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       # taz.de -- Einspruch gegen Tierpatent: Schimpansen mit Krebsgen
       
       > Die australische Firma Bionomics bekommt ein Patent für Krebstiere
       > zugesprochen. Auch Menschenaffen, die mit einem Krebsgen ausgestattet
       > wurden, fallen darunter.
       
   IMG Bild: Auch der Nachwuchs dieses Schimpansen könnte als patentgeschützes Versuchstier im Labor enden.
       
       MÜNCHEN dpa | Mehrere Organisationen haben beim [1][Europäischen Patentamt
       (EPA)] Einspruch gegen ein Patent auf Gene eingelegt, mit denen unter
       anderem „Krebs-Schimpansen“ entstehen können. Schimpansen, aber auch andere
       Tiere wie Schweine, Schafe, Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Mäuse sollen
       mit diesen menschlichen Krebsgenen so manipuliert werden, dass sie ein
       erhöhtes Krebsrisiko haben. Sie könnten dann in Tierversuchen eingesetzt
       werden, die aber jeweils von den Behörden genehmigt werden müssen.
       
       Der Einspruch vom [2][Deutschen Tierschutzbund] und anderen Organisationen
       sei bereits am Montag beim Epa eingegangen, bestätigte der stellvertretende
       Pressesprecher des EPA, Rainer Osterwalder, in München. „Man muss genau
       sehen, was in dem Schriftsatz steht. Das nachfolgende Einspruchsverfahren
       wird darüber Gewissheit schaffen, ob und in welchen Umfang dieses Patent
       Bestand haben kann.“
       
       Das Patent mit der Kennzeichnung EP 1364025 war der australischen Firma
       [3][Bionomics] im August erteilt worden. Es geht um Gensequenzen, die
       besonders bei Krebs, aber auch bei entzündlichen Prozessen und
       Autoimmun-Krankheiten eine Rolle spielen. An den Tieren sollen dann
       mögliche Medikamente etwa gegen Krebs getestet werden – wie bei der vor
       mehr als 20 Jahren als erstes Tier patentierten Krebsmaus. Ihr wurde ein
       Brustkrebs-Gen eingepflanzt. Es gab einen jahrzehntelangen Patentstreit;
       die Maus brachte aber nie wirklich medizinischen Nutzen.
       
       Derartige Patente seien ein wirtschaftlicher Anreiz für immer mehr
       Tierversuche, kritisieren die Gegner. „Es ist höchste Zeit ist für einen
       Kurswechsel“, verlangte Christoph Then von [4][Testbiotech], einem der
       einsprechenden Verbände.
       
       ## Menschliche Gene sind keine Erfindung
       
       „Diese Patente müssen gestoppt werden. Wir verlangen Respekt im Umgang mit
       Tieren. Dies gilt ganz besonders für den Umgang mit Menschenaffen, von
       denen angenommen wird, dass sie über ein menschenähnliches Bewusstsein
       verfügen.“ Der aktuelle Einspruch richte sich auch gegen die Patentierung
       der menschlichen Gene, die nur als Entdeckung angesehen werden könnten,
       aber nicht als Erfindung.
       
       Es gibt bereits mehrere Patente auf Menschenaffen. Allein Bionomics halte
       drei europäische Patente auf gentechnisch veränderte Schimpansen, weitere
       Patente seien angemeldet, sagte Then. Zudem haben die Kritiker nach eigenen
       Angaben bereits Einsprüche gegen Patente anderer Firmen auf Schimpansen und
       weitere Tierarten eingelegt.
       
       Das EPA hat bisher rund 1.000 Patente auf Tiere und 2.000 auf Pflanzen
       erteilt, meist geht es um gentechnische Veränderungen.
       
       1 May 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.epo.org/index_de.html
   DIR [2] http://www.tierschutzbund.de/kampagne-tierpatente.html
   DIR [3] http://www.bionomics.com.au/
   DIR [4] http://www.testbiotech.org/
       
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