# taz.de -- Wahl und Wahlsystem in Indien: Sechs Wochen Urnengang
> Die Wählerzahl ist riesig, die Sicherheitsvorkehrungen sind groß. Auch
> deshalb ist die Wahl in Indien eine der längsten in der jüngeren
> Geschichte des Landes.
IMG Bild: Kreative Werbung: Wahlaufruf per Sandskulptur an der Küste von Puri.
DELHI taz | Narendra Modi wird aus Vadodara in seinem Heimatstaat Gujarat
antreten und aus der Pilgerstadt Varanasi in Uttar Pradesh. Die doppelte
Kandidatur des BJP-Spitzenkandidaten hat in Indien auch eine Diskussion
über Wahlkosten angestoßen, denn sollte Modi aus beiden Kreisen gewinnen,
muss er sich für einen entscheiden. In dem anderen müssen dann Nachwahlen
organisiert werden. Das kostet pro Wahlkreis rund 600.000 Euro.
Grund dafür ist das Mehrheitswahl-System in Indien. Kandidaten treten nur
in ihren Wahlkreisen an, wer die meisten Stimmen bekommt, kommt ins
Parlament. Um einen sicheren Platz zu haben treten Spitzenpolitiker deshalb
oft aus mehreren Wahlkreisen an.
Weil sie ihre Abgeordneten direkt wählen, ist der Anspruch der Einwohner
Indiens oft, dass diese sich auch direkt im Wahlkreis betätigen. Um das zu
ermöglichen, weist der Staat allen Abgeordneten jeweils 2,5 Millionen Euro
zu, die sie auf Antrag für Entwicklungsprojekte in ihren Wahlkreisen
ausgeben dürfen.
Die Wahl dieses Jahr ist eine der längsten, die Indien in den vergangenen
Jahrzehnten hatte. Gab es 2009 nur vier Wahltage, sind es diesmal neun,
verteilt über sechs Wochen. Ausgezählt wird allerdings gleichzeitig am 16.
Mai. Als Gründe für die lange Wahldauer nannte die Wahlkommission den „früh
einsetzenden Monsun“ sowie Ernte- und Prüfungszeiten in manchen Teilen des
Landes. Zugleich muss die Kommission ihr Personal durch das Land fahren.
Elf Millionen Menschen sind es, darunter Polizisten und Soldaten, die die
Wahllokale schützen sollen.
## 815 Millionen Wähler
Auch die Zahl der Wähler ist stark gestiegen: etwa 815 Millionen Menschen
sind dieses Jahr für die Wahl registriert. Bei der letzten Parlamentswahl
2009 waren es noch 670 Millionen gewesen. Im größten Wahlkreis, Malkajgiri
in Andhra Pradesh, werden knapp 3 Millionen abstimmen, während es auf der
Insel Lakshadweep nur 47.000 sind.
Noch ist nicht ganz klar, wie viele Parteien an der Wahl teilnehmen. 2009
waren es 363. Weil viele Menschen nicht lesen und schreiben können werden
die Parteien auf den Wahlcomputern mit einem Wahlzeichen dargestellt. Die
Kongresspartei verwendet beispielsweise eine offene Handfläche und die BJP
einen Lotos. Insgesamt gibt es 543 Wahlkreise und ebensoviele Abgeordnete.
Für eine Mehrheit im Parlament braucht eine Regierung mindestens 272
Stimmen.
7 Apr 2014
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DIR Lalon Sander
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