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       # taz.de -- Einigung bei DuMont Schauberg: Umbau geht weiter
       
       > Gegen den neuen Betriebsrat bei DuMont hatte die Geschäftsführung
       > zunächst geklagt – nun einigt man sich auf eine problematische
       > Betriebsvereinbarung.
       
   IMG Bild: Krise beigelegt? Das Medienhaus M. DuMont Schauberg in Köln.
       
       Erst vor kurzem hat die Geschäftsführung des Kölner Medienhauses M. DuMont
       Schauberg (MDS) eine Anfechtungsklage gegen den neuen gewählten Betriebsrat
       erhoben- jetzt hat sie eine Betriebsvereinbarung mit ihm geschlossen.
       
       Darin vereinbaren beide Seiten das Prozedere für den im Herbst
       angekündigten Abbau von 84 Stellen in Verlag, Druckerei und Verwaltung im
       Kölner Stammhaus. Viele Mitarbeiter wollen das Abfindungs- oder
       Altersteilzeitangebot des Verlags annehmen, doch weiterhin drohen
       betriebsbedingte Kündigungen.
       
       Die Betriebsvereinbarung, die der taz vorliegt, sieht einen Sozialplan mit
       Abfindungsregelung und die Einrichtung einer Transfergesellschaft vor. Wer
       mehr als fünf Jahre an Bord war und freiwillig geht, erhält danach einen
       Sockelbetrag von 25.000 Euro brutto plus 2.000 Euro pro Jahr der
       Betriebszugehörigkeit, Schichtarbeiter erhalten einen Zuschlag von 25.000
       Euro.
       
       Nach Angaben von Unternehmenssprecher Wolfgang Brüser haben sich bislang
       etwa 70 Beschäftigte für die Abfindung oder eine Altersteilzeitregelung
       entschieden. Als Alternative können MitarbeiterInnen für zwölf Monate in
       die Transfergesellschaft gehen und für diesen Zeitraum 80 Prozent ihres
       bisherigen Nettogehalts beziehen.
       
       ## Kündigungen nicht vom Tisch
       
       Betriebsbedingte Kündigungen sind nach wie vor nicht vom Tisch. „„Aktuell
       gehen wir noch von maximal 10-15 Fällen aus, für die Kündigungen im Raum
       stehen““, schreiben die Geschäftsführer Philipp M. Froben und Karl-Heinz
       Goßmann in einer Mitarbeiterinformation.
       
       Ein Ende des Stellenabbaus ist offenbar nicht in Sicht. Denn: Auch in den
       ersten Monaten des Jahres 2014 zeige sich keine Besserung im
       Anzeigengeschäft, schreiben Froben und Goßmann an die Mitarbeiter. „„Wir
       müssen deshalb auch in Zukunft prüfen, ob eine Nachbesetzung von durch
       Fluktuation frei werdenden Stellen vertretbar ist““, kündigen sie an.
       
       ## Kommender Großumbau
       
       Die Betriebsvereinbarung ist ein Baustein innerhalb des großen Umbaus, der
       zurzeit bei MDS stattfindet. Wie anderen Verlagen machen dem Haus
       Anzeigenkrise und Auflagenverluste zu schaffen. Um Personalkosten zu
       sparen, lagert das Unternehmen immer mehr Bereiche in tariffreie
       Gesellschaften aus: Die digitalen Angebote von Kölner Stadt-Anzeiger,
       Berliner Zeitung, Mitteldeutscher Zeitung, Express, Hamburger Morgenpost
       und Berliner Kurier zum Beispiel in die tarifungebundene DuMont Net.
       
       Im Kölner Umland legen der Kölner Stadt-Anzeiger und Konkurrent Kölnische
       Rundschau ihre RedakteurInnen in der tariffreien „Rheinischen
       Redaktionsgemeinschaft“ zusammen. Mehr als 30 Stellen sollen hier insgesamt
       wegfallen.
       
       Der Betriebsrat verhandelt zurzeit mit der Geschäftsführung darüber. MDS
       drückt aufs Tempo beim Umbau. Deshalb wollte das Unternehmen wohl nicht
       abwarten, wie seine Anfechtungsklage gegen den im März gewählten
       Betriebsrat ausgeht.
       
       Die Geschäftsführung hatte die Wahl angefochten, weil daran Beschäftigte
       aus ausgelagerten Unternehmensteilen teilgenommen haben. Trotzdem hat sie
       jetzt mit ihm die Betriebsvereinbarung geschlossen. „Eine Entscheidung über
       die juristischen Positionen ist zeitlich nur schwer einzuschätzen“, so
       Unternehmenssprecher Brüser.
       
       Um für das Unternehmen wichtige Entscheidungen treffen zu können, habe sich
       die Geschäftsführung „unter Beibehaltung ihrer juristischen Position
       entschieden, die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat fortzuführen“.
       
       6 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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