# taz.de -- Social Media in der Türkei: Twitter kollaboriert mit der Regierung
> Nach Angaben eines Regierungsvertreters wird Twitter einige Nutzer-Konten
> sperren. Dabei gehe es um User, die sich über Erdogans Regierung
> beschwert hatten.
IMG Bild: Manche müssen statt moderner Medien zukünftig traditionelle Spiele nutzen
ISTANBUL rtr | Twitter hat nach Angaben eines Vertreters der Regierung in
Ankara zugestimmt, einige Nutzer-Konten in der Türkei zu schließen. Es
handle sich um Konten, über die sich die Regierung beschwert habe, sagte
der Mitarbeiter des Büros von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in der
Nacht zum Dienstag.
Der Kurznachrichtendienst werde allerdings vorerst nicht wie von der
Regierung gefordert ein Büro in der Türkei eröffnen und dort Steuern
zahlen. Diese Punkte würden aber demnächst über Anwälte in Istanbul
diskutiert. Twitter äußerte sich zunächst nicht.
Der Regierungsvertreter äußerte sich nach den ersten direkten Gesprächen
mit Twitter seit der Blockade der Online-Plattform in der Türkei. Die
Telekommunikationsaufsicht sperrte den Zugang im März kurz vor der
Kommunalwahl, nachdem Erdogan angekündigt hatte, gegen Twitter vorzugehen.
Der Ministerpräsident beklagte die Verbreitung von Tonmitschnitten, die
angeblich Korruption in seinem Umfeld belegen.
Das Verfassungsgericht wertete die Blockade jedoch als Verstoß gegen die
Meinungsfreiheit, woraufhin sie nach elf Tagen aufgehoben wurde. Erdogan
bezeichnete das Urteil als falsch und plädiert für eine Aufhebung. Auch
Googles Videodienst YouTube wurde blockiert. Anders als Twitter ist er
weiterhin offiziell nicht zugänglich.
Die türkische Regierung schätzt, dass Twitter mit Werbeanzeigen in dem Land
jährlich einen Umsatz von 35 Milliarden Dollar erzielt und beklagt, dass
darauf keine Steuern gezahlt werden. Wie andere High-Tech-Firmen ist das
Unternehmen so aufgebaut, dass möglichst wenig Steuern anfallen: Die
internationale Tochter hat ihren Sitz in Dublin und schließt Verträge auch
mit Geschäftskunden in Ländern wie der Türkei, Deutschland oder
Großbritannien.
15 Apr 2014
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