# taz.de -- Chinas Alibaba geht an die Börse: Onlinehändler Superstar
> In seinem Wohnzimmer gründete Jack Ma den Internetkonzern Alibaba. Nun
> rechnen Analysten mit dem größten Börsengang in der Geschichte.
IMG Bild: Hat Grund zur guten Laune: Alibaba-Gründer Jack Ma
PEKING taz | Vom Internet hatte Jack Ma angeblich keinen blassen Schimmer,
als ein Bekannter ihm bei seiner ersten Reise in die USA im Jahr 1995 die
Funktion einer Suchmaschine zeigte. Ma gab „Bier“ und „China“ ein. Kein
Ergebnis. Er war dennoch begeistert.
Zurück in China wollte er seinen Freunden unbedingt seine Neuentdeckung
vorführen. Ein Modem hatte er sich aus den USA mitgebracht, doch die
Verbindung war sehr schlecht. „Wir warteten dreieinhalb Stunden und sahen
eine halbe Seite“, erinnert sich Ma, der auf chinesisch Ma Yun heißt, in
einem Interview mit der New York Times. Aber er sei trotzdem so stolz
gewesen. Denn er hatte bewiesen, dass das Internet auch in China existiert.
Knapp zwei Jahrzehnte später ist Jack Ma mithilfe seines Internet-Konzerns
Alibaba zu einem der reichsten Chinesen aufgestiegen - mit gerade einmal 49
Jahren. Und er wird in der Volksrepublik als Superstar gefeiert. Denn mit
seinen Handelsplattformen Taobao, Alibaba und T-Mall hat er innerhalb
weniger Jahre nicht nur den gesamten Handel umgekrempelt, sondern China mit
einem Schlag zur weltweit größten Internet-Nation katapultiert. Nun will er
mit Alibaba auch die internationale Finanzwelt erobern.
Seit Mittwoch ist offiziell, dass Alibaba noch in diesem Jahr in New York
an die Börse gehen wird. Im vorläufigen Börsenprospekt ist zwar lediglich
von einem Volumen in Höhe von einer Milliarde Dollar die Rede. Doch diese
Summe dient lediglich der Registrierung. Analysten gehen von 15 bis 20
Milliarden Dollar aus und und erwarten, dass dieser Börsengang sogar den
von Facebook vor zwei Jahren überflügeln wird. Alibabas Aktiendebüt könnte
der größte Börsengang der Geschichte werden. Diese Prognose ist keineswegs
übertrieben. Analysten schätzen den Wert des gesamten Alibaba-Konzerns auf
über 150 Milliarden Dollar.
## Vom Fremden- zum Marktführer
Aufgewachsen ist Ma in der ostchinesischen Stadt Hangzhou in der Provinz
Zhejiang, wo in den neunziger Jahren viele mittelständische Unternehmen
entstanden. Er wusste von vielen Fimen, die Geschäftskontakte zu
ausländischen Unternehmen suchten. Doch die sprachlichen Barrieren waren
für viele von ihnen zu hoch.
Hangzhou war zugleich eine beliebte Touristenstadt und Ma hatte als
Fremdenführer schon früh Erfahrungen mit Ausländern gesammelt. Später wurde
er Englischlehrer und lernte wiederum die Berührungsängste auf chinesischer
Seite kennen. Das brachte ihn auf die Idee, beide Seiten zusammenzubringen
- per Internet. Die Online-Kontaktbörse Alibaba war geboren.
Einkäufer fanden über Alibaba ihre Zulieferer für Unterhosen, Bananen oder
große Lastfahrzeuge. Mittelständler ihre Geschäftspartner. Mas zweite
Handelsplattform Taobao wiederum ist ein Marktplatz, auf dem selbstständige
Verkäufer ihre Waren zu festen Preisen vertreiben. Während eBay Provision
verlangt, ist der Handel bei Taobao kostenlos. Geld wird mit Onlinewerbung
verdient oder wenn die Verkäufer ihr Produkt prominent platziert haben
wollen.
