# taz.de -- Kommentar Unruhen in der Ostukraine: Loslösung um jeden Preis
> Der Vorschlag eines Referendums in der Ostukraine wird dort nur wenig
> Gehör finden. Die bewaffneten Separatisten wollen nichts als die
> Destabilisierung.
IMG Bild: Prorussischer Gasmaskenträger vor der am Montag besetzten Polizeistation von Horlivka.
Die ukrainische Übergangsregierung hat sich offensichtlich entschlossen,
zweigleisig zu agieren. Zwar will Kiew auch weiterhin mit einer
Antiterroraktion gegen die Besetzer von Regierungs- und Verwaltungsgebäuden
in mehreren ostukrainischen Städten vorgehen. Gleichzeitig bringt
Staatspräsident Alexander Turtschinow aber die Möglichkeit eines
landesweiten Referendums über eine Dezentralisierung des Staates am 25.
Mai, dem Tag der Präsidentenwahlen, ins Gespräch.
Doch einmal abgesehen davon, wie dieser Volksentscheid aussehen und ob er
am Ende überhaupt stattfinden wird: Es ist derzeit mehr als fraglich, dass
Turschinows Vorschlag Gehör findet.
Denn das Vorgehen der uniformierten bewaffneten Besetzer deutet nicht
darauf hin, dass sie bereit wären einzulenken. Im Gegenteil. Ihre Devise
lautet: Die östlichen Landesteile weiter destabilisieren, und das um jeden
Preis. Das funktioniert nach dem immer gleichen Muster, wie die Erstürmung
weiterer Verwaltungsgebäude am Montag zeigt. Dabei werden Tote und
Verletzte billigend in Kauf genommen.
Wenn diese Kräfte, wer auch immer sie sind, an einem Volksentscheid
interessiert sind, dann nach ihren „demokratischen“ Regeln und mit nur
einem möglichen Ergebnis: einer Loslösung von der Ukraine und einem
Anschluss an die Russische Förderation.
Jüngste Äußerungen aus dem Nachbarland sind auch nicht dazu angetan, die
Lage zu entspannen. Sie erschöpfen sich in Drohungen an die Adresse Kiews
und die wenig überzeugenden Dementis, mit den Besetzungsaktionen in der
Ostukraine überhaupt etwas zu tun zu haben. Wie es weitergeht, weiß
niemand. Selbst ein Bürgerkrieg ist nicht ausgeschlossen. Der würde dann
mehr Menschenleben kosten als auf dem Maidan.
14 Apr 2014
## AUTOREN
DIR Barbara Oertel
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