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       # taz.de -- Übernahme von Alstom-Konzern: Siemens bietet den ICE
       
       > Nach General Electric bietet nun auch Siemens um den französischen
       > Energie- und Transportkonzern Alstom. Die Münchner wollen im Tausch den
       > ICE anbieten.
       
   IMG Bild: Naturalien? Siemens würde den Einstieg bei Alstom gern mit ICE-Zügen bezahlen.
       
       PARIS taz | Wer gewinnt den Milliardenpoker um Alstom? Sah es zuerst so
       aus, als würde der US-Mischkonzern General Electric (GE) sich das
       französischen Energie- und Transportmittelunternehmen einverleiben, zog am
       Wochenende der GE-Rivale Siemens mit einer Gegenofferte nach. Am
       Montagabend wollte deshalb sogar Siemens-Boss Joe Kaeser bei Frankreichs
       Staatspräsident François Hollande vorstellig werden.
       
       Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg, der „patriotische Wachsamkeit“
       predigt, sucht derweil fieberhaft nach einer innerfranzösischen Lösung. Er
       fürchtet einen Ausverkauf der französischen Industrie – oder was davon
       geblieben ist.
       
       Alstom wurde schon einmal, 2004 vom damaligen Finanzminister Nicolas
       Sarkozy, mit einer vorübergehenden Verstaatlichung vor dem Bankrott
       gerettet. Vor zehn Jahren hatte auch Siemens ein Angebot gemacht. Es wurde
       von Alstom empört zurückgewiesen. Noch heute scheint Alstom-Boss Patrick
       Kron Siemens mehr als „Erzfeind“ zu betrachten.
       
       Nun steckt der Konzern, der vor allem Turbinen für Kraftwerke, aber auch
       den Hochgeschwindigkeitszug TGV baut, wieder in Finanznöten. Der
       französische Hauptaktionär Bouygues will oder kann nicht mehr genug
       investieren, damit Alstom mit der internationalen Konkurrenz mithalten
       kann. Darum hatte sich Bouygues, vor allem ein Bau- und
       Telekommunikationskonzern, bereits mit der Offerte von GE abgefunden.
       
       ## Symbol des Niedergangs der französischen Industrie
       
       Für den französischen Staat dagegen wäre der Verkauf strategisch
       bedeutender Technologien an ausländische Konkurrenten und der absehbare
       Verlust von Arbeitsplätzen ein weiteres Symbol des Niedergangs der
       französischen Industrie. Notfalls scheint Montebourg nun das deutsche
       Angebot als kleineres Übel zu bevorzugen, weil es sich zumindest politisch
       als Schaffung von zwei europäischen Unternehmen von internationalem Format
       à la Airbus darstellen lässt.
       
       Wie General Electric wäre auch Siemens nur am Bereich Energie interessiert,
       der immerhin 70 Prozent der Alstom-Umsätze ausmacht. Da Siemens offenbar
       über weniger Cash für eine Übernahme verfügt als GE, schlug Siemens-Chef
       Kaeser ein Tauschgeschäft vor. Für die Übernahme der Turbinen und anderen
       Elektrik-Technologie würde Siemens seine Lokomotiven- sowie den ICE-Bereich
       (nicht aber die Untergrundbahnen) abtreten, für die Bestellungen im Wert
       von jeweils 2 und 5,4 Milliarden Euro vorliegen.
       
       Diese Aufträge wären wohl die einzige Kompensation, welche die mit einigen
       Siemens-Filialen vereinigte Transportabteilung in Frankreich wirklich
       interessieren könnte. Da Alstom ja schon seinen TGV hat, wäre der ICE sonst
       nicht mehr als ein Trostpreis.
       
       Die Entscheidung über die Zukunft von Alstom wird am Mittwoch gefällt. Für
       Staatspräsident Hollande geht es wohl nur noch darum, den politischen und
       sozialen Schaden in Grenzen zu halten. Alstom (Jahresumsatz 20 Milliarden)
       beschäftigt 86.000 Mitarbeiter – davon mehr als 18.000 in Frankreich.
       
       28 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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