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       # taz.de -- Studie zu Vergewaltigungsprozessen: Nur 8,4 Prozent Verurteilungen
       
       > Immer weniger Anklagen wegen Vergewaltigung sind vor Gericht erfolgreich.
       > Die Zahlen unterscheiden sich dabei von einem Bundesland zum anderen ums
       > Sechsfache.
       
   IMG Bild: Ausnahmefall: Dieser wegen Vergewaltigung angeklagte Mann gestand im März vor dem Landgericht Dortmund seine Tat.
       
       HANNOVER dpa | Die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung in einem
       Vergewaltigungsprozess ist in Deutschland laut einer Studie stark gesunken.
       Vor 20 Jahren hätten 21,6 Prozent der Frauen, die eine Anzeige erstattet
       hatten, die Verurteilung des Täters erlebt – 2012 seien es nur noch 8,4
       Prozent gewesen, sagte Christian Pfeiffer vom Kriminologischen
       Forschungsinstitut Niedersachsen. Die Arbeitsüberlastung bei Polizei und
       Staatsanwaltschaft seien ein Grund.
       
       In der [1][am Donnerstag präsentierten] Studie zeigten sich beim Vergleich
       der Bundesländer unterschiedliche Tendenzen. Die Erfolgschancen der Frauen
       unterscheiden sich demnach von einem Bundesland zum anderen um das
       Sechsfache.
       
       „Gleiches gilt im Hinblick auf das Risiko der betroffenen Frauen, in ihrem
       sozialen Umfeld aufgrund einer gescheiterten Anzeige als Verlierein oder
       gar als Lügnerin dazustehen“, heißt es in einer Erklärung des Instituts.
       „Für einen Rechtsstaat sind diese Befunde problematisch.“ Angaben zu den
       einzelnen Bundesländern machte Pfeiffer jedoch nicht, da sonst die
       Anzeigebereitschaft betroffener Frauen in Bundesländern mit geringer
       Erfolgsquote weiter sinken könne.
       
       Entscheidend für den Erfolg vor Gericht sei eine gute Dokumentation der
       Erstaussage – am besten per Video oder Tonband. „Selbst die zehn Prozent,
       die sowas aus welchen Gründen auch immer erfinden, kann man dadurch besser
       herausfinden“, sagte Pfeiffer.
       
       ## Mehr Tatverdächtige aus familiären Umfeld
       
       Laut Studie nahm der Anteil der Tatverdächtigen aus dem familiären Umfeld
       zu. Als ein Grund gilt der 1998 neu ins Gesetzbuch aufgenommene
       Straftatbestand der ehelichen Vergewaltigung. „Frauen sind heute viel
       selbstbewusster als früher und lassen sich nichts mehr gefallen – der große
       Wandel ist die gesteigerte Anzeigebereitschaft“, sagte Pfeiffer.
       
       Schwierig sei in solchen Fällen allerdings die Beweislage, wenn Aussage
       gegen Aussage stehe. „Die beschuldigten Männer geben heute meist den
       Geschlechtsverkehr zu und berufen sich darauf, er sei einvernehmlich
       erfolgt“, schreibt das Institut aus Hannover.
       
       In der Europäischen Union hat jede dritte Frau nach Erkenntnissen der
       EU-Grundrechte-Agentur seit ihrer Jugend schon körperliche oder sexuelle
       Gewalt erlebt. Das sind etwa 62 Millionen.
       
       17 Apr 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/Presseerklaerung_Vergewaltigung.pdf
       
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