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       # taz.de -- Griechenland zurück am Kapitalmarkt: Staatsanleihen und Staatskritik
       
       > Athen gibt erstmals seit fünf Jahren wieder Staatsanleihen aus. Die
       > Bevölkerung interessiert das weniger. Sie geht wegen der Sparmaßnahmen
       > auf die Straße.
       
   IMG Bild: Alle sind Darth Vader: Man ist nicht glücklich in Athen.
       
       ATHEN ap/dpa | Nach vier Jahren internationaler Finanzhilfe will
       Griechenland erstmals wieder Geld an den internationalen Kapitalmärkten
       aufnehmen. Das Finanzministerium in Athen kündigte am Mittwoch die Ausgabe
       fünfjähriger Euro-Staatsanleihen an. Geplant sei das für die „unmittelbare
       Zukunft“, hieß es in einer Erklärung.
       
       Griechenland ist seit 2010 auf internationale Finanzhilfe angewiesen und
       hat sich seitdem kein frisches Geld mehr an den Märkten holen können. Als
       Folge des strikten Sparkurses der Regierung hatten sich die öffentlichen
       Finanzen stetig verbessert. Auch die für den Verkauf der Anleihen
       entscheidenden Renditen fielen in den letzten Monaten kontinuierlich. Nach
       sechs Jahren in der Rezession soll die griechische Wirtschaft in diesem
       Jahr erstmals auf den Wachstumspfad zurückkehren.
       
       Die Sparmaßnahmen sorgen aber in der Bevölkerung für Unmut. Am Mittwoch
       legte ein Generalstreik das öffentliche Leben größtenteils lahm. Züge und
       Fähren fuhren nicht, der öffentliche Nahverkehr wurde massiv gestört,
       staatliche Krankenhäuser und andere öffentliche Dienste konnten nur
       eingeschränkt arbeiten. Tausende Demonstranten marschierten durch die
       Innenstadt Athens. Hintergrund sind die Sparmaßnahmen und die geplante
       Entlassung von mindestens 11.000 Staatsbediensteten bis Ende 2014. Knapp
       4000 Staatsbedienstete haben bereits ihren Job verloren.
       
       Nach Polizeiangaben nahmen mindestens 6.000 Menschen an der Demonstration
       teil. Sie trugen Banner und skandierten Slogans gegen Sparmaßnahmen.
       Hunderte weitere versammelten sich in einer anderen Gegend von Athen, um an
       einem zweiten Protestmarsch teilzunehmen. Wegen der Protestaktionen wurde
       die U-Bahn-Station im zentralen Syntagma-Platz vor dem Parlament
       geschlossen.
       
       Die Gewerkschaften fordern ein Ende der schmerzhaften, mit tiefen
       Einschnitten verbundenen Sparpolitik, die der Regierung im Gegenzug für das
       Rettungspaket der internationalen Geldgeber auferlegt wurde. Die
       wiederholten Einkommenskürzungen und Steuererhöhungen vertieften die sechs
       Jahre andauernde Rezession. Die Arbeitslosenquote stieg auf einen
       Rekordwert von 28 Prozent. Die Proteste verliefen nach Angaben der Polizei
       friedlich.
       
       Die Gewerkschaften sprachen von einem Generalstreik. Allerdings waren der
       Flugverkehr und die Hotellerie nicht betroffen. Alle U-Bahnen fuhren
       normal. Auch Supermärkte und andere Geschäfte sowie zahlreiche Banken
       blieben offen.
       
       Die Streiks fanden zwei Tage vor einem für Freitag geplanten Besuch von
       Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen statt. Sie waren aber schon vor
       Bekanntgabe des Besuches geplant. Merkel will die Regierung unter dem
       konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras in ihrem Reformkurs
       bestärken.
       
       9 Apr 2014
       
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