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       # taz.de -- Great Barrier Reef: Mit Eiscreme gegen Giftschlamm
       
       > Beste Werbung: Weil Ben&Jerry's sich für das Great Barrier Reef einsetzt,
       > ruft die Regierung von Queensland zum Boykott der Fairtrade-Eiscreme auf.
       
   IMG Bild: Ökologisch bestimmt total wichtig. Vor allem aber geheimnisvoll und wunderschön: Korallenriff bei Nacht.
       
       SYDNEY taz | Die Botschaft lautet: „Löffelt Eis, nicht das Barrier Reef!“
       Mal hält sie ein von der Unilever-Tochter Ben&Jerry‘s angeheuerter Taucher
       in einem Aquarium den Besuchern entgegen, mal verbreiten sie
       Firmenvertreter, wenn sie kostenlose Proben ihrer Eiscreme verteilen.
       
       Mit der Marketingaktion will das Unternehmen darauf hinweisen, dass das
       australische Naturwunder akut von aktuellen Hafenausbauplänen bedroht ist.
       
       Die Regierung des Bundesstaates Queensland findet das nicht lustig.
       Umweltminister Andrew Powell spricht von einer „Kampagne von Lügen und
       Betrug“, mit der sich die Firma mit der „Propaganda“ des Umweltverbands WWF
       gemein mache. Wer „die Fakten kennt, will Ben und Jerry’s‘ boykottieren“,
       sagte er.
       
       ## Drei Millionen Kubikmeter Hafenschlamm
       
       Anlass für die Kampagne ist die Entscheidung der australischen Regierung,
       den Ausbau eines Hafens an der Küste von Queensland zu genehmigen. Drei
       Millionen Kubikmeter Schlamm sollen aus dem bestehenden Hafenbecken
       ausgebaggert werden und im Gebiet des Great Barrier Reefs entsorgt werden,
       das die UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt hat – dabei ist die Substanz
       teilweise schwer mit Giftstoffen belastet.
       
       Man sei „besorgt“ über die Tatsache, dass das Naturschutzgebiet zunehmend
       zu einer „Autobahn für Kohlefrachter“ werde, erklärt ein
       Ben&Jerry‘s-Sprecher. Das Unternehmen hat sich der nachhaltigen Produktion
       und einem fairen Handel verpflichtet und kämpft auch gegen Pläne, in der
       Arktis nach Öl zu bohren. Man unterstütze Umweltorganisationen wie den WWF
       seit 35 Jahren, heißt es.
       
       Im Hinterland der Küste, vor der das das Barrier Riff liegt, befinden sich
       einige der reichsten Kohlelagerstätten der Welt. Die Vertiefung des Hafens
       soll ihn für große, tiefer liegende Kohlefrachter nutzbar machen.
       
       ## "Autobahn für Kohlefrachter"
       
       Wissenschaftler fürchten, dass der Schlamm das Riff weiter schädigen
       könnte. Der WWF schätzt, dass Strömungen den Schlamm bis zu 40 Kilometer
       weit ins Riff tragen, wo es Korallen und andere Wesen ersticken würde.
       Queensland geht davon aus, dass sich 70 Prozent auf dem Meeresboden
       ablagern.
       
       Auch ohne diese zusätzliche Belastung droht dem Riff die Zerstörung durch
       Klimawandel, die Übersäuerung des Meerwassers und die Folgen von intensiver
       Landwirtschaft. Die UNESCO wird demnächst beraten, ob sie es zum
       gefährdeten Weltnaturerbe erklären soll.
       
       29 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Urs Wälterlin
       
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