# taz.de -- Kommentar Portugal: Riskanter Absprung
> Portugal stabilisiert sich, verlässt den europäischen Rettungsschirm. Das
> klingt gut, doch die Erholung steht auf wackeligen Beinen.
IMG Bild: Will nicht länger Europas Sorgenkind sein: Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho.
Endlich kommen wieder gute Nachrichten aus Brüssel. Nach Irland und Spanien
will nun auch Portugal den Euro-Rettungsschirm verlassen. Die Eurokrise ist
vorbei, wir können wieder auf eigenen Beinen stehen, singen die drei
ehemaligen Krisenländer wie im Chor. Es klingt fast zu schön, um wahr zu
sein.
Und tatsächlich: Vorsicht ist geboten. Zum einen hängen immer noch zwei
Länder – Griechenland und Zypern – am Tropf der Geberländer. Wie es mit
ihnen weitergeht, wollen die Euroretter erst nach der Europawahl
entscheiden. Offenbar möchte man die Bürger nicht mit schlechten
Nachrichten aufschrecken. Zum anderen steht die Erholung in Portugal auf
wackeligen Füßen. Schon vor Beginn der Krise war das chronisch schwache
Wachstum das Hauptproblem des ärmsten Landes in Westeuropa. Ob die harten
Strukturreformen wirklich geholfen haben, wird sich erst in einigen Monaten
zeigen.
Befeuert wird die Erholung derzeit durch extrem niedrige Zinsen an den
Anleihemärkten. Anleger und Spekulanten wiederholen offenbar genau
denselben Fehler, den sie vor Beginn der Krise gemacht haben: Sie bewerten
Staatsanleihen aus Portugal oder Griechenland schon wieder fast so gut wie
jene aus Deutschland.
Doch das kann sich über Nacht ändern, genau wie die Wachstumsaussichten.
Vor allem die Ukrainekrise und die drohende Sanktionsspirale könnten die
Märkte aufschrecken. Deshalb hätte Portugal vor dem „clean exit“ aus dem
Rettungsschirm besser noch ein neues Sicherheitsnetz gespannt. Ebendieses
hatten OECD-Experten noch im März empfohlen. Deutschland und andere
Geberländer waren dagegen. Finanzminister Schäuble sind gute Nachrichten
vor der Europawahl offenbar wichtiger als eine nachhaltige Rettung. Das ist
die schlechte Nachricht aus Brüssel.
5 May 2014
## AUTOREN
DIR Eric Bonse
## TAGS
DIR Portugal
DIR Euro
DIR Rettungsschirm
DIR Finanzmarkt
DIR Europäische Union
DIR Euro
DIR Portugal
DIR Genossenschaft
DIR Spanien
DIR OECD
DIR Portugal
DIR Eurokrise
DIR Portugal
DIR Euro-Rettung
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Kommentar EU-Stabilitätspakt: Merkel, die neoliberale Gouvernante
Die Eurokrise ist ein Großlabor, das zeigt: Die verordneten Sparkurse
funktionieren nicht. Absurd, dass Merkel jenseits der Grenzen aber darauf
pocht.
DIR Wirtschaft in Portugal: Die „Männer in Schwarz“ sind weg
Portugal hat den Rettungsschirm verlassen. Drei Jahre lang hatten
internationale Geldgeber einen Sparkurs diktiert, der vor allem Renten und
Sozialleistungen kürzte.
DIR Alternative Geschäftsideen Teil 1: Genossenschaft als Rettung
Wie man mit neuen, kreativen Geschäftsideen der Krise trotzt und mitunter
dabei absahnt. Erster Teil unserer Serie: Genossenschaft in Italien.
DIR Parteiensystem in Spanien: Das Ende der Zweisamkeit
Bisher dominierten in Spanien Sozialisten und Konservative das politische
Spektrum. Das wird sich nun ändern. Links und rechts treten neue Parteien
an.
DIR Inclusive Growth: Die OECD sucht das Glück
Der Klub der Industriestaaten will den Wohlstand neu bemessen. Er soll sich
nicht mehr nur am Bruttoinlandsprodukt festmachen.
DIR Portugal verlässt Rettungsschirm: Abschied ohne Sicherheitsnetz
Drei Jahre ist es her, dass Portugal mit zinsgünstigen Krediten vor dem
finanziellen Ruin bewahrt wurde. Künftig soll es ohne die Troika gehen –
und ohne Notoption.
DIR Eurokrise in Portugal und Griechenland: In kleinen Trippelschritten voran
Positive Zeichen aus den europäischen Krisenstaaten: Lissabon geht wieder
an den Kapitalmarkt und Athen kann erstmals schwarze Zahlen vorweisen.
DIR Portugals Präsident Silva: Veto gegen Sparpläne
Anibal Cavaco Silva verhindert eine Erhöhung der
Sozialversicherungsbeiträge. Portugal habe bereits zu viele Opfer bringen
müssen.
DIR Linker Zwist über Euro-Rettung: „An die Wand gefahren“
Die Frage, ob der Euro zu retten ist, spaltet die Linke. Nun werfen sich
der Grüne Giegold, die Linke Wagenknecht und der Ökonom Flassbeck
Ahnungslosigkeit vor.