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       # taz.de -- Pakistans militante Islamisten: Taliban beenden Waffenstillstand
       
       > Die pakistanischen Taliban kündigen ihren gut sechs Wochen alten
       > Waffenstillstand auf, wollen aber weiter mit der Regierung verhandeln.
       
   IMG Bild: Der Sprecher der pakistanischen Taliban, Shahidullah Shahid (Mitte) mit seinen Leibwächtern auf einem Archivbild vom Oktober 2013.
       
       BERLIN taz | Die pakistanischen Taliban (Tehrik-e-Taliban Pakistan, TTP)
       haben ihren am 1. März erklärten Waffenstillstand aufgekündigt. Dies
       erklärte TTP-Sprecher Shahidullah Shahid am Mittwoch in einer an
       Journalsiten versandten Erklärung. Seit Februar führen die Taliban und die
       Regierung Friedensgespräche über jeweils drei Unterhändler, die den beiden
       Seiten nicht direkt angehören.
       
       Trotz des verkündeten Endes der Waffenruhe wollen die Taliban die Gespräche
       mit der Regierung aber fortsetzen. „Der Gesprächsprozess wird mit voller
       Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit weitergehen“, heißt es in der gleichen
       Erklärung.
       
       Die Regierung reagierte bisher nicht auf die TTP-Erklärung. Der
       TTP-Unterhändler und Führer der Jamaat-i-Islami, Professor Ibrahim,
       erklärte laut Dawn News, die Taliban von einer Fortsetzung der Waffenruhe
       überzeugen zu wollen.
       
       Der von der TTP einseitig verhängte Waffenstillstand galt ursprünglich bis
       Ende März, war dann aber bis zum 10. April verlängert worden. Seitdem
       herrschte Stillschweigern. Der jetzige Beschluss ging laut Shahid auf die
       zentrale Schura der TTP zurück. Die hatte laut pakistanischen
       Medienberichten mehrere Tage getagt und sich dabei vor allem mit tödlichen
       internen Machtkämpfen verschiedener TTP-Gruppen befasst.
       
       ## Taliban geben der Regierung die Schuld
       
       Die Taliban machen jetzt die Regierung für das Scheitern des
       Waffenstillstands verantwortlich. Diese hätte weder die Zurückhaltung der
       Taliban erwidert noch sei sie auf deren Forderung nach der Freilassung von
       Gefangenen wie nach einer „Friedenszone“ in Süd-Wasiristan eingegangen.
       
       Shahid warf Regierung und Militär laut der pakistanischen Tageszeitung
       Express Tribune konkret vor, während des Waffenstillstands mindestens 50
       Taliban geötet und über 200 Unschuldige wegen angebliche
       Taliban-Verbindungen festgenommen zu haben. Auch seien gefangene Taliban
       gefoltert worden.
       
       Das Militär hatte in den letzten Wochen auf die Bombardierung von
       Taliban-Stellungen verzichtet. Auch waren zwölf niedrigrangige Taliban
       freigelassen worden. Auf die Forderung nach einer "Friedenszone", die ein
       Gebiet unter TTP-Kontrolle offiziell anerkennen würde, hatte die Regierung
       allerdings bisher zurückhaltend reagiert.
       
       ## Anschläge werden TTP-Umfeld angelastet
       
       Umgekehrt hatten in letzter Zeit schwere Bombenanschläge, die Gruppen aus
       dem Umfeld der TTP angelastet werden, Zweifel an der Aufrichtigkeit der
       Taliban geweckt. Zwar hatte die TTP-Führung sich von den Anschlägen
       distanziert, doch stellte sich dabei erneut die Frage, wieweit die
       TTP-Führung ihrer Kämpfer wirklich kontrolliert.
       
       Die TTP besteht aus rund 30, zum Teil miteinander konkurrierenden Gruppen.
       In letzter Zeit kam es zu einigen tödlichen Machtkämpfen innerhalb der TTP.
       Pakistans Premierminister Nawaz Sharif hatte vor seiner Wahl vor rund einem
       Jahr Friedensgespräche versprochen. Sie begannen schließlich im Februar,
       doch ist nach wie vor nicht klar, welche Strategie die Regierung damit
       verfolgt.
       
       Manche Beobachter sind der Meinung, Gespräche könnten allenfalls dazu
       dienen, Mitläufer und Hardliner der TTP voneinander abzuspalten und so die
       Rechtfertigung zu schaffen, um letztere dann umso entschlossener
       militärisch bekämpfen zu können. Doch auch innerhalb der Taliban sind die
       Gespräche umstritten.
       
       17 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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