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       # taz.de -- Die Finanzen der HSH: Nordbank verballert Elbphilharmonie
       
       > Das Landesinstitut hat im vergangenen Jahr so viel Geld verloren, wie das
       > luxuriöse Hamburger Wahrzeichen kostet. Schuld ist die nicht enden
       > wollende Schifffahrtskrise.
       
   IMG Bild: Die HSH Nordbank hat im letzten Jahr über 800 Millionen Euro verloren: Vielleicht in einem großen schwarzen Loch?
       
       HAMBURG taz | Wer sich auf die Welt der Banken einlässt, sieht sich schnell
       mit den Grenzen seiner Fantasie konfrontiert. 814 Millionen Euro Miese hat
       die HSH Nordbank im vergangenen Jahr gemacht. Mit dem Geld ließe sich die
       Elbphilharmonie bezahlen, die Hamburg interkontinental in die Schlagzeilen
       gebracht hat, weil sie so teuer ist.
       
       „Das Ergebnis ist fürchterlich“, räumte Finanzvorstand Stefan Ermisch bei
       der Bilanzpressekonferenz in Hamburg ein. „Aber es entspricht der
       langfristigen Planung.“ Im kommenden Jahr wolle die Bank aber vor und nach
       Steuern einen deutlichen Gewinn ausweisen.
       
       Die teilprivatisierte ehemalige Landesbank war 2008 in den Strudel der
       Finanzkrise geraten, weil sie sich mit komplexen Finanzprodukten
       verspekuliert hatte. Obendrauf kamen für die größte Schiffsfinanziererin
       der Welt die Folgen der Wirtschafts- und damit der Schifffahrtskrise.
       
       In einem Kraftakt pumpten Hamburg und Schleswig-Holstein zusammen 3,2
       Milliarden Euro in die Bank: Geld bereitzustellen, erschien den Regierungen
       billiger als die Bank pleitegehen zu lassen. Außerdem garantieren die
       Länder für darüber hinaus gehende Verluste von bis zu zehn Milliarden Euro.
       Seitdem gehört die Bank wieder zu 85,5 Prozent den Ländern.
       
       Dass die Nordbank ihren Verlust versiebenfacht hat, liegt daran, dass ihre
       Bilanz 2012 durch einen Sondereffekt bei der Bewertung von
       Finanzierungsinstrumenten verschönert wurde. 2013 musste sie dagegen mehr
       Risikovorsorge betreiben, mehr Geld für die öffentlichen Garantien
       aufbringen und Steuern nachzahlen.
       
       Vor allem wegen ihrer faulen Schiffskredite hatte die Bank im vergangenen
       Frühjahr die Länder gebeten, ihre Garantie wieder auf zehn Milliarden Euro
       aufzustocken, nachdem sie sie zuvor auf sieben Milliarden Euro reduziert
       hatten. Für die Garantie, die ihr das Wirtschaften ermöglicht, muss die
       Bank eine Gebühr bezahlen. Diese stecken die Länder in ihren „HSH
       Finanzfonds“, aus dem sie tatsächlich eintretende Verluste der Bank
       bezahlen.
       
       „Jeder Cent Garantiegebühr, den die Bank zahlt, geht direkt am
       Landeshaushalt vorbei in den Finanzfonds“, versichert die
       schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold. Seit 2009 sind 1,7
       Milliarden Euro an Gebühren aufgelaufen. Allerdings hat die Bank bei der
       Vorstellung ihrer Bilanz die Summe nach oben korrigiert, mit der sie die
       Garantie zwischen 2019 und 2025 in Anspruch nehmen wird: statt bisher 1,3
       Milliarden Euro sind es jetzt 1,6 Milliarden.
       
       Kern der Misere sind die 2.500 Schiffe, die die HSH Nordbank finanziert
       hat. Viele fahren keinen Gewinn ein, so dass ihre Eigner die Kredite nicht
       bedienen können. Und ein Ende der Schifffahrtskrise ist auch in diesem Jahr
       nicht in Sicht. Möglicherweise lasse sich mit Massengutfrachtern und
       Tankern 2015 wieder Geld verdienen, meinte der Vorstandschef der Bank,
       Constantin von Oesterreich – nicht jedoch mit Containerschiffen.
       
       Von Oesterreich räumte ein, die Bank habe sich in Bezug auf die Schifffahrt
       verschätzt. In Ostasien würden politisch so gute Preise vorgegeben, dass
       die Reeder Schiffe bauen ließen, auch wenn sie sie eigentlich nicht
       brauchten. Die laufenden Aufträge umfassten 20 Prozent des aktuellen
       Volumens an Schiffsraum. Die Bank will davon profitieren und 2014 im
       bescheidenen Umfang von einer Milliarde Euro investieren.
       
       Bankchef Oesterreich betonte, dass sein Institut auf dem Weg zur „Bank für
       Unternehmer“ vorangekommen sei. Vor allem Firmen und Immobilienkunden hat
       die Bank gewonnen, während sie sich in der Schifffahrt weniger engagiert
       als früher.
       
       In Norddeutschland habe die Bank bei den Unternehmen des gehobenen
       Mittelstands einen Marktanteil von 50 Prozent. Sollten sich diese Geschäfte
       auch im laufenden Jahr gut entwickeln, könne seine Bank der EU-Kommission
       Endes des Jahres zeigen, „dass wir eine Existenzberechtigung haben“, sagte
       von Oesterreich.
       
       10 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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