URI: 
       # taz.de -- Polizeigewalt am 1. Mai: Locker aus der Hüfte
       
       > Ein Beamter sprüht am 1. Mai in Berlin einem Passanten Reizgas ins
       > Gesicht. Weil ihn ein Kollege anzeigt, wird der Vorfall sogar im
       > Innenausschuss thematisiert.
       
   IMG Bild: Polizisten am 1. Mai am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg.
       
       BERLIN taz | Der 1. Mai in Berlin verlief für die Polizei so ruhig wie
       selten zuvor. Die Strategie der Beamten sei aufgegangen, eine Eskalation
       der Gewalt ausgeblieben, so der einhellige Tenor von Polizeipräsident Klaus
       Kandt und Innensenator Frank Henkel (CDU).
       
       Doch für einige Polizisten war es am Abend in Kreuzberg wohl zu friedlich.
       In einem Video, das am Freitag auf die Videoplattform Youtube gestellt
       wurde, ist zu sehen, wie ein Polizist am Kottbusser Tor ohne ersichtlichen
       Grund Pfefferspray gegen einen Mann einsetzt. Fast versteckt, aus Hüfthöhe,
       sprüht der Beamte dem einige Meter entfernt stehenden Passanten Flüssigkeit
       ins Gesicht. Während der Getroffene schmerzverzerrt die Arme vors Gesicht
       reißt, dreht der Polizist vollkommen ungerührt ab.
       
       Zu den 68 festgenommenen mutmaßlichen Randalierern des Tages zählt der
       Beamte dagegen nicht und auch in der Statistik der 103 festgestellten
       Straftaten fehlt der Übergriff – da konzentriert sich die Polizei ganz auf
       ihre Gegenseite. Dass dem Beamten, der die Position eines stellvertretenden
       Gruppenführers innehat, nun dennoch Konsequenzen drohen, ist einem seiner
       Kollegen zu verdanken, der Anzeige erstattet hat.
       
       Ermittlungen wegen Körperverletzung im Amt seien eingeleitet worden, sagte
       Polizeipräsident Kandt am Montag im Berliner Innenausschuss. Die Benutzung
       des Reizgases bezeichnete er als „offenbar grundlos“. Eine Aufklärung
       erhofft sich der Polizeipäsident in den kommenden Tagen. Sollte sich der
       Eindruck aus dem Video erhärten, möchte er sich in aller Form dafür
       entschuldigen, so Kandt.
       
       5 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
   DIR Anzeige
   DIR Tag der Arbeit, Tag der Proteste
   DIR Schwerpunkt AfD in Berlin
   DIR Prozess
   DIR Tag der Arbeit, Tag der Proteste
   DIR Tag der Arbeit, Tag der Proteste
   DIR Demos
   DIR Europawahl
   DIR Flüchtlinge
   DIR Tag der Arbeit, Tag der Proteste
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Berliner Polizist über Demos und AfD: „Man nennt mich Locke“
       
       Siegfried-Peter Wulff ist Berlins dritthöchster Polizist. Ein Gespräch über
       Großeinsätze, Fingerspitzengefühl, Gewalt und seinen Spitznamen.
       
   DIR Prozess gegen Polizisten: Gepfefferte Strafe für Lügner
       
       Ein Polizist wurde wegen Strafvereitelung im Amt verurteilt. Er wollte
       einen Kollegen decken, der am 1. Mai 2014 einen Unbeteiligten mit
       Pfefferspray attackiert hatte.
       
   DIR Nach Polizei-Attacke auf Kirche am 1. Mai: „Das gab es nicht einmal in der DDR“
       
       In Plauen stürmten Polizisten am 1. Mai eine Kirche, in der sich Nazigegner
       aufhielten. Die Aktion wird von Politikern vieler Parteien kritisiert.
       
   DIR Kommentar 1. Mai in Berlin: „Früher Flaschen, heute gaffen“
       
       Es ist nicht gelungen, die Proteste am 1. Mai an aktuell brisante
       politische Themen anzubinden. Was bleibt sind Mythen und Touristen.
       
   DIR Ticker 1. Mai – der Tag: Hamburg macht mal wieder Schule
       
       In Dortmund und Rostock treffen Neonazis und Antifas aufeinander. In
       Hamburg bleibt eine leere Lehranstalt besetzt. In Berlin fängt‘s an zu
       regnen. Das war der Tag.
       
   DIR Europa am 1. Mai: Radikaler Euro-Verdruss
       
       Am 1. Mai beschäftigt sich die radikale Linke vor allem mit der Eurokrise –
       auch mit Blick auf die Europawahl in drei Wochen. Ihr Grundton: Angst.
       
   DIR Ticker 1. Mai: Laufen, rangeln, kehren
       
       So viele Menschen wie seit 20 Jahren nicht mehr waren in Berlin bei der
       Revolutionären 1. Mai-Demo. In Hamburg gab's ein bisschen Stress, aber
       alles löst sich friedlich auf.
       
   DIR Traditionspflege am 1. Mai: Krawall ist so Achtziger
       
       Es könnte gewaltfrei werden: Die Demo-Organisatoren geben sich sanft, die
       Polizei entspannt sich, die Militanten resignieren.