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       # taz.de -- Halbfinale Champions League: Madrider Stadtduell in Lissabon
       
       > Der große Außenseiter Atlético Madrid steht im Finale der Champions
       > League. Beim FC Chelsea gelang den Spaniern ein eindrucksvoller Sieg.
       
   IMG Bild: Selbst überrascht: Spieler von Atletico Madrid
       
       LONDON dpa | Der Kampf um die Nachfolge des FC Bayern München in der
       Champions League wird zum Madrider Lokalduell. Der große Außenseiter
       Atlético entzauberte am Mittwochabend beim 3:1 (1:1)-Sieg den FC Chelsea
       und Trainer José Mourinho und zog erstmals seit 40 Jahren ins Endspiel um
       die wichtigste Clubtrophäe des Kontinents ein. Im Finale am 24. Mai in
       Lissabon geht es für das Team von Trainer Diego Simeone gegen Real Madrid –
       ein Novum in der Europapokalgeschichte.
       
       Adrián López (44. Minute), Diego Costa (60./Foulelfmeter) und Arda Turan
       (72.) erzielten an der Londoner Stamford Bridge nach dem 0:0 im Hinspiel
       die Tore für den Tabellenführer der spanischen Primera Division, der somit
       ungeschlagen das Finale erreichte. „Der Glaube an uns selbst war der
       Schlüssel. Auch nach dem Gegentor war das so“, sagte Kapitän Tiago. „Wir
       werden das genießen“.
       
       Chelsea war durch einen Treffer von Fernando Torres (36.) in Führung
       gegangen, scheiterte aber zum dritten Mal unter Mourinho im
       Champions-League-Halbfinale. „Das ist immer bitter, wenn man ein Halbfinale
       verliert“, sagte Mourinho. Als Knackpunkt für den verdienten
       Atlético-Erfolg machte der Portugiese den Strafstoß aus.
       
       Der Chelsea-Coach verzichtete auf André Schürrle in der Startelf. Erst rund
       eine Viertelstunde vor Schluss, als schon alles vorbei war, kam der
       deutsche Nationalspieler zum Einsatz. „Wir haben es gut gemacht, in der
       erste Hälfte, dann haben wir uns zurückgezogen. Das ist sehr bitter. Wir
       waren zu passiv, haben die Zweikämpfe verloren. Dann war es vorbei“, sagte
       Schürrle.
       
       ## Latte und Pfosten
       
       Zu viel Offensive wollte Mourinho nicht riskieren. Kontrolle des Geschehens
       lautete die Maxime der Blues. Nach gerade einmal gut drei Minuten stand
       aber das Glück zur Seite. Eine mehr oder weniger verunglückte Flanke von
       Koke segelte über den verdutzten Routinier Marc Schwarzer im Chelsea-Tor
       und klatschte an Latte und Pfosten.
       
       Intensiv war die Partie, hochklassig aber keineswegs. Beide Teams
       konzentrierten sich auf schnelle, aber risikoarme Ballstafetten. Der
       Brasilianer David Luiz (23. Minute) sorgte mit einem Fallrückzieher knapp
       neben das Tor für etwas Unterhaltungswert.
       
       Dass Mourinho attraktives Spiel nicht grundsätzlich untersagt hatte, bewies
       schließlich Willian, der sich per Hackentrick gegen zwei Gegenspieler an
       der Eckfahne durchsetzte – der Ball gelangte zu Torres, der flach
       einschoss. Fast schon entschuldigend hob der Torschütze die Arme.
       
       ## Das Tor tat Chelsea nicht gut
       
       Ironie des Spiels: Das Tor tat Chelsea nicht gut. Die Londoner
       konzentrierten sich instinktiv wieder verstärkt auf die Defensive und
       wurden – während sich Schürrle an der Seitenlinie erstmals warm machte –
       bitter bestraft. Über Tiago und Juanfran kam der Ball zu López, der aus
       kurzer Distanz zum Ausgleich einschoss.
       
       Kurz nach der Pause rettete Schwarzer aus kurzer Distanz gegen Turan (47.).
       Thibaut Courtois – von Chelsea an Atlético ausgeliehener Torwart –
       reagierte bei einem Kopfball von John Terry (53.) ebenfalls glänzend.
       Mourinho hatte mittlerweile Samuel Eto'o für mehr Offensivkraft gebracht –
       doch der Kameruner verschuldete mit einem Foul an Diego Costa den Elfmeter,
       den der Atlético-Angreifer zum Führungstor verwandelte.
       
       Spannend hätte es nochmals werden können, als David Luiz (64.) den Pfosten
       traf. Kurze Zeit später machte Turan aus kurzer Distanz alles klar. Trost
       und Vorteil Schürrle: Wie die im anderen Halbfinale gescheiterten Profis
       des FC Bayern kann auch der Wahl-Londoner nun pünktlich in die
       WM-Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft am 21. Mai in Südtirol
       einsteigen.
       
       1 May 2014
       
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