen am Dienstag und
       Mittwoch hatte die Verteidigung eine Erkrankung Zschäpes geltend gemacht.
       Der Termin am Mittwoch war komplett ausgefallen.
       
       Der Prozess vor dem Oberlandesgericht München wird nun am 19. Mai
       fortgesetzt. Die ursprünglich für kommende Woche angesetzten Termine waren
       schon vor Bekanntwerden der Erkrankung Zschäpes gestrichen worden. Nächste
       Woche wird die kommissarische Vernehmung der betagten früheren Nachbarin
       Zschäpes durch einen Amtsrichter in Zwickau erwartet. Die Terrorgruppe
       „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) soll zwischen 2000 und 2007 zehn
       Morde begangen haben.
       
       8 May 2014
       
       ## TAGS
       
   DIR Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
   DIR NSU-Prozess
   DIR Beate Zschäpe
   DIR Manfred Götzl
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
   DIR NSU-Prozess
   DIR Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
   DIR NSU-Prozess
   DIR Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
   DIR Beate Zschäpe
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Hannah Arendt
   DIR Bundesanwaltschaft
   DIR Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Täterbeschreibung im NSU-Prozess: Klein, sehr schmal und lockig
       
       2001 verübte der NSU einen Anschlag auf einen Kölner Laden. Der Besitzer
       beschreibt den möglichen Täter. Um einen der Uwes kann es sich nicht
       handeln.
       
   DIR Zeugin Mashia M. beim NSU-Prozess: „Ich werde mein Leben fortführen“
       
       Schwerverletzt hat sie den Anschlag überlebt. Jetzt sitzt Mashia M. im
       Zeugenstand einer mutmaßlichen Täterin gegenüber: Beate Zschäpe.
       
   DIR NSU-Terror in Deutschland: Immer schussbereit
       
       Banküberfälle sicherten dem NSU das Leben im Untergrund. Wo Teile der Beute
       abgeblieben sind, ist bis heute noch unklar.
       
   DIR NSU-Prozess in München: Die letzte Tat
       
       In München geht es um den letzten Banküberfall der Rechtsterroristen in
       Eisenach – und um den Todestag von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
       
   DIR Nebenkläger im NSU-Prozess: V-Leute sollen gehört werden
       
       Mehr als 600 Zeugen benannte die Bundesanwaltschaft im NSU-Prozess.
       Darunter nur drei V-Leute. Die Nebenkläger wollen nun eine Reihe Spitzel
       laden.
       
   DIR NSU-Prozess in München: Zschäpe meldet sich krank
       
       Noch ist kein Verhandlungstag ausgefallen – bis jetzt. Zschäpes Ärztin
       attestiert Kreislaufprobleme. Doch ihre Symptome könnten auch andere Gründe
       haben.
       
   DIR Nazifrauen in Deutschland: Übersehen und unterschätzt
       
       Die Gefährlichkeit rechter Frauen ist bisher zu wenig beachtet. Rechte
       Aktivistinnen nutzen strategisch die geschlechterstereotype Wahrnehmung.
       
   DIR Rechtsextreme in Deutschland: Das Böse ist eingefangen
       
       Alle Aufmerksamkeit konzentriert sich derzeit auf den NSU-Prozess. Die
       rechte Szene gerät dabei aus dem Blick. Der Rassismus der Mitte ebenso.
       
   DIR Reaktion auf NSU-Mordserie: Mehr Macht für den Bundesanwalt
       
       Nie mehr jahrelange Justiz-Kleinstaaterei wie beim NSU: Der
       Generalbundesanwalt soll solche Fälle schneller an sich ziehen.
       
   DIR Zwischenbilanz zum NSU-Prozess: Wegdrehen und schweigen
       
       Am Dienstag verhandelt das Oberlandesgericht München zum 100. Mal die
       NSU-Mordserie. Ein Jahrhundertprozess – ohne absehbares Ende.