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       # taz.de -- Forderung der Grünen: Handy-Sperre nach Diebstahl
       
       > Mobilfunk-Provider sollen nicht nur die SIM-Karte, sondern auch das Gerät
       > selbst sperren, wenn es geklaut wurde, fordern die Grünen. Die Firmen
       > sind skeptisch.
       
   IMG Bild: Wenn es weg ist, kann das teuer werden.
       
       BERLIN taz | Die Grünen Politikerin Bärbel Höhn will Dieben die Freude am
       Klauen von Handys nehmen und fordert ein „Gesetz zum besseren Schutz des
       eigenen Mobiltelefons“. Das sagte sie am Freitag der taz.
       
       Bisher können Diebstahlopfer meistens nur ihre SIM-Karte vom Netzbetreiber
       sperren lassen und so verhindern, dass andere auf ihre Kosten telefonieren.
       Bei manchen Smartphones lassen sich heute auch sensible Daten aus der Ferne
       löschen. Das Gerät selbst bleibt in der Regel aber voll funktionsfähig –
       wer eine andere SIM-Karte einlegt, kann es nutzen.
       
       Höhn hat schon mehrfach gefordert, die Telekommunikationsbranche müsse
       dafür sorgen, dass geklaute Mobiltelefone ganz lahm gelegt werden können.
       Zum ersten Mal verlangt die Verbraucher- und Umweltexpertin der Grünen nun
       aber eine gesetzliche Regelung.
       
       „Die Handy-Provider hierzulande bewegen sich nicht, obwohl sie etwas tun
       könnten“, kritisiert Höhn. In Großbritannien oder Australien gebe es schon
       längst ein Sperrsystem. „Das Sperrsystem für Mobiltelefone muss in
       Deutschland Pflicht werden.“
       
       ## Sperren mit IMEI
       
       Verlieren Briten oder Australier ihr Handy, können sie bei ihrem
       Netzbetreiber anrufen. Sie geben dort die 15-stellige Seriennummer, die
       International Mobile Equipment Identitity, kurz IMEI-Nummer, an. Sie findet
       sich meist auf der Rückseite der Geräte unter dem Akku. Dann wird das Gerät
       blockiert. Dahinter steckt eine Datenbank, die dem Zentralen
       Fahrzeugregister in Flensburg ähnelt.
       
       Höhn sagt: „Wird eine zentrale Datei mit den Handy-Seriennummern angelegt,
       lassen sich geklaute Geräte von den Netzbetreibern sperren. An dieser
       Sperrliste müssen sich alle Anbieter beteiligen.“ Technisch sei das
       machbar, „weil ein Handy ohnehin bei jedem Gespräch die eigene Seriennummer
       mitsendet.“
       
       Allein im letzten Jahr wurden in Deutschland 35 Millionen Handys verkauft.
       Angeblich kennen 14 Millionen Deutsche das Gefühl, dass plötzlich das Gerät
       weg ist. Das zeigt eine Umfrage, die der Branchenverband für IT und
       Telekommunikation Bitkom im Jahr 2012 gemacht hat. Die meisten haben das
       Handy demnach schon mal verloren, manche wissen nicht, warum es
       verschwunden ist.
       
       Doch 3,8 Millionen sind sich sicher: Ihnen wurde es geklaut. Und: Jeder
       siebte Handy-Besitzer, dessen Gerät schon einmal abhanden gekommen ist,
       hatte anschließend eine höhere Telefonrechnung – jemand hat auf seine
       Kosten SMS verschickt oder telefoniert.
       
       Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält eine Sperrliste „als zusätzlichen
       Schutz für sinnvoll - und zwar nicht nur für Handys, sondern auch für
       Tablet-Computer“.
       
       ## Problem: Datenschutz
       
       Das Bundesverbraucherministerium ist von Höhns Vorstoß allerdings wenig
       angetan, dagegen sprächen vor allem „datenschutzrechtliche Gründe“. Wer
       sein Gerät sperren wolle, müsse klar als Besitzer zu identifizieren sein.
       Verkäufer, auch private, müssten dafür persönliche Daten speichern und
       übermitteln. Das berge „Missbrauchspotenzial“.
       
       Bärbel Höhn hält den Einwand für „nicht nachvollziehbar“. Wer einen
       Handyvertrag abschließe, müsse heute auch schon seine Daten angeben und die
       Gerätenummer sei bekannt. Der Diebstahlschutz läuft dann wie beim Sperren
       einer Kreditkarte, bestätigt ein Sprecher von Vodafone. Dieses Unternehmen
       bietet seinen Kunden bereits die Stilllegung der IMEI-Nummern an –
       allerdings wird sie nur in Deutschland wirksam. In den „allermeisten
       Fällen“ würden gestohlene Handys aber nach Asien oder Afrika weiter
       geleitet, so der Sprecher.
       
       Die Telekom äußert sich ähnlich. Ein Firmensprecher sagt: „Das funktioniert
       nur dann, wenn es eine internationale angelegte Datenbank gibt.“ Zudem
       lohne sich der Aufwand bei Smartphones anders als bei Autos wie einem
       Porsche nicht. „Am Ende ist das eine Kosten-Nutzen-Rechnung“. Er rät:
       „Aufpassen! Lassen Sie Ihr Handy wie Ihr Portemonnaie nicht unbeaufsichtigt
       liegen.“
       
       18 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Gersmann
       
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