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       # taz.de -- Künftige Wirtschaftsweltmeister: Das Jahr der Chinesen
       
       > Die Tage der Vorherrschaft der USA sind gezählt. Noch in diesem Jahr wird
       > China sie als Wirtschaftsmacht Nummer eins überholen.
       
   IMG Bild: Es geht aufwärts mit Chinas Wirtschaft
       
       PEKING taz | Viele Jahrhunderte war China die größte Volkswirtschaft der
       Welt. Dann liefen ihm ab 1850 die Briten den Rang ab. Zu Beginn des 20.
       Jahrhunderts rückten die USA zur Nummer eins vor. Doch noch in diesem Jahr
       könnte sich China den Spitzenplatz wieder zurückholen – sehr viel früher
       als bislang erwartet.
       
       Wie aus den jüngsten Daten des International Comparison Program hervorgeht,
       wird die Volksrepublik die Vereinigten Staaten bereits 2014 als größte
       Wirtschaftsmacht ablösen.
       
       Die Studie wird im Auftrag der Weltbank erstellt. Noch 2005 gingen die
       Ökonomen davon aus, dass die chinesische Wirtschaftsleistung gerade einmal
       42 Prozent der US-amerikanischen erreicht. Mit den neuen Ausgangswerten
       kommen sie aber zu dem Ergebnis, dass die Leistung zuletzt bei 87 Prozent
       des US-Niveaus lag.
       
       Seitdem ist Chinas Wirtschaft um weitere 24 Prozent gewachsen, die der USA
       nur um 7,6 Prozent. „Die USA sind weiterhin die weltgrößte
       Volkswirtschaft“, heißt es in dem Bericht. Aber China folge dicht dahinter.
       
       Diese Aufholjagd kommt überraschend. Denn bislang waren die meisten
       Ökonomen davon ausgegangen, dass China frühestens 2019 die USA überholen
       würde. Ohne Bereinigung für die unterschiedliche Kaufkraft lag die
       Wirtschaftsleistung der USA im Jahr 2012 bei 16,2 Billionen US-Dollar, die
       von China bei 8,2 Billionen.
       
       Doch weil die Kaufkraft in unterschiedlichen Währungsräumen stark
       voneinander abweicht, reicht es beim Vergleich von zwei Ländern nicht,
       Güter oder Dienstleistungen nach dem aktuellen Wechselkurs umzurechnen. So
       definieren Ökonomen einen Warenkorb von Standardgütern und ermitteln die
       sogenannte Kaufkraftparität. Diese gibt an, wie viel für das Geld
       tatsächlich erworben werden kann.
       
       ## Yuan und Rubel kaufkräftiger als behauptet
       
       In ihrer jüngsten Studie haben die Weltbank-Ökonomen die
       Lebenshaltungskosten von 199 Ländern neu ermittelt und festgestellt: Die
       letzte Berechnungsgrundlage von 2005 spiegelt bei Weitem nicht mehr die
       Realität. In den meisten Schwellenländern ist die Kaufkraft inzwischen sehr
       viel höher. Mit einem chinesischen Yuan oder einer indischen Rupie lässt
       sich also mehr kaufen als bislang vermutet.
       
       Die Forscher haben die Daten daher angepasst. Den neuen Zahlen zufolge
       liegen China und die USA fast gleichauf. Das Schwellenland Indien kommt auf
       den dritten Platz und hat damit Japan überholt. Deutschland ist
       preisbereinigt die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt.
       
       Louis Kuijs, China-Volkswirt der Royal Bank of Scotland in Hongkong,
       erklärt, dass die Neubewertung der Daten nicht bedeutet, dass die
       wirtschaftliche Lage sich ändert. „Deswegen wächst China nicht schneller.“
       
       Die chinesische Führung äußerte sich bislang nicht. An der wirtschaftlichen
       Weltspitze sieht sie sich aber ohnehin nicht gern, sondern betont stets,
       dass die Volksrepublik weiter ein Entwicklungsland sei. Tatsächlich
       rangiert Chinas Wirtschaftsleistung pro Kopf irgendwo zwischen Namibia und
       Peru.
       
       4 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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