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       # taz.de -- Nationalpark Wattenmeer: Wanderer auf dem Meeresboden
       
       > Auf einem Symposium schwärmt Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister
       > Robert Habeck über Magie im Schlick.
       
   IMG Bild: Ob magisch oder matschig - Robert Habeck findet's voll geil.
       
       TÖNNING taz | Da ging der promovierte Philosoph mit ihm durch. „Einen
       magischen Ort“ nennt Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister Robert
       Habeck das Wattenmeer an der Nordseeküste. „Man wandert auf dem
       Meeresboden, gewaltige Vogelschwärme bilden tanzende Wolken, ihre Rufe
       erfüllen die Luft. Die Schlichtheit, Einsamkeit und Größe dieser Landschaft
       ist majestätisch“, schwärmte Habeck am Freitag im nordfriesischen Tönning
       auf einem Symposium zur Zukunft des Parks.
       
       Die Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF) hingegen forderte ganz
       konkret „mehr Mut zum Naturschutz“. Trotz der Erfolge seit der
       Nationalpark-Einrichtung 1985 sei die Region bislang kein Naturreservat
       nach internationalen Kriterien, kritisierte der deutsche WWF-Chef Eberhard
       Brandes.
       
       Die Natur im Wattenmeer sei keineswegs ausreichend geschützt. „Ein echter
       Nationalpark wird es erst, wenn kein Öl mehr in der geschützten Natur
       gefördert wird.“ Vor der Elbmündung ist seit 1987 die größte deutsche
       Ölplattform Mittelplate in Betrieb. Auch die Fischerei müsse sich ändern,
       damit sich die Natur der Unterwasserwelt wieder frei entwickeln könne.
       „Dann können verschwundene Arten zurückkommen.“
       
       Das Wattenmeer an der Nordseeküste ist das weltgrößte tideabhängige Sand-
       und Schlickwatt. Dort leben rund 3.200 Tierarten, 250 von ihnen sind
       endemisch. Zudem ist das Wattenmeer ein weltweit einmaliger Lebensraum für
       mehr als zwei Millionen Zugvögel und eine Vielzahl bedrohter Tiere und
       Pflanzen. Vor den Inseln Sylt und Amrum liegt das einzige deutsche
       Walschutzgebiet rund um die Kinderstube der Schweinswale.
       
       Mit rund 11.400 Quadratkilometern ist das Wattenmeer zwischen dem dänischen
       Esbjerg und Den Helder in den Niederlanden fast so groß wie
       Schleswig-Holstein. Der deutsche Anteil beträgt knapp 7.500
       Quadratkilometer, davon ist der schleswig-holsteinische Teil mit 4.410
       Quadratkilometern Europas größter Nationalpark außerhalb Russlands.
       
       Der niederländische, der niedersächsische und der schleswig-holsteinische
       Nationalpark wurden 2009 von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannt, 2011
       auch der hamburgische. Der dänische Teil soll in diesem Jahr aufgenommen
       werden.
       
       Unterdessen haben mehrere Hundert Kite-Surfer in Cuxhaven für den Erhalt
       eines Reviers demonstriert. Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches
       Wattenmeer hatte einem von zwei Revieren die Ausnahmegenehmigung nicht
       verlängert. „Drachen haben eine verscheuchende Wirkung auf Vögel“, sagte
       die Sprecherin der Nationalparkverwaltung. Auch Robben könnten durch die
       bedrohlichen Drachen gestört werden. Die Protestler möchten, dass beide
       Kite-Reviere erhalten bleiben. In sozialen Netzwerken wird das von bisher
       mehr als 4.600 Menschen unterstützt.
       
       15 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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