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       # taz.de -- Kolumne Geht's noch: Mia san mia – und ihr seid ihr!
       
       > Thomas Müller beschwor vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Real
       > Madrid den nationalen Schulterschluss. So ein Quatsch.
       
   IMG Bild: Vier Ohrfeigen ins Mia-san-mia-Gesicht: Thomas Müller am Dienstag auf dem Münchner Rasen.
       
       Null zu vier. FC Bayern gegen Real Madrid: null zu vier! Die Münchener sind
       raus im Halbfinale. Gedemütigt von Ronaldo, Ramos und Pepe. Nun müssen
       allen voran wir Presseheinis uns kritisch fragen, ob wir wirklich alles für
       den Erfolg des FC Bayern und darüber hinaus für den Erfolg des ganzen
       Landes getan haben.
       
       Schließlich hatte Bayerns Offensivallrounder Thomas Müller die volle
       Unterstützung für das Rückspiel gefordert „von allen, auch rundherum um den
       Verein, auch von den Medien, von der Presse. Wir sind alle Deutsche.“ Tja,
       Thomas, wir haben es nicht geschafft. Sorry. Lass uns uns in den Arm nehmen
       und gegenseitig trösten.
       
       So ein Quatsch. Denn das einzig Gute ist – nach diesen vier Ohrfeigen ins
       Mia-san-mia-Gesicht –, dass uns das völlig egal sein kann, dir aber zu
       denken geben sollte. Du, lieber Thomas, und wir sitzen nicht in einem Boot.
       Wir spielen noch nicht einmal dasselbe Spiel: Du kickst, wir schreiben,
       fotografieren oder machen Fernsehen.
       
       Wir stellen die Fragen, du antwortest – wenn du willst. Für alles andere,
       für das Mia-san-mia, hat dein Klub eine Werbeabteilung, die besser
       ausgestattet ist als die meisten Redaktionen in Deutschland. Die schlauen
       Werbefüchse ordern fürs nächste Halbfinale bestimmt wieder tolle
       Klatschpappen. Damit können die Fans auf den Sitzplätzen dann für diese
       Flutlichtspiel-Atmosphäre sorgen, die die Uefa so gerne im Fernsehen sieht
       und hört.
       
       Aber wir Journalisten sind nicht dazu da, euer Hochglanzprodukt zu
       vermarkten. Das vergisst der eine Kollege oder die andere Kollegin
       manchmal. Das vergessen Sportler immer wieder. Und das haben viele
       Funktionäre und Vereinsbosse sowieso noch nie verstanden. Aber so ist es
       nun mal: Wir sind wir – und ihr seid ihr.
       
       Immerhin erlaubte es Müller uns Journalisten am Ende seines Appells dann
       doch noch, Kritik zu üben, allerdings nur, „wenn wir es am Dienstag nicht
       schaffen sollten. Dann könnt ihr uns von mir aus zerlegen.“ Ach, Herr
       Müller, das hat Real doch schon zur Genüge getan.
       
       2 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürn Kruse
       
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