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       # taz.de -- Informationspolitik bei Rüstungsdeals: Wir Waffenexporteure
       
       > Die Regierungsparteien wollen mehr Transparenz für Rüstungsexporte
       > beschließen. Völlig unglaubwürdig findet das die Opposition.
       
   IMG Bild: Deutsche Präzisionsarbeit: ein Leopard-Panzer im Maßstab 1:87, als Märklin-Modell.
       
       BERLIN taz | Wenn deutsche Waffenhersteller in Zukunft Panzer nach
       Saudi-Arabien verkaufen wollen, dann bleiben die Volksvertreter auch
       weiterhin ahnungslos. Allerdings werden sie über bereits genehmigte Deals
       künftig schneller informiert.
       
       Die Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD werden am Donnerstag beschließen,
       dass der Bundestag über Rüstungsexporte künftig spätestens zwei Wochen nach
       deren Genehmigung zu unterrichten ist. Die Opposition im Bundestag spricht
       von einem Täuschungsmanöver. „Damit wird kein einziger Waffenexport
       verhindert“, kritisiert Jan van Aken von der Linkspartei.
       
       Deutschland ist Europas größter Waffenexporteur. Über Ausfuhren von
       Kriegsgerät entscheidet laut Grundgesetz die Bundesregierung, konkret der
       geheim tagende Bundessicherheitsrat. Der erteilte im Jahre 2012 mehr als
       16.000 Genehmigungen für Rüstungsgüterexport im Wert von 4,7 Milliarden
       Euro. In der Regel richten Firmen zunächst eine Voranfrage an den Rat, in
       dem neben Angela Merkel (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD) sieben weitere
       Minister vertreten sind. Wird die Anfrage positiv beschieden, handeln die
       Hersteller das Geschäft aus, das dann vom Rat noch einmal abschließend
       genehmigt werden muss.
       
       Die neue Informationspraxis betrifft ausdrücklich nur abschließende
       Genehmigungsentscheidungen. „Das reicht nicht. Wir wollen bei
       problematischen Entscheidungen auch bei Voranfragen informiert werden“,
       sagt Hans-Christian Ströbele. Der Grünen-Abgeordnete hat vor dem
       Bundesverfassungsgericht Klage gegen die lange Geheimhaltung bei
       Rüstungsgeschäften eingereicht. Die Entscheidung der Richter steht noch
       aus. Die Klage habe sich mit der Neuregelung nicht erledigt, sagt Ströbele.
       
       Die Bundesregierung informiert einmal jährlich über den Umfang von
       Waffengeschäften im Rüstungsexportbericht. Der soll künftig zweimal
       erscheinen.
       
       ## Im Wahlkampf klang das anders
       
       Laut aktuellem Bericht waren Saudi-Arabien und die Arabischen Emirate 2012
       unter den Top Ten auf der Kundenliste der deutschen Rüstungsfirmen. Nur ein
       Bruchteil der angefragten Geschäfte, nämlich 118, wurde dem Bericht zufolge
       abgelehnt. Für Schlagzeilen sorgte 2011 eine geplante Lieferung von
       Kampfpanzern nach Saudi-Arabien. Die Monarchie unterstützte das Regime von
       Bahrain damals im Kampf gegen Aufständische.
       
       Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Hubertus Heil sagte, man
       hoffe, mit der neuen Informationspolitik künftig auch zu einer
       restriktiveren Genehmigungspolitik zu kommen. Genau das hatte die SPD im
       Wahlkampf nämlich versprochen. „Damit macht sich die SPD völlig
       unglaubwürdig“, sagt hingegen die Grüne Obfrau im Verteidigungsausschuss,
       Agnieszka Brugger. Es sei purer Zynismus, reine Selbstverständlichkeiten
       als eine Transparenzinitiative mit besseren Kontrollmöglichkeiten verkaufen
       zu wollen.
       
       Aus Koalitionskreisen hieß es: Bisher wisse man ja nicht einmal, wann der
       Bundessicherheitsrat tage – nun könne man es zumindest erahnen.
       
       8 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
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