Im vergangenen Jahr haben 231 Millionen Käufer und 9 Millionen Verkäufer
Geschäfte im Wert von über 248 Milliarden Dollar über die Plattform
abgewickelt. Beim Handelsvolumen ist Alibaba damit größer als Amazon und
Ebay zusammen. Allein zwischen April bis Dezember vergangenen Jahres kam so
ein Umsatz von 6,5 Milliarden Dollar zustande, der Gewinn lag unterm Strich
bei 2,9 Milliarden Dollar. Mit Alipay gehört zudem auch ein Bezahldienst
zum Konzern.
Mit Alibabas Börsengang in der US-Metropole New York erfüllt sich Ma einen
ganz persönlichen Traum. Schon als Kind saugte er in dem damals sich erst
langsam öffnenden China alles auf, was mit Englisch und den USA zu tun
hatte. Seine Sprachkenntnisse hatten ihm einst zu seinem Erfolg verholfen.
Nun liegt ihm New York zu Füßen.
7 May 2014
## AUTOREN
DIR Felix Lee
## TAGS
DIR Online-Shopping
DIR Onlinehandel
DIR China
DIR Schwerpunkt Meta
DIR Alibaba
DIR Börsengang
DIR Online-Shopping
DIR Online-Shopping
DIR Alibaba
DIR Online-Shopping
DIR Amazon
DIR China
DIR Yuan
DIR Twitter / X
DIR Snapchat
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Amazon-Konkurrent Alibaba: Ein chinesisches Börsenmärchen
Der Börsengang des chinesischen Online-Händlers Alibaba stellt einen
furiosen Erfolg dar. Das 231 Milliarden Dollar schwere Unternehmen
expandiert weiter.
DIR Alibaba in Deutschland: Gesundheit essen und Körperteile
Der chinesische Onlinehändler Alibaba bereitet sich auf seinen Börsengang
vor, den größten, den es bislang gab. Seltsame Dinge kann man da kaufen.
DIR Chinesische Amazon-Konkurrenz: Alibaba und die Tücken der Börse
Der Netzkonzern steht vor dem Börsengang. Mehr als 25 Milliarden Euro will
er einnehmen. Dabei birgt die Aktion jede Menge Risiken.
DIR IT-Konzern Alibaba geht an die Börse: Ha – billiger!
Der IT-Konzern Alibaba hat den Onlinehandel in China populär gemacht. Sein
Börsengang in New York könnte der bislang größte der Geschichte werden.
DIR Streit zwischen Amazon und Verlag: Steven Colbert, der Buchdealer
Amazon hat wegen eines Streits über E-Book-Preise den Verlag Hachette aus
seinem Angebot gestrichen. Comedian Steven Colbert will sogleich als
Verkäufer einspringen.
DIR Kommentar Wirtschaftsmacht China: Die Verlierer sind die Europäer
China steigt zur Wirtschaftsmacht Nummer eins auf. Das wird in den
internationalen Gremien Folgen haben. Die Verlierer dabei sind europäische
Staaten.
DIR Künftige Wirtschaftsweltmeister: Das Jahr der Chinesen
Die Tage der Vorherrschaft der USA sind gezählt. Noch in diesem Jahr wird
China sie als Wirtschaftsmacht Nummer eins überholen.
DIR Aktien von sozialen Netzwerken: Facebook schlägt Twitter
Der Börsengang von Twitter war ein Erfolg, die Aktie legte kräftig zu –
aber neue Nutzer lassen auf sich warten. Und die Anleger bekommen kalte
Füße.
DIR Snapchat will nicht zu Facebook: Drei Milliarden sind nicht genug
Facebook wollte den Foto-App-Anbieter Snapchat kaufen. Dessen Gründer
lehnten ein Angebot ab – sie wollen warten, bis ihr Unternehmen mehr wert
ist.