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       # taz.de -- Gerangel um Energiewende: Gabriel bestreitet Kostensprung
       
       > Die EEG-Umlage soll durch die geplante Reform nicht wesentlich stärker
       > steigen als geplant. 500 Firmen könnten die Vergünstigungen verlieren.
       
   IMG Bild: Kein See und auch kein Park: Solarstromerzeugung in Hessen.
       
       BERLIN taz | Kurz vor dem Kabinettsbeschluss über das
       Erneuerbare-Energien-Gesetz hat Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am
       Montag versucht, Befürchtungen zu zerstreuen, dass die Regelung für die
       Verbraucher doch wieder wesentlich teurer wird. Medienberichte, denen
       zufolge die Ökoumlage auf 7,7 Cent bis 2020 steigen könnte, wies Gabriel
       zurück.
       
       An diesem Dienstag will die Regierung Gabriels Entwurf für die Reform des
       Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) verabschieden. Dazu hatten Bund und
       Länder vor einer Woche einen Kompromiss ausgehandelt. Erstens geht es
       darum, die Zahl der neuen Ökokraftwerke zu begrenzen. Zweitens soll die
       Förderung der erneuerbaren Energien in Einklang mit EU-Recht gebracht
       werden. Und drittens will man die jährliche Steigerung der Ökoumlage, mit
       der die Privathaushalte und meisten Firmen die Wind- und Solarkraftwerke
       finanzieren, auf ein Minimum reduzieren.
       
       Allein in den vergangenen drei Jahren war die Umlage um fast 3 Cent pro
       Kilowattstunde verbrauchten Stroms auf heute 6,2 Cent gestiegen. Laut dem
       Bundeswirtschaftsministerium soll dieser Zuwachs auf „ungefähr 7 Cent bis
       zum Jahr 2020“ begrenzt werden. Am Wochenende zitierte der Spiegel jedoch
       eine Kostenaufstellung des Ministeriums, der zufolge die Umlage doch auf
       7,7 Cent bis 2020 steigen könnte.
       
       Gabriel erklärte dazu, die zitierte Liste, die auch der taz vorliegt, gebe
       nicht den endgültigen Stand der Beschlüsse von Bund und Ländern aus der
       vergangenen Woche wieder. Die Größenordnung werde sich auf 7,1 Cent 2020
       belaufen, also im Rahmen der Botschaft der vergangenen Woche von „ungefähr
       7 Cent“ bleiben. Der Grund für die Differenz: Verschiedene Punkte auf der
       Liste, die zu weiteren Kostensteigerungen führen könnten, habe man
       verworfen oder billiger gemacht.
       
       Ein Beispiel: Während auf der Liste eine höhere Förderung für Biogasanlagen
       noch mit 0,2 Cent bis 2020 beziffert war, soll der Zuwachs nun angeblich
       auf 0,07 Cent begrenzt werden. Ähnlich bei der Windenergie auf dem Meer: In
       einem Brief an alle Bundestagsabgeordneten argumentiert Gabriel, dass es
       entgegen der Liste „nicht zu Mehrbelastungen in der EEG-Umlage kommen
       wird“, weil man die Anschlusskosten für Meereswindparks reduziere.
       
       ## Viele Ausnahmen
       
       Allerdings räumt das Ministerium ein, dass die Ansage „ungefähr 7 Cent“
       unter erheblichen Vorbehalten stehe. Sie hängt unter anderem von der
       Entwicklung des Strompreises an der Börse ab. Offen ist bislang auch, wie
       viele Industrieunternehmen in Deutschland welche Ausnahmen von der
       Ökoumlage erhalten. Darüber verhandelt die Regierung zurzeit mit der
       EU-Kommission, die die Ausnahmen teilweise für ungerechtfertigt hält. Am
       Montag sagte Gabriel, etwa 500 von über 2.000 begünstigten Unternehmen
       könnten ihre bisherigen Vorteile einbüßen. Dadurch würde der Teil der
       Umlage zurückgehen, den die Privathaushalte zahlen müssen.
       
       Unterdessen hat Greenpeace eine Studie des Instituts für Ökologische
       Wirtschaftsforschung vorgelegt, der zufolge die geplante Begrenzung beim
       Ausbau der erneuerbaren Energien bis zu 20.000 Arbeitsplätze kostet. Weil
       Unternehmen beispielsweise weniger Windkraftwerke produzieren, gingen dem
       Staat auch Steuereinnahmen verloren.
       
       7 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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