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       # taz.de -- Regenwald für Indonesien: Papierkonzern schützt Wälder
       
       > Ein indonesischer Papierfabrikant verkündet die Wiederaufforstung einer
       > Fläche, die viermal so groß wie das Saarland ist.
       
   IMG Bild: In den letzten 70 Jahren wurden in Indonesien mehrere Millionen Hektar Regenwald zerstört.
       
       BERLIN taz | Als Indonesien 1945 unabhängig wurde, waren 130 Millionen
       Hektar seiner Fläche mit Regenwald bedeckt. Nach fast 70 Jahren Hunger auf
       Ackerland, Papier, Holz, Palmöl, Kohle und Gold sind noch etwa 94 Millionen
       Hektar übrig, dreimal so groß wie Deutschland, etwa die Hälfte der Fläche
       des Inselstaates.
       
       Damit besitzt Indonesien immer noch den drittgrößten Regenwald der Welt
       nach Brasilien und dem Kongo. Aber die grüne Lunge der Welt schrumpft
       ständig: Wenn die Abholzung in der jetzigen Geschwindigkeit fortgesetzt
       würde, verlöre der Inselstaat Indonesien in den nächsten zehn Jahren
       weitere fünf bis zehn Millionen Hektar Regenwald.
       
       Einen kleinen Hoffnungsschimmer für die wertvollen Wälder gibt es jetzt.
       Einer der größten Papier- und Zellstoffkonzerne der Welt, Asia Pulp and
       Paper (APP), hat nun angekündigt, eine Million Hektar Regenwald in
       Indonesien wieder instandsetzen zu wollen. Das entspricht etwa elfmal der
       Fläche von Berlin oder viermal der des Saarlandes.
       
       ## 30 Jahre Abholzung
       
       APP hat das Vorhaben gemeinsam mit dem WWF, Greenpeace und anderen
       Nichtregierungsorganisationen erarbeitet. 30 Jahre lang hat das Unternehmen
       Regenwald gerodet und dabei Lebensräume von bedrohten Tierarten wie
       Sumatra-Elefanten, Tigern, Nashörnern und Orang-Utans zerstört.
       
       Nach Angaben der Organisation Eyes on the Forest ist APP verantwortlich für
       die Abholzung von etwa zwei Millionen Hektar Tropenwald zwischen den 80er
       Jahren und 2011.
       
       Bei der Entwaldung kam es zu zahlreichen Konflikten mit der indigenen
       Bevölkerung, deren Landrechte ignoriert wurden. Oft handelte es sich bei
       den gerodeten Wäldern um Gebiete mit Torfböden, die Massen von Kohlenstoff
       speichern. Regenwälder haben eine wichtige Funktion im weltweiten
       Ökosystem.
       
       Sie sind wichtige Kohlenstoffspeicher, ihr Erhalt ist somit essenziell für
       die Erreichung des 2-Grad-Klimaziels. Ein Fünftel der
       Treibhausgasemissionen sind laut Zahlen des Bundesministeriums für
       wirtschaftliche Zusammenarbeit auf die Abholzung und Übernutzung von
       Wäldern zurückzuführen.
       
       ## Andere Unternehmen ziehen nicht mit
       
       Bereits seit August 2013 lässt APP keine neuen Flächen mehr roden, sondern
       bezieht das Holz für die Papierproduktion nur noch von Plantagen. Das jetzt
       geschlossenen Abkommen mit dem Environmental Paper Network, einer Koalition
       von 122 NGOs, sieht neben der Waldrestauration eine Einbeziehung der
       lokalen Bevölkerung, Behebung von Schäden in Torfgebieten und die
       Gewährleistung eines unabhängigen Monitorings ein.
       
       Das Environmental Papernetwork war vorsichtig optimistisch über die
       Vereinbarung. „Wir hoffen, dass die entwickelten ’Meilensteine‘ dabei
       helfen, andere Papier- und Zellstofffirmen in Indonesien und anderswo zu
       bewegen, sich ihrem kontroversen Erbe zu stellen“, sagt Joshua Martin, der
       Geschäftsführer des Netzwerks.
       
       Skeptischer ist Andy Tait von Greenpeace Großbritannien: „Die Größe des
       Gebiets darf nicht unterschätzt werden in einem Land, das sogar Probleme
       damit hat, seine Nationalparks zu schützen.“ Außerdem findet er, dass „das
       Versagen vieler anderer Papier- und Zellstoffunternehmen, ihre Abhängigkeit
       von Entwaldung zu stoppen, sämtliche Bemühungen Indonesiens, Regenwälder zu
       schützen, massiv untergräbt.“
       
       29 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Annika Waymann
       
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